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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache
Autoren: John Sandford
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zu. »Virgil, erzählen Sie mir von dem Fall.«
    »Meines Wissens waren sechs Männer aus Minnesota kurz vor dem Fall von Saigon in Vietnam, um Caterpillar-Bulldozer und andere schwere Maschinen zu stehlen, die das Militär zurücklassen wollte. Während ihres Aufenthalts dort tötete einer von ihnen, Ralph Warren, mehrere Menschen, darunter auch Kleinkinder, und vergewaltigte eine junge Frau, die zu dem Zeitpunkt entweder bereits tot war oder im Sterben lag.«
    »Widerwärtig«, brummte der Gouverneur.
    »Vor etwa einem Jahr fanden die Vietnamesen heraus, wer das damals getan hatte. Verwandte der Ermordeten sind inzwischen ganz oben in der vietnamesischen Regierung, und die Familie beschloss, einen Rachefeldzug zu starten.
    Zu diesem Zweck setzte sie sich mit dem amerikanischen Geheimdienst in Verbindung und bot ihm einen Deal an: Sie besaß Informationen über eine mutmaßliche, in Indonesien geplante al-Qaida-Aktion und war bereit, sie der hiesigen Heimatschutzbehörde
zu überlassen, wenn diese die Operation ignorierte und das Killerteam unmittelbar mit Daten versorgte.
    Man wurde sich handelseinig, und die Vietnamesen schickten einen Schützen, einen Folterer und einen Koordinator in die USA, um die sechs in die Morde von 1975 verwickelten Männer umzubringen. Zuvor hatten sie, soweit ich weiß, schon einen in Hongkong getötet. Da sie lediglich zwei oder drei Namen der Leute hier kannten, mussten sie sich die restlichen im Lauf der Aktion besorgen. Deswegen wurde John Wigge gefoltert, bevor sie seine Leiche vor dem Capitol ablegten.
    Mead Sinclair, möglicherweise früher CIA-Agent, der Öffentlichkeit jedoch als politisch Radikaler mit Verbindungen nach Vietnam bekannt, wurde gezwungen, als Kontaktmann zwischen den Vietnamesen und dem amerikanischen Geheimdienst zu fungieren. Hätte er den Mund aufgemacht, wären die Geheimdienste in der Lage gewesen, darauf zu verweisen, dass er, ein Radikaler, den Vietnamesen in langer Freundschaft verbunden und deshalb nicht glaubwürdig sei. Sinclair wollte sich nicht darauf einlassen, wurde aber mit Drohungen gegen seine Tochter erpresst …«
    »Kurze Pause«, fiel Cartwright ihm ins Wort. »Der größte Teil dessen, was Sie gerade erläutert haben, ist reine Spekulation. Ich bezweifle natürlich nicht, dass Virgil gute Arbeit geleistet hat beim Aufspüren dieser Leute« - Virgil meinte, die Andeutung eines verächtlichen Grinsens wahrzunehmen -, »doch seine Aussagen über den amerikanischen Geheimdienst sind Hirngespinste.«
    Der Gouverneur sah ihn eine Weile an, bevor er sich Virgil zuwandte: »Virgil?«
    »Was dann folgte, wissen Sie alle. Die Vietnamesen haben
Warren gestern Abend erschossen. Mein Wagen war mit einem Peilsender ausgestattet, der aussieht, als wäre er hier in den Staaten gefertigt worden. Mit Hilfe dieses Peilsenders, den ich nicht entfernte, habe ich sie davon überzeugt, dass ich nichts über den Aufenthaltsort des letzten Mannes wusste. Wir flogen zur Hütte dieses Mannes und legten uns auf die Lauer. Die Vietnamesen gingen uns heute früh in die Falle. Dabei kamen drei um, und zwei entwischten nach Kanada, einer davon verletzt. Das ist der Stand der Dinge.«
    »Nicht gerade viel«, sagte Arenson.
    »Wir haben Sinclair«, erwiderte Virgil. »Er ist bereit, vor Gericht auszusagen.«
    Cartwright sah Virgil über den Tisch hinweg an. »Das wird nicht passieren.«
    »Ist schon so gut wie passiert«, widersprach Virgil. »Ich habe sein Angebot angenommen, und er hat mir gegenüber ein kurzes Statement abgegeben, das aufgezeichnet wurde.«
    Arenson rutschte mit dem Stuhl zurück. »Die Anwesenden begreifen offenbar nicht, was hier läuft. Wir vertreten die Heimatschutzbehörde. Das heißt, wir fragen nicht, was wir tun sollen, sondern tun es. Und in diesem Fall lautet die Devise: Über die Sache lassen wir Gras wachsen. Die Vietnamesen haben uns einen wichtigen Kontakt verschafft …«
    »Moment«, mischte der Gouverneur sich ein. »Mehrere Bürger von Minnesota sind bei der Aktion ums Leben gekommen, zwei davon völlig schuldlos. Fünf waren möglicherweise vor dreißig Jahren in ein Verbrechen verwickelt, aber sie hätten ein Anrecht auf ein Verfahren gehabt.«
    »In der besten aller denkbaren Welten vielleicht«, erwiderte Arensen. »Doch nach dem 11. September haben sich ein paar Dinge geändert, und das hier gehört dazu. Ich bin befugt, diese Angelegenheit als streng geheim zu klassifizieren. Wir
werden Ihnen helfen, eine entsprechende
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