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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
Autoren: Stuart Neville
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einmal wiederholt, er wusste es nicht mehr genau. Es gehe um die drei Punkte in der Verkehrssünderkartei, die Roscoe sich nicht leisten könne. Die Sache lief aus dem Ruder, als Moore, einer von den jüngeren katholischen Rekruten, die sich seit der Patten-Reform zum Polizeidienst meldeten, fragte, warum Lennon eigentlich für einen Scheißhunnen wie Roland »Roscoe« Patterson seinen Hals riskierte. Lennon war klar, dass er Moore nicht würgen und an die Wand hätte drücken sollen, und am nächsten Tag entschuldigte er sich auch. Nicht klar war ihm allerdings, dass Moore zu Chief Inspector Uprichard laufen und behaupten würde,Lennon hätte versucht, ihm den Bestechungsversuch eines bekannten loyalistischen Parlamentariers schmackhaft zu machen.
    So fand Lennon sich vor Uprichards Schreibtisch wieder und durfte wählen zwischen unbezahltem Urlaub oder einem vollen Disziplinarverfahren. Ohne die Intervention seines alten Freundes, Detective Chief Inspector Dan Hewitt, wäre überhaupt nur die zweite Option in Frage gekommen. Uprichard erinnerte Lennon daran, dass er ohnehin nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt sei und ein Disziplinarverfahren wohl kaum günstig für ihn ausgehen werde, selbst wenn die Anschuldigungen nicht bewiesen werden konnten.
    Lennon entschied sich für den Urlaub. Drei Tage lang saß er zu Hause herum, dann hielt er die Langeweile nicht mehr aus. Am vierten Tag buchte er einen Flug nach Barcelona. Das Hotel war ein Loch. Angeblich hatte George Orwell während des Spanischen Bürgerkriegs dort gewohnt. Sah ganz so aus, als hätte er auch die Tapete abgerissen. Aber das Zimmer besaß einen Balkon mit Blick über Las Ramblas, und das Wetter erlaubte ihm, abends mit einer Dose San Miguel draußen zu sitzen und zuzusehen, wie unten auf der Straße die Touristen und die Einheimischen jeden Blickkontakt vermieden. Nach Mitternacht machte er seine Runde durch die Tapas-Bars, auf der Suche nach Amerikanerinnen oder Engländerinnen, die er mit seinem Akzent bezirzen konnte. Meistens mit Erfolg.
    Nach seiner Rückkehr aus Barcelona kam er sich vor wie das fünfte Rad am Wagen. Eigentlich konnte ihn keiner brauchen, und so wurde jeder sinnlose Mistjob bei ihm abgeladen.
    Rankins und Croziers Handbewegungen wurden lebhafter. Finger stachen zur Bekräftigung von Standpunkten auf die Tischplatte ein. Die Becher wackelten. Lennon blinzelte und sah genauer hin, er veränderte seine Sitzposition, und dann lehnte er sich vor.
    Gerade versuchte Crozier, den anderen mit vorgestreckten flachen Händen zu beruhigen. Rankin sah nicht so aus, als wolle er davon etwas wissen. Sein Zeigefinger fuchtelte vor Croziers Gesicht herum. Crozier lehnte sich zurück und ließ resigniert die Schultern sacken.
    Lennon blickte rasch auf seinen Notizblock und notierte diese Veränderung. Als er wieder aufsah, war Crozier auf den Beinen und wandte sich zum Gehen. Gut, dachte Lennon. Wenn die Sache vorbei war, konnte er sich endlich von hier verpissen und seine Notizen runtertippen. Und wenn er das erledigt hatte, konnte er wieder herumsitzen und auf irgendeine andere Scheißarbeit warten.
    Rankin packte Crozier am Ärmel. Crozier schlug seine Hand weg. Rankin stand auf, sein Stuhl kippte um.
    »Meine Güte«, sagte Lennon in den leeren Lieferwagen hinein. »Das gibt ja noch richtig Zoff.« Rankin zückte ein Messer aus der Tasche und vergrub die Klinge zwischen Croziers Rippen.
    Lennon blinzelte verwirrt und versuchte zu begreifen, was er da gerade gesehen hatte. »Scheiße«, sagte er.
    Rankin zog die Klinge wieder heraus. Crozier ging nicht zu Boden. Er starrte den anderen mit herunterhängendem Unterkiefer an. Rankin stach noch einmal zu.
    »Du lieber Himmel!«, entfuhr es Lennon. Er griff nach dem Funkgerät und drückte auf die Notfalltaste. Damit wurde ein Signal mit präziser Positionsangabe an jeden Empfänger des Funknetzes gesendet, dass ein Beamter Hilfe brauchte.
    Crozier schlug mit der Faust zu, und Rankin wurde zurückgeschleudert, umklammerte aber weiter das Messer. Rankin stolperte über seinen Stuhl und verschwand aus Lennons Blickfeld. Crozier presste seine Pranke an die Rippen und untersuchte das helle Rot auf seinen Fingern. Er taumelte an die Wand zurück.
    Lennon öffnete das Handschuhfach, tastete nach seiner Glock 17und der Brieftasche mit seinem Dienstausweis. Er stieß die Tür auf und stieg aus, steckte die Brieftasche ein und drückte die Glock eng an seine Hüfte. Dann schlängelte er sich, ohne das
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