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Blutige Verfuehrung 4

Blutige Verfuehrung 4

Titel: Blutige Verfuehrung 4
Autoren: Ina Cult
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jetzt wollte ich zurück in meinen Salon, denn so viel Nähe zu Orlando war im Augenblick zu viel für mich. Es gab noch so viele andere Gedanken, die mir zu schaffen machten.
    Als ich am Refektorium vorbei kam, hörte ich den Fernseher laufen. Ich schaute hinein und sah Lucrezia ausgestreckt auf einem Sofa liegen. Sie war vor dem Fernseher eingeschlafen. Ich ging hinein und sagte:
    "Soll ich die Kiste ausschalten?" Doch gerade in diesem Augenblick kamen Nachrichten. Man zeigte Bilder von einem völlig demolierten schwarzen Auto, das auf der Autobahn mir einem LKW zusammengestoßen war. Der Fahrer war dabei ums Leben gekommen, doch im Kofferraum hatte man eine schwerverletzte junge Frau gefunden, die ins Krankenhaus gebracht worden war. Die Polizei ging von einem Verbrechen aus und die Identität der jungen Frau war noch ungeklärt. Ich hatte während dieses Berichts die Luft angehalten.
    'Der Fahrer war ums Leben gekommen' – diese Nachricht verblüffte mich am meisten. Denn Vampire sterben nicht bei einem Verkehrsunfall. Ich musste jetzt einen Augenblick allein sein. Lucrezia hatte die Nachricht auch gehört. Sie wusste nicht, dass Mario Mimi zurückgebracht hatte. Sie gähnte und sagte:
    "Hoffentlich kommen die anderen bald mit frischem Blut!"
    Ich wollte mich nicht länger mit ihr unterhalten, denn ich musste unbedingt nach meinem Handy sehen. Es lag in meinem Salon. Doch es gab keine neue Nachricht von Nicholas. Natürlich – es war gerade 1 Uhr nachts. Die Mitteilung über den Verkehrsunfall stammte aus den Spätnachrichten und Nicholas war wahrscheinlich irgendwo in Österreich in einem Hotel und schlief. Mein Tag- und Nachtrhythmus war schon so verschoben, dass ich jedes Mal erneut überlegen musste, in welchem Zeitraum ich mich befand, dem für Menschen oder dem für Vampire.
    Die Nachricht über Mario verfolgte mich noch. War er in irgendeinem Leichenschauhaus gelandet oder in einem gerichtsmedizinischen Institut? Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie es ihm ergangen war. Und Mimi – sie war im Kofferraum schwerverletzt worden. Hoffentlich würde sie diesen Unfall überleben. Ich konnte Nicholas keine Nachricht senden, so gerne ich ihm erzählt hätte, dass es sich bei dem Unfallopfer um seine kleine Schwester handelte.
    Ich versuchte mich abzulenken, denn auf meinem Schreibtisch lag ein dickes Buch, das handschriftlich die Chroniken der Gradaras enthielt. Der Buchdeckel war mit einem Wappen geprägt, das ursprünglich einmal vergoldet gewesen war. Er trug jedoch starke Gebrauchsspuren und ich fasste ihn mit spitzen Fingern an. Mein Vater hatte mir diesen Folianten dort hingelegt in der Hoffnung, dass ich mich mit den wichtigen Regeln einer Fürstin und der Regentschaft vertraut machte.
    Ich blätterte die dünnen Pergamentseiten, die laut raschelten, gelangweilt um, denn die Schrift war nicht leicht zu entziffern und meine Gedanken waren noch bei meinem nächtlichen Erlebnis im Sarkophag und natürlich auch bei Nicholas, der nie ganz aus meinem Kopf verschwand.
    Doch plötzlich erregte eine Seite meine Aufmerksamkeit. Sie war nachträglich eingeklebt worden. Es ging um die Geburt eines Kindes, das in einem Münchner Krankenhaus das Licht der Welt erblickte. Bei dem Geburtsdatum war mir dann klar, dass es sich um mich handeln musste. Eine Kopie der Geburtsurkunde war auf der rechten Seite eingeklebt und dort war zu lesen, dass ich die Tochter von Ria Mansfeld und Raimund Berger war. Also hatten meine leiblichen Eltern wohl eine ganz normale menschliche Identität gehabt bei meiner Geburt. Das überraschte mich schon. Oder war das alles gefälscht? Dann begann ich den anschließenden Bericht zu lesen. Es stand da, dass sich meine Mutter nach der Geburt bei einer Blutübertragung mit HIV infiziert hatte und das Kind (also ich) zu einer Pflegemutter gebracht wurde. Das hatte man mir bisher verschwiegen. Weiter konnte ich lesen, dass mein Vater sich einige Jahre später dazu entschied, meine Mutter doch zu seiner Frau zu machen, was ihr den Namen einer "di Gradara" einbrachte. Mein Vater hatte gehofft, dass die Umwandlung zum Vampir ihre Erkrankung beseitigen würde.
    Durch eine Blutübertragung der Viscontis konnte sie dann endlich zur Regentin an der Seite meines Vaters werden und war seitdem unangefochten die Fürstin der beiden Clans. Aus Ria Mansfeld wurde Ricarda di Gradara. Doch die Blutübertragung durch die Viscontis hatte für meine Mutter schreckliche Folgen. Ihre HIV Erkrankung,
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