Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
Autoren: Stuart Neville
Vom Netzwerk:
sie sich in einem schmuddeligen Café auf der Sandy Row trafen, oder er würde den Rest der Woche über Berichte für die Staatsanwaltschaft tippen. Ihm tat immer noch der Hintern weh von der ganzen Drecksarbeit für die Staatsanwälte, die man im letzten Jahr über ihm ausgekippt hatte. Auf eine weitere Kostprobe legte er keinen Wert.
    Der Tipp war vom C3 gekommen, den meisten Leuten besser bekannt unter dem Namen Special Branch. Rankin und Crozier, zwei von Belfasts führenden Loyalisten, wollten sich angeblich in Sylvias Café treffen und versuchen, einen alten Streit beizulegen, der bislang fünf Leute ins Krankenhaus gebracht hatte. Einer hatte ein Auge verloren, ein zweiter atmete seitdem durch einen Schlauch. Aber gestorben war noch keiner. Der Plan war, dass es dabei blieb.
    Streitereien unter den Loyalisten waren eine verbreitete Unsitte. Alle paar Wochen kam irgendein Strolch mit eingeschlagener Visage daher, die er sich bei irgendeiner Streiterei geholt hatte. Aber manchmal kochten solche Streitigkeiten derart über, dass Leute dabei umgebracht wurden. Bei der Polizei scherte es keinen besonders, wenn gelegentlich ein Drogenhändler ins Gras biss,aber dann regten sich jedes Mal die Politiker und die Presse auf, ganz zu schweigen von dem ganzen Papierkram, den so etwas nach sich zog. Deshalb war es am besten, die Angelegenheit im Auge zu behalten und jeden Ärger schon im Keim zu ersticken. Das jedenfalls hatte Chief Inspector Uprichard gesagt, als er Lennon mit der Sache beauftragt hatte. Seit er seinen Platz in der Mordkommission verloren hatte, wusste man nichts mehr so recht mit ihm anzufangen, und mehr als derlei sinnlose Beschäftigungstherapien waren für ihn nicht in Sicht. Beschatten und Bericht erstatten, herausfinden, wer mit wem sprach, einschätzen, ob das Zusammentreffen freundlich oder hitzig verlief, und dafür sorgen, dass nichts eskalieren konnte.
    Lennon beobachtete das Café aus einem Lieferwagen mit dem Logo der Wasserwerke. Er hatte in einer Seitenstraße gegenüber geparkt, eine Frühstücksdose und eine Thermoskanne auf das Armaturenbrett gestellt und eine Ausgabe des Belfast Telegraph aufgeschlagen. Vor fünfzehn Minuten hatte er die Seiten über das Lenkrad gebreitet und es sich gemütlich gemacht.
    Rankin und Crozier saßen am Fenster. Lennon konnte sie glasklar erkennen, über ihr Gespräch allerdings konnte er nur rätselraten. Dafür, den Laden zu verwanzen, war kein Geld da. Die beiden dort drüben waren für die Special Branch nur von mäßigem Interesse und lohnten solche Ausgaben nicht. Dies hier war bloß eine Observierung, weiter nichts. Ein Scheißjob eben, dachte Lennon. Insgeheim fragte er sich, ob sie ihn vielleicht nur aus dem Dezernat weghaben wollten. Seine Zielpersonen hockten dicht beieinander, ihre Nähe ließ auf eine leise Unterredung schließen, die Gesichtsausdrücke allerdings nicht. Crozier hatte ein Trikot der Glasgow Rangers an, auf seinen dicken Unterarmen prangten unscharfe Tätowierungen. Rankin trug einen grauen Anzug und ein pinkfarbenes Hemd, unter dem aufgeknöpften Kragen prangte eine schwere Goldkette. Vor dem Hintergrund seines orangefarbenenTeints wirkten seine Zähne unnatürlich weiß. Sylvia Burrows, die schon seit der Eröffnung in den frühen Siebzigern die Besitzerin des Cafés war, stellte zwei dampfende Becher zwischen die Männer hin. Sie blieb nicht noch auf einen Plausch stehen. Die beiden nahmen sie kaum zur Kenntnis.
    Lennon kritzelte auf den Schreibblock in seinem Schoß und sah auf die Uhr. Zwanzig Minuten waren vergangen, seit er den Wagen geparkt hatte, vor zehn Minuten war Crozier angekommen, erst vor fünf war Rankin zu ihm gestoßen. Lennon gähnte und streckte sich. Vielleicht wäre der Papierkram für die Staatsanwaltschaft doch nicht so übel gewesen.
    Noch vor zwei Monaten hatte er einer Einheit der Mordkommission angehört, als zweiter Mann hinter Detective Chief Inspector Jim Thompson. Gute Arbeit und ein ordentliches Beamtengehalt, wie es seinem Rang entsprach. Und das alles hatte er zum Fenster hinausgeworfen, nur weil er versucht hatte, für dieses Arschloch Roscoe Patterson einen Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens aus dem Verkehr zu ziehen. Als Lennon deswegen Constable Joseph Moore angesprochen hatte, war der ihm auf die moralische Tour gekommen. Es seien nicht die sechzig Pfund, hatte Lennon ihm erklärt, um Geld gehe es nicht. Roscoe habe eine Menge Geld. Vielleicht hatte Lennon den letzten Satz auch noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher