Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Halloween

Blutiger Halloween

Titel: Blutiger Halloween
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wurde von dem Mädchen ignoriert. Es hatte sich selbst Schwung gegeben und war im Nu von der Fensterbank verschwunden.
    Nur das graue Rechteck blieb zurück.
    Auf einmal verstummten die Stimmen. Stille breitete sich aus. Nach einer Weile schluchzte jemand auf. Gleichzeitig wurde die Kerze im Innern der Maske ausgeblasen.
    »Das habe ich doch nicht gewollt«, sagte derjenige, der die Maske gehalten hatte.
    »Es war nur Spaß«, versuchte sich ein anderer Mut zu machen.
    »Ja, nur Spaß.«
    Danach schwiegen sie. Obwohl es keiner zugeben wollte, lauschten alle nach draußen.
    Sie hörten nichts. Die Stille war beklemmend. Selbst der Wind schien eingeschlafen zu sein, und nicht einmal das bunte Laub an den Bäumen raschelte noch.
    »Was machen wir denn jetzt?« fragte jemand.
    Er bekam keine Antwort. Niemand wollte die Verantwortung übernehmen. Den Kindern hatte der Schreck übel mitgespielt.
    »Sagt doch etwas!«
    »Wir müssen nachschauen!«
    »Wo?«
    »Unten! Da muß sie ja noch liegen.«
    »Vielleicht ist sie nur verletzt«, meldete sich eine dünne Mädchenstimme.
    Sie bekam eine Antwort, die sie erschreckte. »Wieso das denn? Fall du mal aus dem vierten Stock«
    Danach wurde es wieder still.
    »Wenn sie tot ist, haben wir sie ermordet«, sagte das Mädchen wieder.
    »Quatsch. Angela hat Selbstmord begangen. Oder hat sie einer von euch angerührt?«
    »Nein.«
    »Na also.«
    »Verdammt, ich habe Angst!« flüsterte das Mädchen. »Ich will hier weg. Dieser Bau ist mir unheimlich. Wer kommt mit? Außerdem müssen wir nachsehen.«
    Plötzlich wollten alle nicht mehr länger bleiben. Der Maskenträger warf den Kürbis weg. Die Maske knallte mit einem dumpfen Geräusch zu Boden, rollte noch ein Stück und wurde schließlich von der Wand gestoppt.
    Halloween! Aus dem Spiel war blutiger Ernst geworden. Jeder wußte es, und keiner war da, der sich Hoffnungen machte. Angela konnte nicht überlebt haben.
    Sie erreichten die breite Steintreppe, die nach unten führte und erst in der großen Halle ihr Ende fand. Die Schüler blieben dicht zusammen. Das alte Haus machte ihnen plötzlich Angst. Sie harten das Gefühl, als wäre mit dem Tod ein neuer Gast eingezogen.
    Selten waren sie so rasch die Treppen nach unten gelaufen. Die große zweiflügelige Tür war nicht verschlossen. Finger umkrallten die Kante und zogen die Tür auf.
    Kalte Luft empfing die kleine Gruppe Heranwachsender. Im Park hatte sich Nebel gebildet. Die Schwaden wirkten unheimlich, wenn sie sich lautlos über den Rasen bewegten.
    Sie ließen auch die Treppe hinter sich, blieben für einen Moment stehen und schauten sich um.
    »Nach rechts«, sagte jemand.
    Alle waren einverstanden, denn es war genau die Richtung, wo auch Angela liegen mußte.
    Niemand sprach mehr ein Wort, als sie losliefen. Die Angst steckte ihnen in den Knochen und trieb sie voran. Ihre Schritte wirbelten Laub auf oder stampften über den feuchten Boden. Niemand getraute sich plötzlich weiter. Sie blieben stehen, als wären sie vor eine Wand gelaufen. Die sechs schauten sich an. Jedes Gesicht sah in der Dunkelheit wie ein bleicher Fleck aus. Sie wollten etwas sagen, aber sie kamen nicht dazu. Die Kehlen waren plötzlich nicht mehr frei. Klöße steckten in ihnen.
    »Da muß sie liegen!« hauchte eine dünne Mädchenstimme.
    »Dann geh doch vor!«
    »Ich habe Angst.«
    »Okay, Ronny, du hast die Maske getragen, und du wirst nachschauen. Alles klar?«
    Ronny drehte sich scharf herum. »Warum ich?«
    »Das habe ich dir doch gesagt.«
    »Du kannst ebenso…«
    »Keine Widerrede. Wir haben beschlossen, daß du es bist, der nachschauen wird.«
    Die anderen nickten zustimmend.
    Ronny ballte die Hände. Für einen Moment verzerrt sich sein Gesicht vor Angst. Dann nickte er. »Ich gehe…«
    Die fünf anderen schauten zu, wie er sich auf den Weg machte. Zögernd setzte er seine Schritte. Über seinen Rücken kroch eine Gänsehaut. Er zitterte am gesamten Leib, machte sich Vorwürfe, und seine Füße drückten die ersten sperrigen Bodengewächse in die feuchte Erde. Mit den Händen teilte er im Weg stehende Zweige, damit er einen besseren Blickwinkel besaß.
    Dann senkte er den Kopf.
    Ronny sagte nichts. Sein Kehle war plötzlich wie zugeschnürt, aber er starrte auf die leblose Gestalt.
    Angela lag auf dem Rücken. Deutlich konnte er die verdrehten Augen erkennen. Für ihn ein Zeichen, daß in dem schmalen Mädchenkörper kein Leben mehr steckte. Das Gesicht kam ihm seltsam blaß vor, die Hände
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher