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Blutige Verfuehrung 4

Blutige Verfuehrung 4

Titel: Blutige Verfuehrung 4
Autoren: Ina Cult
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in einem unserer Hotels unterkommen, bis die Konflikte mit den Gegenclans beigelegt sind." Mit diesen Worten sah er mich streng an:
    "Und du, liebe Tochter, verehrte Fürstin", sagte er und warf einen verschwörerischen Blick in die Runde.
    "Du wirst diesen Rückzug überwachen, du wirst dafür sorgen, dass hier alle Spuren, die auf unsere Anwesenheit hinweisen könnten, vernichtet werden."
    Ich sah meinen Vater verständnislos an, warum ausgerechnet ich? Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, worauf es beim sogenannten 'Spurenverwischen' ankam.
    Als Orlando und Silvio zurückkamen, sagte mein Vater:
    "Damit alle hier im Bilde sind: Es verlässt keiner die Burg, ohne sich bei mir abzumelden. Wie ihr vielleicht aus der Presse gehört habt, wurden die Zwillinge, die Orlando bei seiner letzten Jagd so unachtsam im Wald vergraben hat, gefunden. Die Theorie, dass ein menschlicher Täter für die Gräueltat verantwortlich ist, wird sich schnell widerlegen lassen, denn die Verletzungen sind ziemlich eindeutig."
    Er sah Orlando vorwurfsvoll an und ergänzte:
    "Von einem so erfahrenen Jäger hätte ich mehr Umsicht erwartet." Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verließ das Refektorium, ohne eine Rechtfertigung Orlandos abzuwarten. Dieser schaute betreten zu Boden.
    Ich ließ meinen Blick über die anwesenden Gesichter schweifen und konnte erkennen, dass der eine oder andere hämisch in sich hineinlächelte. Man gönnte ihm den Tadel, denn Orlando war durch seinen Rang als Sohn des Fürsten nicht bei allen gleich beliebt.
    Das Refektorium leerte sich langsam. Es gingen alle an die Arbeit. Wir hatten nur 24 Stunden Zeit, das war nicht viel, wenn man bedachte, wie viele Dinge hier herumstanden oder lagen. Und die meisten dieser Dinge waren so kostbar, dass man sie nicht zurücklassen konnte. Sie gehörten zum Clan-Besitz und sollten nach Gradara gebracht werden. Ich wusste nicht so recht, ob ich jetzt Anweisungen erteilen sollte oder nur überwachen, was die anderen taten. Deshalb sagte ich zu Lucretias' Mutter Ramona:
    "Ramona, kannst du mir bei der Coordination dieses Aufbruchs etwas helfen?"
    Ihr Blick ging an mir vorbei, als sie antwortete:
    "Geehrte Fürstin, wir alle werden Euch helfen, die Aufgabe zu erfüllen." Dann ging sie einen Schritt zurück und verneigte sich vor mir. Es war mir ziemlich unangenehm, vor allen so als Fürstin angesprochen zu werden. Doch ich musste mich an die Unterwürfigkeit gewöhnen, die man mir jetzt entgegenbrachte.
    Dieser Aufbruch kam für alle sehr überraschend, nicht nur für mich und ich hatte keine begeisterten Gesichter gesehen. Warum eigentlich nicht? War Gradara nicht das, was sich alle wünschten? Ich für meinen Teil hatte doch das größte Problem damit. Was würde aus mir und Nicholas werden? In 24 Stunden würden wir bereits auf dem Weg nach Italien sein. Das war eine Katastrophe, vor allem meine persönliche Katastrophe, die ich für mich allein lösen musste.
    Ich verließ das Refektorium und ging in meinen Salon. Nun musste ich erst einmal nachdenken und Nicholas eine SMS schicken. Es war natürlich wieder mitten in der Nacht. Er war sicher im Bett und nicht zu erreichen. In meinem Kopf schlugen die Gedanken Purzelbäume. Um etwas zur Ruhe zu kommen, ging ich in mein Badezimmer. Ich begann wahllos Schminksachen, Cremes, Parfüms und andere Kosmetika in einen Koffer zu werfen, den ich in einem Schrank gefunden hatte. Wir sollten keine Spuren hinterlassen. Das war einfacher gesagt als getan. Es lag so viel Krimskrams herum, den ich schließlich komplett von der Ablage fegte und in einen Mülleimer warf. Ich würde mir in Italien einfach alles neu kaufen.
    Ich fühlte mich ziemlich niedergeschlagen, als mein Handy klingelte. Es lag auf meinem Bett und ich stürzte mich förmlich darauf. Es war Nicholas. Mitten in der Nacht rief er mich an und er klang völlig fremd – atemlos, wie benommen. Er sprudelte los:
    "Ich habe sie gefunden, sie lebt, sie lebt!" Dann begann er zu schluchzen. Ich brauchte einen Augenblick, bis ich ihm antworten konnte:
    "Wo ist sie jetzt?", fragte ich, obwohl ich genau wusste, dass er mich von einem Krankenhaus anrufen musste. Mimi war ja gefunden und eingeliefert worden, das hatte ich selbst im Fernsehen erfahren.
    "Ich sitze an ihrem Bett und sie ist in ein künstliches Koma gelegt worden, damit man ihre Verletzungen behandeln kann." Nicholas war völlig außer sich. Seine Stimme klang wie von einem Menschen, der selbst gerade am Verdursten war.
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