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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache
Autoren: John Sandford
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Flowers?«
    »Ja«, antwortete Virgil.
    Der Mann begrüßte ihn mit einem Händedruck und stellte sich als Tom Mattson vor, bevor er auf die beiden anderen Männer deutete. »Darryl Cunningham, Chief Deputy von Washington County, und Jim Brandt, mein Assistent.«
    Die drei beäugten neugierig Virgils Bif-Naked-T-Shirt.
    »Wo sind die Leute von der Spurensicherung?«
    Mattson schüttelte den Kopf, und Cunningham sagte: »Vielleicht gab’s ein Kommunikationsproblem.«
    »Sogar ein Traktor könnte inzwischen da sein«, brummelte Brandt.
    »Geduld, Geduld …«, versuchte Cunningham ihn zu beschwichtigen. Was er wirklich sagen wollte, war: Nicht vor dem Typ vom SKA.
    »So was kommt vor«, meinte Virgil. »Darf ich mich umsehen?«
     
    Während sie sich dem Bauzaun näherten, schilderte Mattson Virgil, wie die Leiche gefunden worden war. »Er hat seinen Schäferhund spazieren geführt, dem hat der Killer’ne Kugel zwischen die Augen verpasst. Er liegt da drüben.«
    »Dazu ist ein guter Schütze nötig«, bemerkte Virgil.
    »Stimmt, wenn man ihn nicht gleich trifft, geht er einem an die Gurgel. Die Freundin sagt, das Vieh war abgerichtet.«
    Virgil trat näher an die Leiche heran, um die Schusswunden im Kopf betrachten zu können. Die Ränder waren versengt, und es waren Schmauchspuren zu sehen. Der Lauf der
Waffe hatte sich beim Abdrücken also höchstens fünf Zentimeter von Sandersons Stirn entfernt befunden.
    Zwischen den gelben Zähnen und schmalen Lippen des Toten war das Viertel einer Zitrone zu sehen. Sanderson, Ende fünfzig oder Anfang sechzig, hatte raue Arbeiterhände.
    Der Tatort sah genauso aus wie beim Utecht-Mord. Als Virgil sich schon abwenden wollte, entdeckte er eine Ausbuchtung im Jogginganzug von Sanderson.
    Über die Schulter gewandt, bat er die Polizisten: »Sagen Sie den Leuten von der Spurensicherung, dass ich den Jogginganzug berührt habe.« Dann ging er näher heran und ließ die Hand über die Ausbuchtung gleiten. Kopfschüttelnd erhob er sich wieder.
    »Was?«, fragte Mattson.
    »Er hat eine Waffe in der Tasche«, antwortete Virgil.
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Sie ist ganz deutlich zu spüren. Würden Sie überprüfen, ob er einen Waffenschein hatte, und falls ja, von wann?«
    »Er wusste also von der drohenden Gefahr.«
    »Vielleicht«, erwiderte Virgil.
     
    Virgil verließ den abgesperrten Bereich wieder.
    »Und, was halten Sie davon?«, fragte Mattson.
    »Sieht genauso aus wie in New Ulm, Schusswunden von einer.22er, Entfernung circa fünf Zentimeter. Ich kann auf den ersten Blick nur einen Unterschied erkennen: Sanderson hat Abschürfungen am Hals, als hätte man ihn gewürgt. Von der Zitrone ahnt die Öffentlichkeit zum Glück noch nichts.«
    »Ein paar Medienleute schon«, erwiderte Mattson. »Linda Bennet von KSTP wollte wissen, ob er eine Zitrone im Mund hat.«
    »Ja, ein paar haben’s mitgekriegt, sollen aber noch nichts
darüber schreiben oder senden. Allerdings werden sie sich selber einen Reim auf die Sache mit dem Veteranendenkmal machen«, sagte Virgil. »Hoffentlich halten sie dicht. Trittbrettfahrer können wir nicht gebrauchen.«
    »Wenn man vom Teufel spricht …«, brummte Mattson. Als Virgil den Blick in Richtung Hügel hob, sah er einen weißen Geländewagen mit der Aufschrift »WCCO«.
    »Wundert mich, dass sie erst jetzt kommen«, sagte Virgil. »Überlegen Sie lieber schnell, was Sie denen erzählen.«
    Nun näherte sich der Wagen der Spurensicherung.
    »Sind Sie hier fertig?«, wollte Cunningham von Virgil wissen.
    »Ja, für mich gibt’s nichts mehr zu tun«, antwortete Virgil. »Ich bin kein Sherlock Holmes.«
    »Letzten Monat hab ich mich bei der Sheriffsversammlung mit Jimmy Stryker unterhalten, und der hält Sie für einen.«
    »Wir sind befreundet«, erklärte Virgil.
    »Er sagt, Sie wären auch mal’ne Weile mit seiner Schwester befreundet gewesen.«
    Virgil nickte. »Schiffe, die sich in der Nacht begegnen. Apropos Freundinnen: Mit der von Sanderson würde ich gern reden. Wir müssen rauskriegen, warum er eine Waffe dabeihatte.«
    »Sie wartet schon auf Sie.«

DREI
     
     
     
     
    Sanderson hatte drei Häuserblocks vom Veteranendenkmal entfernt gewohnt, den Hügel hinauf, am Gerichtsgebäude vorbei, in einer dunklen Nebenstraße. Brandt begleitete Virgil, um ihm den Weg zu zeigen und ihn über den Ermordeten zu informieren.
    »Wir kannten ihn alle«, sagte Brandt. »Früher war er im Baureferat und davor Zimmermann.«
    »Ein angenehmer oder ein
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