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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache
Autoren: John Sandford
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Lucas?«, meldete sich Virgil.
    »Sie klingen wach«, meinte Davenport.
    »Ne, ich wollt grade ins Bett gehen«, widersprach Virgil. »Ich bin hundemüde.«
    »Nicht wahr«, sagte Janey ziemlich laut. »Er ist bei mir und bumst mich.«
    »War das Janey Carter?«, erkundigte sich Davenport.
    »Ja, aber sie heißt jetzt Janey Small, hat Greg Small in St. Paul geheiratet und sich wieder von ihm getrennt.«
    »Was für eine Überraschung«, erwiderte Davenport. »Fahren Sie raus nach Stillwater. Da liegt’ne Leiche am Veteranendenkmal - mit einer Zitrone im Mund.«
    »Was?« Virgil schwang die Beine über die Bettkante. »Zwei Schüsse in den Kopf?«

    »Ja. Sie würden die Leiche gern wegbringen, bevor die Medien Wind davon bekommen. Erinnert sehr an den Fall Utecht. Der Einsatzleiter dort heißt Tom Mattson; er hat die Zentrale informiert, und die hat mich aus dem Bett geholt.«
    »Okay, okay«, stöhnte Virgil. »Aber ich brauche Unterstützung. Die Sache könnte unangenehm werden.«
    »Ja, ich weiß. Ich bin morgen in D. C., wegen dem Parteitag. Del begleitet mich; das FBI will uns über subversive Elemente auf den neuesten Stand bringen. Sie können Shrake und Jenkins haben, wenn Sie wollen. Ich lasse das Handy an, falls Sie mich erreichen möchten, und schreibe Rose Marie einen Zettel.«
    »Gut.«
    »Machen Sie sich auf die Socken«, ermahnte ihn Davenport. »Und nehmen Sie die Waffe mit.«
    »Bin schon unterwegs. Muss nur noch die Stiefel anziehen.«
    »Melden Sie sich, sobald Sie mehr wissen«, wies Davenport ihn an und legte auf.
    »Pass auf, dass die Tür dir nicht auf den Arsch knallt«, verabschiedete Janey Virgil.
     
    Halb vier Uhr morgens, mit knapp hundertfünfzig Sachen östlich von St. Paul auf der leeren I-94 mit Blaulicht unterwegs, die Haare feucht vom Duschen, in T-Shirt, Unterwäsche und Jeans vom Vortag. Virgil holte das Handy heraus, ließ sich von der Zentrale die Nummer vom Polizeichef in Stillwater geben und wählte sie.
    »Mattson«, meldete der sich.
    »Virgil Flowers, SKA. Ich bin auf dem Weg zu Ihnen. Haben Sie den Tatort abgeriegelt?«
    »Ja, den ganzen Block. Die Fernsehleute sind noch nicht da,
aber lang wird’s nicht mehr dauern. Die Nachbarn kommen schon aus den Häusern.«
    »Liegt die Leiche auf dem Boden?«
    »Der Mann sitzt mit dem Rücken an die Betonplatten des Denkmals gelehnt«, antwortete Mattson. »Wir haben einen Bauzaun drumherum aufgestellt, damit’s keine Fotos gibt. Über die Zitrone wissen Sie vermutlich von Davenport Bescheid.«
    »Ja. Wer hat ihn gefunden?«
    »Einer von uns. Bobby Sanderson - das Mordopfer - ist vom Gassigehen mit dem Hund nicht heimgekommen«, erklärte Mattson. »Seine Freundin hat sich Sorgen gemacht und uns angerufen. Wir haben einen Streifenwagen hingeschickt, und da saß er, direkt im Scheinwerferlicht. Die Frau möchte mit Ihnen reden.«
    »Okay. Glauben Sie, dass sie was mit der Sache zu tun hat?«
    »Nein, bestimmt nicht. Sie ist ziemlich durch den Wind. Aber irgendwas war nicht ganz koscher bei Sanderson. Möglicherweise kannte er den Mörder.«
    »Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen«, versprach Virgil. »Sind Sie oben auf dem Hügel, beim alten Gerichtsgebäude?«
    »Ja. Kaffee ist unterwegs.«
     
    Virgil Flowers war Mitte dreißig, mittelgroß und schlaksig, hatte ein wettergegerbtes Gesicht und schulterlange blonde Haare, zu lang für einen Polizisten. Mit einem Ohrring hatte er es einmal zwei Wochen probiert, sich aber davon getrennt, weil er merkte, dass er damit bescheuert aussah.
    An der Highschool war er gut im Sport gewesen, und an der Uni hatte er zwei Jahre lang Baseball gespielt. Als er im dritten nicht mehr weitermachen wollte, war das den Trainern relativ egal gewesen.

    Außerdem hatte er inzwischen gemerkt, dass die schlanken, großbusigen, brünetten Literaturstudentinnen, die ihn interessierten, sich nichts aus Baseball machten, dafür umso mehr aus Sartre, Derrida und Foucault.
    Virgil ließ sich im Studium treiben, wechselte mehrmals das Hauptfach und schaffte schließlich den Abschluss in Ökologie. Weil die Nachfrage nach Ökologen nicht sonderlich groß war, meldete er sich freiwillig zur Army Officer Candidate School. Er selbst wollte zur Infanterie, aber man steckte ihn in die Militärpolizei, wo er einige Male in Kämpfe verwickelt wurde, jedoch nie auf jemanden schoss.
    Als er ins Zivilleben zurückkehrte, bestand immer noch kein großer Bedarf an Ökologen, also ging er zur Polizei von St. Paul. Nach ein paar
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