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Blutkirsche

Blutkirsche

Titel: Blutkirsche
Autoren: Gudrun Weitbrecht
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Marco.
    |210| „Ja, die kenne ich auch. Man nimmt an, dass jede zweite Tötung in Deutschland unentdeckt bleibt, wenn nicht dem Ermordeten offensichtlich der Kopf fehlt oder andere obskure und alarmierende Begleitumstände vorhanden sind. Diese Zahl kann anhand von Statistiken von anderen Ländern, in denen Sektionen viel häufiger durchgeführt werden, hochgerechnet werden.“
    Marco sagte überrascht: „Wow, so viele!“
    „Ja“, entgegnete Anne. „Bei Giftmord besteht eine große Chance, dass der Täter nicht entdeckt wird, und der Arzt eine natürliche Todesursache bescheinigt, falls der Tote nicht nach Bittermandeln oder Ähnlichem riecht. Sollte ein Angehöriger auf einer Autopsie bestehen, kann es sein, dass er sie selbst bezahlen muss. Da wird dann oft davon Abstand genommen.“
    Marco runzelte die Stirn. „Das ist doch alarmierend genug, da müsste der Gesetzgeber doch handeln und eigens dafür in der Leichenschau ausgebildete Ärzte zu den Einsätzen schicken.“
    „Da hast du recht, da liegt was im Argen!“, erwiderte Anne.
    Im Rückblick dachte Anne an den Tod ihres Vaters, der über Nacht starb. Obwohl er fast zwanzig Jahre älter als ihre Mutter zählte, kam sein Ableben doch sehr überraschend. Der Arzt hatte einen Herztod bescheinigt. Hatte ihre Mutter ...? War ihr Hass auf den Ehemann so groß gewesen? Oder wie sollte sie den Satz im Tagebuch von Magda interpretieren: ,Ich hasse ihn, am liebsten würde ich ihn umbringen.‘
    Nein, das konnte nicht sein. Nicht ihre Mutter!
    Und was war damals mit Gretel geschehen? Dieser Todesfall und die Umstände gehörten ebenfalls in die Kategorie ‚Merkwürdig‘.
    Anne beruhigte ihr beruflich antrainiertes Misstrauen und schob ihren Verdacht ganz weit weg.
    Einen Verbrecher als Vater zu haben, war schon schlimm genug. In ihren Adern floss das Blut eines Mörders. Wenn nicht nur die Erziehung und Umwelt einen Menschen formte, sondern es ein Gen geben sollte, das einen zum Kriminellen werden ließ, trug sie das Böse in sich. Einige Wissenschaftler glaubten, den Beweis dieser These gefunden zu haben. ‚Schluss jetzt Anne‘, ermahnte sie sich. ‚Du bist ein eigener Mensch, mit eigener Identität, nichts ist von meinem Vater in mir‘.
    „Jetzt aber genug davon!“, unterbrach Marco Annes Gedanken. „Lassen Sie uns von etwas Erfreulicherem sprechen. Mir geht es heute richtig gut. Ich bin erleichtert, dass Melanie morgen endlich aus dem Bürgerhospital entlassen wird. Meine Mutter bleibt noch eine Weile hier. Sie |211| überlegt sich, ob sie nicht zu uns ins Schwabenländle ziehen soll. Ich bin ihr einziger Sohn. Sie vermisst mich und sagt, dass sie das Baby ganz dolle lieb hat und jetzt schon traurig ist, wenn sie wieder abreisen muss. Wissen Sie was, Chefin? Ich habe mich entschlossen, mir einen Schrebergarten zuzulegen, damit unser Baby im Grünen aufwächst“, verkündigte er.
    „Natürlich nicht in der ‚Kirschblüte‘ Garten Nummer 11. Es gibt bestimmt Anlagen, in denen es gemütlicher zu geht, ohne dass es gleich heißt ‚Der Mörder ist immer der Gärtner‘.“ Marco lachte schallend.
    „Wie schön für dich, da freue ich mich.“ Anne lächelte froh. Zum ersten Mal seit Tagen.

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    |213| Danksagung
    Den folgenden Personen bin ich zu Dank verpflichtet:
    Jürgen Beckedorf für sein Vertrauen.
    Doktor Manfred Kühlbrey für die Hilfe bei medizinischen Fragen.
    Guido Richter von
Wetterpool
für seine Auskunft.
    Meiner Lektorin, Karin Haller, für ihr behutsames Eingreifen.
    Meinem Sohn, für seine Kommentare.
    Und natürlich meinem Mann, für seine Geduld.

Informationen zum Buch
    Strahlender Sonnenschein, zwitschernde Vögel, Gartenglück! Doch die Idylle trügt: Der Vorsitzende des Kleingartenvereins liegt mit gespaltenem Schädel auf dem Misthaufen. Und jeder hier hat Dreck am Stecken. Am Morgen nach dem Kirschblütenfest wird Harry Kohl brutal ermordet aufgefunden. Der Vorsitzende eines Stuttgarter Kleingartenvereins war verhasst: Fast jeder der biederen Gartennachbarn hat ein Motiv – aber niemand ein Alibi. Gibt es eine Verbindung zu der Babyleiche, die vor Jahren auf dem städtischen Häcksel platz gefunden wurde? Woher kommen die hohen Beträge, die auf das Konto des Mordopfers überwiesen wurden? Ermittlerin Anne Wieland und ihr Assistent Marco Schneller ermitteln zwischen Gartenzwergen und Kirschbäumen, in exklusiven Wohngegenden, in gutbürgerlichen Vierteln und solchen, die als soziale Brennpunkte gelten. Plötzlich
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