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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
Autoren: Stuart Neville
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Polizisten stiegen aus dem Wagen, zogen ihre Mützen auf und grelle Sicherheitswesten an. Die Frau sah gar nicht mal übel aus, unter ihrer Mütze quoll hellbraunes Haar hervor. Der Mann war großgewachsen und durchtrainiert. Seine tiefe Bräune wirkte befremdlich vor dem grauen Himmel. Die beiden näherten sich dem Focus, der Mann ging voraus.
    Abwechselnd mit McSorleys Herzschlag quietschte das Gummi der Wischblätter über die Scheibe. Er legte einen Finger auf den Schalter, um sofort das Fenster herunterlassen zu können, wenn der Cop ihn dazu aufforderte. Doch stattdessen zog der den Türgriff hoch und öffnete sie. Regen tropfte herein. Seit Monaten hatte es fast ununterbrochen geregnet. Den ganzen Tag ohne Unterlass, und das jeden Tag. McSorley blinzelte, als ein dicker Tropfen auf seine Wange platschte.
    »Guten Tag«, sagte der Polizist. Er sprach mit dem kehligen, abgehackten Akzent eines Engländers. »Bitte stellen Sie den Motor ab, Sir.«
    McSorley drehte den Zündschlüssel. Der Motor erstarb, und die Wischblätter verharrten mitten auf der Scheibe.
    »Seien Sie so nett und lassen Sie die Hände dort, wo ich sie sehen kann«, wies ihn der Polizist an.
    Dieser Akzent, dachte McSorley. Offiziersrang. Der Mann hörte sich eher nach Appellhof und steifem Gruß an als nach Verkehrskontrollen und Polizeisperren.
    Der Cop zog ein wenig den Kopf ein. »Sie ebenfalls, Gentlemen.«
    Comiskey legte die Hände auf das Armaturenbrett, Hughes an die Rückenlehne des Beifahrersitzes. McSorley umklammerte das Lenkrad und musterte das Gesicht des Polizisten. Tiefbraune Haut. Das war keine oberflächliche Bräune wie von einer Woche Strandurlaub. Seine rissigen Lippen glänzten von dem Balsam, den er daraufgeschmiert hatte, als hätte er sie sich in irgendeiner ausgedörrten Gegend verbrannt. In McSorleys Kopf blitzte das Bild auf, wie der Cop da irgendwo durch eine Wüste robbte. Die Vorstellung machte ihm eine Heidenangst, ohne dass er sagen konnte, warum.
    Die Hände des Cops blieben zunächst verborgen, doch dann griff er ins Wageninnere und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. Ein schwarzer Lederhandschuh, der teuer aussah.
    »Was wollen Sie«, fragte McSorley mit belegter Stimme.
    Der Cop richtete sich auf und blickte wieder die Straße hinab. »Sie haben Ihren Sicherheitsgurt nicht angelegt. Gibt es dafür einen Grund?«
    »Hab ich vergessen«, sagte McSorley. Er blickte in den Rückspiegel, obwohl er schon wusste, was er dort sehen würde. Der Wagen fuhr über die Kreuzung und bog in ihre Richtung ab.
    Die Polizistin trat zur Beifahrerseite. Sie beugte sich hinunter und blickte prüfend hinein, erst zu Comiskey und dann zu Hughes. Comiskey schenkte ihr ein mattes Lächeln. Sie lächelte nicht zurück.
    »So geht das aber nicht. Sie wollen doch keine Punkte kassieren, oder?«
    Der Lieferwagen füllte nun den gesamten Rückspiegel aus. Die Polizistin wies ihn ein, und er fuhr neben den Focus. Der sonnengebräunte Cop griff erneut ins Wageninnere und drückte auf die Entriegelung für den Kofferraum. Bei einem Neuwagen wäre die Klappe sicherlich zwanzig Zentimeter nach oben geschnellt, doch dieser hob sich kaum aus dem Schloss. Die Polizistin trat ans Heck des Focus und machte ihn ganz auf, die Klappe quietschte. Feuchtkalte Luft strich über McSorleys Nacken. Der Güllegestank von den Feldern vermischte sich mit dem stechenden Geruch seines eigenen Schweißes.
    Die zwei Männer blieben im Führerhaus des Lieferwagens sitzen, aber aus dem Inneren hörte McSorley lautes Füßescharren, dann wurden hinter ihm die Türen geöffnet. Er wollte schon über die Schulter blicken, aber da ging der gebräunte Cop grinsend neben ihm in die Hocke.
    McSorley musterte das Gesicht des Cops, und schlagartig wurde ihm klar, was die Falten und Risse zu bedeuten hatten. Der Mann war noch vor kurzem in irgendeiner trockenen, öden Gegend bei der Jagd auf einen Feind durch den Sand gerobbt. ImIrak oder vielleicht auch in Afghanistan. An irgendeinem Ort jedenfalls, zu dem die Yankees und die Briten sich nie bekennen würden. Und jetzt war er hier, unweit der irischen Grenze, das sonnenverbrannte Gesicht ausdruckslos und unbarmherzig. Für ihn war das nur ein weiterer Einsatz.
    »Sie sind gar kein Polizist«, sagte McSorley.
    Das ungerührte Lächeln des Cops flackerte nicht einmal. »Wo wollten Sie gerade hin, Sir?«
    »Ich sagte, Sie sind kein Polizist. Was wollen Sie?«
    Hinter den beiden Fahrzeugen hörte man schlurfende
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