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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen
Autoren: T Weaver
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Metern stieß ich mit dem Arm an einen Baum und hielt inne. Ich hob die MP5 an die Schulter und zielte auf den Mann.
    Klick.
    Der Scharfschütze lud nach. Da ich mich inzwischen näher an der Kiste befand, konnte ich das leise Geräusch hören, als das Magazin wieder in die Waffe eingelegt wurde. Kurz herrschte Stille.
    Dann fielen weitere Schüsse.
    Die Kugeln des Scharfschützen schlugen in den Baum ein, hinter dem der Mann in Deckung gegangen war. Doch er war gut geschützt. Er hatte sich ein ausgezeichnetes Versteck ausgesucht.
    Nur, dass er einen Fehler gemacht hatte.
    Er schaute noch immer auf die Stelle, wo ich gerade noch gewesen war. Sobald das Mündungsfeuer der MP5 den Wald erhellte, gab er zwei Schüsse in diese Richtung ab. Allerdings ins Leere. Durch das Nachtsichtgerät erkannte ich den Ausdruck seiner Augen hinter der Sturmhaube: ein kurzes Zögern, als ihm klar wurde, dass ich mich inzwischen anderswo versteckte. Er suchte mit Blicken den Wald links vom Rand des Pfades ab. Und schien überrascht, als er mich in etwa zehn Metern Entfernung ortete.
    Ziel anvisieren. Konzentrieren.
    Triff nicht daneben.
    Ich drückte ab.

    Sein Kopf zerplatzte. Blut spritzte gegen den Baum, und sein Körper kippte rücklings zu Boden. Stille. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass der Scharfschütze mir zunickte. Er hatte gewusst, wo ich war, und meine Bewegungen vom ersten Schuss an verfolgt. Ich nickte zurück. Uns beiden wurde klar, dass er mich benutzt hatte. Er hatte mir geleuchtet, mir Zeit zum Schießen gegeben und darauf vertraut, dass ich das Ziel nicht verfehlen würde. Ich war kein ausgebildeter Scharfschütze. Ohne die Gelegenheit zum sorgfältigen Zielen hätte ich vermutlich danebengeschossen. Allerdings genügte mein Können, um zwei reglos verharrende Gegner zu treffen, die mich zuvor nicht wahrgenommen hatten. Möglicherweise wusste der Polizist ja über meine Schießkenntnisse Bescheid. Vielleicht hatte er meine Akte gelesen oder einfach auf sein Glück vertraut. Jedenfalls hatte es geklappt.
    Als sich links von mir etwas bewegte, wirbelte ich herum.
    Crane war aufgesprungen und rannte los.
    Ich bückte mich nach der Taschenlampe neben dem toten Constable und machte mich an die Verfolgung. Über den Pfad wehte der widerwärtige Gestank von verbranntem Schießpulver. Außerdem lag der Geruch nach frischem Blut schwer in der Luft. Crane schaute sich zu mir um und lief dann nach links in den Wald. Ich heftete mich an seine Fersen. Als ich mit der Taschenlampe leuchtete, erkannte ich ihn etwa fünf Meter vor mir. Ich hörte meinen eigenen Herzschlag in meinen Ohren. Meine Hände waren glitschig von Schweiß und Regenwasser. Er versuchte, Abstand zwischen uns zu bringen. Zu fliehen. Mich abzuhängen und in der Nacht zu verschwinden. Doch ohne Taschenlampe war der Wald wie ein Labyrinth.
    Und eine Sekunde später fiel er hin.
    Eine gewaltige Eiche erhob sich aus der Dunkelheit wie eine Wand aus Holz. Beim Versuch, ihr auszuweichen, prallte
er mit der Schulter dagegen, stolperte und taumelte nach links. Als er einen Sturz verhindern wollte, schlang sich eine aus dem Waldboden ragende Brombeerranke um seinen Fuß. Er verlor das Gleichgewicht und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden, dass ihm die Luft wegblieb. Seine gefesselten Hände waren unter dem Körper eingeklemmt. Er wälzte sich auf den Rücken und schaute nach oben. Sein Atem bildete eine Wolke vor seinem Mund.
    Im ersten Moment konnte er nicht richtig sehen. Er starrte zwar in meine Richtung, allerdings ein wenig an mir vorbei. Dann schüttelte er den Kopf, seine Augenlider flatterten, und sein Blick wurde wieder klar. Seine Augen fixierten mich. Ich leuchtete mit der Taschenlampe einen Punkt neben seinem Gesicht an, damit er mich so deutlich wahrnehmen konnte, wie die Lichtverhältnisse im Wald es gestatteten.
    »Wer waren diese Männer?«, fragte ich.
    »Russen.« Er hustete. Als er lächelte, waren seine Zähne mit Blut und Speichel verschmiert. »Sie hatten Angst, dass die Polizei etwas aus mir herausholen könnte. Im Gefängnis hätten sie die Möglichkeit gehabt, mich umzulegen. Aber nicht in einem Polizeirevier. Also habe ich eine Abmachung getroffen.«
    »Eine Abmachung?«
    »Der Geist muss sich wieder das Gesicht richten lassen. Er ist paranoid und sieht überall Polizisten.« Crane hielt inne und fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. »Also habe ich seinen Leuten vorgeschlagen, dass ich die Polizei ausbremsen und Gobulev
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