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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
Autoren: Stuart Neville
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gehörten die ganz gewiss nicht zum medizinischen Personal.
    »Ihr Vater gibt wohl eine hübsche Stange Geld für seine Krankenversicherung aus, was?«, fragte der Nomade.
    Sie blieb stehen und klackte die Fersen zusammen. Lieber Himmel, was für ein Riesenarsch! Und auch noch breite Schultern. Ihre Business-Kombination bemühte sich nach Kräften, aber sie war nun mal ein dralles Mädchen, das ließ sich nicht verstecken. Allerdings gar kein übles Gesicht.
    »Er legt großen Wert auf seine Privatsphäre«, erklärte sie über die Schulter hinweg. Sie sprach mit den harten Konsonanten einer Frau, die es gewohnt war, dass man ihr gehorchte und keine Fragen stellte.
    Der Nomade lächelte sie an. Wäre sie die Tochter eines anderen gewesen, hätte er vielleicht einen Versuch gestartet. Sie war bestimmt eine heiße Stute, so wie alle Kratzbürsten. Aber die hier war zu gefährlich.
    Er folgte ihr durch einen Flur im ersten Stock des Ostflügels. Sie ging weiter bis zur zweitletzten Tür links. Ihr Klopfen wurde aus dem Raum mit einem unwirschen Knurren erwidert. Sie öffnete die Tür und winkte den Nomaden an sich vorbei.
    Bull O’Kane saß in einer Ecke, eingerahmt von hohen Schiebefenstern. Dahinter erstreckte sich bis zu einer hohen Mauer in etwa vierhundert Metern Entfernung ein gepflegter, von Büschen gesäumter Rasen. Auf der anderen Seite lag der Fluss.
    Die Tochter räusperte sich. »Falls du mich brauchst, ich warte draußen.«
    O’Kane lächelte. »In Ordnung, Liebes.«
    Ein kühler Luftzug strich über den Rücken des Nomaden, als die Tür energisch geschlossen wurde.
    »Sie ist ein braves Mädchen«, sagte O’Kane. »Schlau wie ein Fuchs. Bloß kein Glück mit den Männern. Immer wieder fällt sie auf irgendwelche Großmäuler rein.«
    Der Nomade trat an eines der Fenster. »Ziemlich schöner Ausblick«, sagte er. Ein Reiher stakste im Uferbereich des vom Regen angeschwollenen Flusses. »Ich wette, hier kann man gutangeln. Lachse, Forellen. Ich hätte meine Angel mitbringen sollen.«
    »Siehst gar nicht aus wie ein Zigeuner«, sagte O’Kane.
    Der Nomade wandte sich um und sah ihn an. »Und Sie sehen nicht so aus, als könnten Sie sich hier ein Zimmer leisten, geschweige denn den ganzen Kasten.«
    O’Kanes Beine ruhten auf einem Hocker, über den Schoß war eine Decke gebreitet, die bis zu den Fußgelenken reichte. Ein übler Geruch ging von ihm aus. Der Nomade hatte davon gehört, dass der Alte eine Kugel ins Knie und eine in den Bauch abgekriegt hatte, die seine Eingeweide in Mitleidenschaft gezogen hatte. O’Kane trug jetzt einen Beutel und würde ihn auch bis zum Rest seiner Tage behalten. Er war schmächtiger, als der Nomade erwartet hatte, hinfälliger als auf dem Foto, das er gesehen hatte. Beschleunigt durch seine Verletzungen, holte das Alter ihn ein, aber seine Augen funkelten immer noch unerbittlich.
    »Jemand hat mir gesagt, dein richtiger Name ist Oliver Turley«, sagte O’Kane. »Stimmt das?«
    Der Nomade setzte sich auf die Bettkante. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich habe schon viele Namen gehabt. Smith, Murphy, Tomalty, Meehan, Gorman, Maher. Ich könnte noch weitermachen.« Er lehnte sich vor und flüsterte: »Es gibt sogar ein paar Leute, die behaupten, in Wahrheit sei ich ein Pavee.«
    Eine Totenmaske legte sich auf O’Kanes Gesicht. »Komm mir bloß nicht zu schlau, Kleiner. Mit mir ist nicht zu spaßen. Vergiss das nicht! Das ist die letzte Warnung.«
    Der Nomade lehnte sich wieder zurück und nickte. »In Ordnung. Aber mit mir ist auch nicht zu spaßen, und ich beantworte nicht gerne Fragen. Sie erfahren alles über mich, was Sie wissen müssen.«
    O’Kane musterte ihn einen Moment lang. »Na schön. Ist mir egal, ob du ein Zigeuner bist, ein Landstreicher, ein Vagabundoder Streuner oder wie zum Henker ihr heutzutage sonst genannt werdet. Mir geht es einzig und allein um den Job, den ich erledigt haben will. Bist du dafür der richtige Bursche?«
    »Ich hätte eigentlich gedacht, ein Mann wie Sie hat einen Haufen Burschen, die ihm die Drecksarbeit abnehmen.«
    O’Kane schüttelte den Kopf. »Nicht für diesen Job. Dafür kann ich niemanden nehmen, der mit mir zu tun hat. Außerdem muss die Sache vernünftig erledigt werden. Sozusagen geräuschlos. Ohne Wirbel und Scherereien.«
    »Verstehe«, sagte der Nomade. »Also, worum geht es?«
    O’Kanes Gesicht verdüsterte sich. »Das, was ich dir jetzt erzähle, wissen nur eine Handvoll Leute. Wenn du den Job ordentlich
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