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Blutfrost: Thriller (German Edition)

Blutfrost: Thriller (German Edition)

Titel: Blutfrost: Thriller (German Edition)
Autoren: Susanne Staun
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ich mich mit so etwas nicht auskannte. Andererseits war natürlich auch mir die seltsam gelbliche Haut jener Realitysternchen aufgefallen, die man immer und überall im Fernsehen sah.
    »Sollen wir sie hier entkleiden?« Der kleine John sah mich fragend an.
    »Wenn du dich lächerlich machen willst und dazu noch einen gewaltigen Anschiss bekommen möchtest, bitte«, antwortete ich, musste ihn dabei aber anlächeln.
    »Und was ist mit dem Messer, müssen wir das nicht herausziehen?«
    »Nein, verdammt, außer du legst es wirklich darauf an, deinen Job zu verlieren. Es ist saumäßig schwierig, hinterher den Stichkanal sauber zu rekonstruieren.«
    »Ja, nur wie kriegen wir sie so in den Leichensack?«
    »Stülp eine Tüte über den Messerschaft, wir schneiden dann ein Loch in den Leichensack.«
    »Woher soll ich das denn wissen?«, fragte er etwas säuerlich. So lange war der kleine John noch nicht dabei.
    »Ist das ein Küchenmesser? Für Gemüse? Von der Größe her käme das in etwa hin«, sagte er und sicherte den Schaft mit einer Plastiktüte. Niemand antwortete ihm. Einige zuckten mit den Schultern. Ich hatte keine Ahnung.
    »Gehört das Messer hier ins Haus, oder hat es der Täter mitgebracht?«, fragte ich.
    »In der Poggenpohlküche fehlt das zweitkleinste des ansonsten kompletten Globalmesser-Sets.« Der kleine John lächelte breit und zog die Augenbrauen hoch. Er selbst hatte anscheinend weder Poggenpohlküche noch Globalmesser-Set.
    »Und wie ist der Täter ins Haus gekommen?«, fragte ich. Die Tote wirkte sehr anrührend, beinahe kindlich in ihrem weißen Seidenpyjama. Er war frisch gewaschen und gebügelt und hatte vorne eine funkelnde Reihe kleiner, feiner Perlmuttknöpfe. Nackte Füße mit hellrotem Nagellack ragten unten aus den Hosenbeinen hervor.
    »Ihr Mann sagte, die Tür sei nicht abgeschlossen gewesen.Er schlösse nie ab, wenn er mit dem Hund Gassi ginge. Er meinte, das sei in diesem Viertel nicht nötig.«
    Es war unerträglich warm im Zimmer, und der Schweiß rann mir von Achselhöhlen und Stirn.
    »Dann hätte also jeder hier hereinkommen können?«
    »Ja.«
    Ein Schweißtropfen hatte sich seinen Weg über meine Stirn gebahnt und hing jetzt kitzelnd an meiner Augenbraue. Ich wischte ihn mit dem Ärmel weg.
    »Sag mal, schwitze nur ich so, oder ist das hier wirklich so heiß?«
    »Tja, Krause. Wie alt bist du jetzt noch mal?« Er sah mich anklagend an. Ich erwiderte seinen Blick, bis er plötzlich grinsen musste.
    »War nur Spaß. Nee, es ist wirklich heiß hier.«
    Der kleine John drehte die Tote auf die Seite und entblößte ihre Haut, sodass ich nach Leichenflecken Ausschau halten konnte, anhand derer ich bestimmen konnte, ob sie bewegt worden war. Das war hier allerdings nicht der Fall. Die Leichenflecken waren überall auf der Rückseite der Beine und am unteren Teil des Rückens, der nicht auf einer harten Unterlage gelegen hatte, zu erkennen. Ich drückte auf die dunklen Stellen, und sie wurden blass.
    »Auch am Rücken sind keine Läsionen. Leg sie ruhig wieder hin.« Der kleine John drehte sie vorsichtig auf den Rücken.
    »Es deutet nichts darauf hin, dass sie nach Eintreten des Todes noch einmal bewegt worden ist«, sagte ich, lehnte mich zurück und stützte mich mit einer Hand ab. In diesem Moment bemerkte ich etwas Spitzes unter meinen Fingern. Es war ein kleiner Perlmuttohrstecker. Ich verdeckte ihn mit der Hand, und als sich auf eine Frage eines der Techniker im Flur alle kurzzeitig umdrehten, schnappte ich mir den Ohrstecker undsteckte ihn in meinen Mund. Mit der Zunge schob ich ihn nach oben zwischen Zahnfleisch und Oberkiefer, wo ich auch immer mein Kaugummi zwischenlagerte, wenn gerade kein Mülleimer in der Nähe war.
    Der kleine John breitete neben ihr am Boden einen Leichensack aus, und ich widmete mich der Vorderseite der Frau. »Auch da sind keine Läsionen zu erkennen«, sagte ich schließlich. Er sah mich fragend an.
    »Sollen wir sie in den Sack legen?«
    Ich nickte, schloss meine Tasche und ging auf den Flur. Dann warf ich einen Blick nach oben und fragte mich, was für ein Leben sich in diesem Haus abgespielt hatte. Ich steckte meine Hand in den Overall bis nach hinten zu meiner Gesäßtasche, in der meine Zigarette steckte.
    »Hier drinnen wird aber nicht geraucht«, sagte Flemming neben mir und wedelte nervös mit der Hand herum.
    »Natürlich nicht, das hatte ich auch nicht vor.«
    »Ach nein?«
    »Sie muss seit drei oder vier Stunden tot sein, das heißt, dass
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