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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand
Autoren: E Kneifl
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dich gleich erledigen. Eigentlich brauche ich dich nicht wirklich, außer dein smarter Detective verfolgt uns.“
    „Darauf kannst du Gift nehmen“, zische ich.
    „Sobald ich die mexikanische Grenze erreicht habe, wirst du sterben.“ Sein höhnisches Gelächter dringt mir durch Mark und Bein.
    „Du wirst es niemals bis an die Grenze schaffen. Das FBI ist bereits hinter dir her. Sie wissen, dass du all die Campingplatz-Morde auf dem Gewissen hast.“
    „Du unterschätzt mich, Baby. Vielleicht will ich gar nicht zu den Scheiß-Latinos? Vielleicht jagen deine FBI -Leute hinter dem falschen Wagen her? Ich habe meinen alten Ford einem besoffenen Indio geschenkt. Sie werden viel Spaß mit ihm haben. Er ist total durchgeknallt.“
    „Detective Hunter weiß, dass Claire auf deiner Abschussliste steht“, sage ich ganz ruhig.
    „Umso besser. Wir beide werden jetzt deine Freundin Claire und den fetten Tom besuchen und auf ihrer Tankstelle ein hübsches Feuerwerk veranstalten. Vielleicht werdet ihr alle gemeinsam mit großem Trara in die ewigen Jagdgründe eingehen.“
    Das Leuchten in meinen Augen verrät ihm anscheinend meine Gedanken.
    „Du freust dich zu früh, Schlampe. Mir ist schon klar, dass es auf der Tankstelle bald nur so von Detectives wimmeln wird. Keine Angst, für die habe ich mir etwas Besonderes ausgedacht. Und ich kann nur hoffen, dass dein schwuler Freund und diese Rothaut bereits dort sein werden, wenn wir hinkommen. Du hast mir anscheinend nicht richtig zugehört, damals, als wir noch gute Freunde waren. Ich war einer der Besten in der Army, vergiss das nicht, Honey!“
    Jamie klebt das lose Ende des Bandes wieder auf meine Wange und klappt den Kofferraumdeckel zu.
    Er hat die Hoffnung in meinen Augen nicht gesehen. Orlando lebt. Er hat ihn nicht erwischt. Sogleich fühle ich mich besser.
    Der Wagen setzt sich wieder in Bewegung. Garantiert hat er bei einer abgelegenen Self-Service-Tankstelle getankt. Ich hasse all diese Self-Service-Einrichtungen in diesem verfluchten Land.
    Die Fahrt dauert endlos lange. Ich habe das Gefühl, dass Stunde um Stunde immer langsamer vergeht. Beginne die Sekunden zu zählen. Eine Minute erscheint mir wie die Ewigkeit. Ich habe schrecklichen Durst.
    Meine Beine werden steif. Ich bekomme einen Krampf in der linken Wade. In meinen Armen und Händen habe ich kein Gefühl mehr. Das Blut staut sich. Ich werde an einem Gehirnschlag sterben, so wie meine geliebte Großmutter.
    Der Gedanke an diese alte Romni gibt mir plötzlich Kraft. Du musst lernen, allein zu überleben, hat sie nach dem Tod meiner Eltern zu mir gesagt. Denk nicht an die Vergangenheit oder die Zukunft, konzentrier dich auf das Jetzt. Kurz danach hatte sie den Schlaganfall.
    Wie kann man überleben lernen, wenn man gefesselt und geknebelt im Kofferraum eines Wagens liegt? Irgendwann wird er den Knebel wieder entfernen. Ich bin mir sicher, dass er mit mir reden will, nur um mir noch mehr Angst einzujagen, und um diese Angst aus meinen Worten herauszuhören. Er ist ein Sadist. Er genießt es, andere leiden zu sehen.
    Verbal fühle ich mich diesem Arschloch überlegen. Vielleicht kann ich ihn beim nächsten Stopp dazu bringen, meine Fesseln zu lösen? Er unterschätzt garantiert meine körperlichen Kräfte. Ich bin mindestens so stark, wie meine Mutter es war. Wenn ich meine Hände freikriegen sollte, werde ich ihm meine Finger in die Augen drücken, sie ihm herausreißen, egal was dann mit mir passiert. Zu mehr, als mir sein Messer in den Bauch zu rammen oder mir die Kehle durchzuschneiden, so wie meinem Vater, wird er dann nicht fähig sein.
    Mein Schluchzen klingt erbärmlich. Beruhige dich, Kafka, so weit wird es nicht kommen. Entweder werden Simon und Orlando mich vorher finden und befreien oder ich werde schnell sterben. Ich weiß, was er vorhat. Er wird die Tankstelle und alle Menschen, die sich dort befinden, in die Luft jagen.

Epilog
Death Valley, Kalifornien, April 2012
    Ein Streifenwagen parkte mit eingeschaltetem Standlicht vor der Bar im Death Valley. Das „Fuck off“ auf dem Schild war angestrahlt.
    Der Officer am Fahrersitz hatte seinen Hut tief ins Gesicht gezogen und schien zu schlafen.
    Durch die offene Tür konnte er den zweiten Officer, der an der Bar lehnte, sehen. Die Bar war hell beleuchtet. Eine schrille Frauenstimme schallte aus den kleinen Boxen über der Theke.
    Jamie ließ seinen Wagen etwa fünfzig Meter nach der Tankstelle am Straßenrand stehen, machte die Lichter aus und
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