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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache
Autoren: John Sandford
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»Virgil, du erstaunst mich jedes Mal aufs Neue.«
    »Du mich auch, Mai.«
    »Leb wohl«, verabschiedete sie sich.
     
    »Alte Freundin?«, wollte Lark wissen, die Füße auf dem Stuhl gegenüber, zwei leere Bierflaschen neben sich, und klickte mit ihrer Zungenpiercingkugel gegen ihre Schneidezähne.
    »So würde ich das nicht ausdrücken«, antwortete Virgil. »Aber zurück zu der Kinderkleidung …«
     
    Ende August wurde es noch einmal richtig heiß. Davenport hatte Probleme in einem neuen Fall und bat Virgil um Hilfe. Dieser fuhr in der Nacht nach St. Paul und musste feststellen, dass die ganze östliche Seite der Stadt im Dunkeln lag, weil die Stromversorgung unter der Last der unzähligen Klimaanlagen zusammengebrochen war.
    Das SKA-Gebäude wurde über einen Generator notdürftig mit Strom versorgt. Am Empfang erfuhr Virgil, dass Davenport, Del, Shrake und Jenkins draußen Jagd auf einen Verrückten im Rollstuhl machten. »Sie können gern in Lucas’ Büro warten, aber so bald wird er nicht wiederkommen.«
    Virgil ging dunkle, durch Notlichter schwach erhellte Flure entlang. In Davenports Büro entdeckte er einen Ventilator,
richtete ihn auf dessen Stuhl, schaltete den kleinen Flachbildfernseher ein und nahm Platz.
    Der Parteitag hatte begonnen, der Champagner floss in Strömen, Young Republicans kotzten in den Mississippi, Anarchisten schwenkten schwarze Fahnen in Mears Park, und Daisy Jones berichtete von den Vorgängen auf der Straße, so aufgedreht, dass ihr Glitzerlippenstift schmolz.
    Da streckte Sandy den Kopf zur Tür herein. »Mein Gott, ist das heiß«, stöhnte sie. Sie hatte eine Plastikflasche Cola in der Hand, von der das Kondenswasser tropfte.
    »Dann besorg dir einen Ventilator«, schlug Virgil vor.
    »Das hier ist der einzige im ganzen Haus. Wer hat schon Ventilatoren in Büros mit Klimaanlage? Nur Lucas.« Sie war barfuß, trug ein T-Shirt und ein Girlie-Röckchen aus Taft und sah richtig gut aus.
    »Was machst du?«, fragte Virgil.
    »Ich recherchiere«, antwortete sie, nahm die Brille ab und legte sie in ein Regal. »Nicht zu fassen, diese Hitze. Draußen hat’s immer noch dreißig Grad, und das um Mitternacht.«
    »Du weißt, dass Mai mich angerufen hat?«
    »Ja.« Sandy trank einen Schluck Cola, lehnte sich gegen den Türpfosten und ließ die kalte Flasche über Gesicht und Nacken gleiten.
    »Heiß«, bemerkte Virgil.
    »Ja«, bestätigte sie, stellte die Flasche auf einen Aktenschrank, öffnete unter dem T-Shirt den Büstenhalter, zog ihn heraus und legte ihn neben die Brille ins Regal. »Besser.«
    »Bequemlichkeit über alles.«
    »Genau«, pflichtete sie ihm bei.
    Virgil stand auf, streckte sich und gähnte. »Wo hast du die Cola her? Funktioniert der Automat?«
    »Ja.«

    Sie schlenderten gemeinsam den Flur zur Kantine hinunter, wo Virgil sich eine Cola Light besorgte, und machten sich dann wieder auf den Weg zurück zu Davenports Büro.
    »Ich glaube, abgesehen von dem Mann unten sind wir allein im Haus«, sagte Sandy.
    Sie gingen gerade unter dem Glasoberlicht durch, als im Westen ein Blitz über den Himmel zuckte, und blieben stehen, um das Schauspiel zu betrachten.
    »Du kriegst wirklich immer merkwürdige Fälle«, meinte Sandy und sah Virgil an. Ohne die Brille wirkten ihre Augen riesengroß.
    »Stimmt.«
    »Aber die machen mir Spaß.«
    Virgil lachte. Dabei fiel sein Blick auf ihre Wirbelsäule, die sich durch den dünnen Stoff ihres T-Shirts abzeichnete. Unwillkürlich ließ er einen Fingerknöchel darüber gleiten. Sie drückte sich gegen ihn. Wieder durchzuckte ein Blitz den Himmel im Westen.
    »Energieentladung nennt man das wohl«, sagte Sandy.

DANKSAGUNG
     
     
     
     
    Dieses Buch ist unter Mithilfe meines alten Freundes und Jagdpartners Chuck Logan, selbst Autor einer ganzen Reihe toller Thriller - der aktuellste South of Shiloh bei Harper-Collins -, entstanden. Chuck und ich erleben immer wieder Abenteuer miteinander, die später in unseren Büchern auftauchen. Daher wissen wir zum Beispiel, wie man Blutspuren in den North Woods verfolgt …
     
John Sandford

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel »Heat Lightning« bei G. P. Putnam’s Sons, New York.
    Verlagsgruppe Random House
     
     
    1. Auflage
    Deutsche Erstveröffentlichung Juli 2009
    Copyright © der Originalausgabe 2008 by John Sandford Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2009 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
    Umschlagmotiv:
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