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Blutfrost: Thriller (German Edition)

Blutfrost: Thriller (German Edition)

Titel: Blutfrost: Thriller (German Edition)
Autoren: Susanne Staun
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Wasser. Ich bin zu kaputt für so ein Gespräch.«
    »Oh, Mist!«, platzte sie heraus, als sie ausgestiegen war, setzte sich dann aber wieder ins Auto und knallte die Tür zu. »Ich weiß ja, dass du müde bist, aber – please – könntest du nicht noch eben an der Ambulanz vorbeifahren?« Sie tippte auf die Plastiktüte, die auf ihrem Schoß lag. »Ich hab Anne versprochen, ihr eine Gele zu bringen. Für das Konzert morgen.«
    Eine Gele war ein farbenfrohes nigerianisches Kopftuch, wie Nkem sie die meiste Zeit trug. Nur heute hatte sie eine Strickmütze über ihre wilden Locken gezogen. Und Anne war dienervige Kuh, mit der sie in der Methodistenkirche Gospels sang – nein, es ergab keinen Sinn, dass Katholiken Gospels in einer Methodistenkirche sangen, aber damit hatte ich nun wirklich nichts zu tun.
    Seufzend ließ ich den Motor wieder an und wendete den Wagen. »Was ich alles für dich tue.« Anne war eine wirklich gute Ambulanzschwester, das war nicht das Problem, aber ich wollte, eigennützig wie ich war, Nkem einfach nur für mich allein haben. Ich ärgerte mich ein bisschen über mich selbst, als ich schweigend zurück in Richtung Krankenhaus fuhr.
    Ich parkte am Straßenrand hinter einem metallicgrauen BMW, der vor uns angehalten hatte. Aus der Beifahrertür stürzte eine schreiende Frau mit einem Kind auf dem Arm, gefolgt von einem Mann, den ich zu erkennen glaubte, obwohl ich ihn bei dem wenigen Licht nur von hinten sah. Sie rannten durch den Schneematsch auf die Tür der Notaufnahme zu.
    »So was«, sagte ich betreten.
    »Wartest du hier?«, fragte Nkem. »Ich gebe ihr nur kurz die Tüte.« Aber ich war bereits auf dem Weg aus dem Auto und lief, gefolgt von Nkem, über die Straße.
    »Ich bin neugierig«, sagte ich, doch sie hörte mich nicht.
    In der Notaufnahme standen der Mann und die Frau mit dem Rücken zu uns. Die Frau war völlig aufgelöst und schrie immer wieder: »Mein Kind ist ganz braun! Mein Kind ist ganz braun.« Anne, die uns aus den Augenwinkeln hatte kommen sehen, schlug die Decke, in die das Kind gewickelt war, zur Seite, um zu sehen, was los war. Wir hielten Abstand und beobachteten alles aus der Ferne: Anne schnappte sich das Kind und verschwand mit einem hinzugeeilten, blutjungen Arzt in einem Zimmer.
    Nkem und ich standen da und starrten die Tür an. Am liebsten wären wir ihnen gefolgt, blieben stattdessen aber stehenund rührten uns nicht. Wir sahen uns wortlos an, bis irgendwann die Tür wieder aufging, Anne uns zu sich winkte und mir zuflüsterte:
    »Erik ist ein totaler Anfänger. Er hat keine Ahnung, was zu tun ist, und Dr. Glebe steckt mit seinen Händen tief in einem Unfallopfer. Kannst du nicht mal einen Blick auf das Kind werfen?«
    Die Frau, die im Untersuchungszimmer stand, weinte jetzt hemmungslos. Sie wirkte jung, zerbrechlich und sehr, sehr klein. Der junge Arzt hatte sich über das schreiende Kind gebeugt, der Vater hockte auf einem Stuhl in der Ecke und hatte das Gesicht in seinen Händen vergraben. Ich schaute mir das Kind an, das nackt auf einem Baumwolltuch lag und mit Armen und Beinen strampelte. Eine grünbraune, schleimige Blase bedeckte die Brust des Kleinen. So etwas hatte auch ich noch nie gesehen. Zumindest nur auf Fotos, und das vor sehr langer Zeit.
    »Was ist passiert?«, fragte ich die Mutter, die nur den Kopf schüttelte. »Keine Ahnung«, schluchzte sie. »Sie hat ihren Mittagsschlaf gemacht, und als ich sie aus dem Bett nehmen wollte, sah sie so aus.«
    »Es scheint eine Brandwunde zu sein. Könnt ihr einen Brandwundenexperten hinzurufen?«, fragte ich Anne, die die Stirn runzelte.
    »Sie halten das für eine Brandwunde?«, fragte der junge Arzt hektisch.
    »Ich halte das für gar nichts. Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine frische Verbrennung dritten Grades, aber das sollte wirklich einer der Experten untersuchen.« Ich sah zu dem Vater, der noch immer mit dem Gesicht in den Händen dasaß. Ich war mir nicht sicher, ob er es wirklich war, aber allein der Verdacht zog mir den Magen zusammen. Die alte Unruhe meldete sich.

3
    »Au, verdammt!«, schrie ich, als mein Schienbein gegen etwas Hartes, Scharfes stieß. Der Schmerz versetzte mir einen Stich bis ins Knie hinauf und trieb mir Metallgeschmack in den Mund. Ich kniff die Augen zusammen, fluchte innerlich und vergaß komplett, warum ich überhaupt hier war.
    »Haben Sie sich verletzt?«, fragte eine weiche Männerstimme durch den Vorhang meines wütenden Schmerzes. Ich hatte mich
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