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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)
Autoren: Kjell Ola Dahl
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und schaute nach Bastøy hinüber. Erinnerte sich an das letzte Mal, als er dem dortigen Gefängnisdirektor begegnet war. Ein Mann, den Gunnarstranda verdächtigt hatte, ein dreizehnjähriges Mädchen misshandelt und ermordet zu haben, saß in Bastøy ein. Also konnte er nicht am Tatort gewesen sein, hatte er selbst behauptet. So hatte es auch für die Ermittler ausgesehen. Bis Gunnarstranda von einem früheren Insassen erfahren hatte, was der offene Vollzug auf Bastøy für Möglichkeiten bot: Eine Gruppe von Insassen hatte sich ein älteres Boot ergaunert, das am Ufer versteckt lag. Das benutzten sie, um nachts in den Hafen zu rudern und von polnischen Seeleuten Schnaps zu kaufen. So hatte sich das Alibi des Mannes in Luft aufgelöst. Dem Direktor hatte die Geschichte mit dem Boot nicht gefallen. Noch weniger hatte ihm gefallen, dass die Geschichte an die Öffentlichkeit kam. Die Zusammenarbeit zwischen der Polizei und der Gefängnisleitung hatte einwandfrei funktioniert und resultierte in einem Urteil und einer Überführung aus dem offenen Vollzug auf Bastøy in eine geschlossene Zelle im Landesgefängnis Ila.
    Gunnarstranda ging zum Badestrand hinunter, das Handy am Ohr. Er rief den Gefängnisdirektor an.
    »Ich brauche Hilfe von jemandem, der ein gutes Gedächtnis und ein gutes Archiv hat«, sagte er nach den einleitenden Phrasen.
    »Schieß los, Gunnarstranda.«
    »Sie hatten mal einen Insassen namens Darak Fares. Er ist abgehauen und war ein halbes Jahr flüchtig.«
    »Das ist lange her, Gunnarstranda, glaube kaum, dass ich mich daran erinnern kann.«
    »Genau deshalb möchte ich vorbeikommen. Wir könnten zusammen ein bisschen über alte Zeiten plaudern.«
    »Wo sind Sie?«
    »Gleich nebenan, in Moss. Dachte mir, sie könnten mit dem Boot rüberrauschen und mich abholen«, sagte Gunnarstranda.
    »Falsche Seite. Die Foldin-Fähre fährt von Horten.«
    Gunnarstranda schaute über den Fjord nach Horten hinüber.
    »Meinen Sie, ich muss von hier die Fähre nehmen, an der Insel vorbei, auf die andere Seite des Oslofjords, um dann die Fähre zurück nach Bastøy zu nehmen?«
    »So lautet das Gesetz. Und das gilt, wie Sie wissen, für alle gleich.«

58
     
    Als Gunnarstranda am späten Nachmittag wieder im Büro erschien, lag ein Zettel auf seinem Schreibtisch. Vibeke Starum bat ihn, sich zu melden, wenn er Zeit hatte. Sie wollte ein Gespräch mit ihm und Rindal führen. Sie hatte nämlich eine Idee.
    Als sie Starums Vorschlag eine halbe Stunde später im Büro des Abteilungsleiters darlegten, war Rindal wenig begeistert. Er sah über die Schreibtischplatte hinweg düster zuerst Gunnarstranda, dann Vibeke Starum an.
    »Die Wohnung der Psychologin durchsuchen? Ich habe Ihnen zugehört, und manches davon leuchtet mir ein, aber vieles auch überhaupt nicht. Ihre Schlussfolgerungen beruhen auf Gedankenspielen und Indizien. Soweit ich sehe, haben Sie einen Zeugen, der behauptet, Maria Hoff habe einen Computer bei der Abfallentsorgung abgegeben. Das streitet sie nicht ab. Sie sagt, es sei ihr eigenes Gerät gewesen. Die Festplatte fehlt. Ein Computer ohne Festplatte ist ein toter Computer. Ein unbrauchbares Gehäuse. Man wird also nie herausfinden, wem das Gerät gehört. Das Einzige, was wir in der Hand haben, ist ein Stück Plastik und eine unüberprüfbare Behauptung eines gewissen Polizeibeamten, der glaubt, den PC als den wiederzuerkennen, den er meint in Ivar Killis Wohnung gesehen zu haben. Wir können nicht mit einer so verdammt dünnen Begründung vor Gericht gehen.«  
    Gunnarstranda und Starum wechselten einen Blick. Schließlich ergriff Starum das Wort: »Wir müssen sowieso in die Wohnung«, sagte sie sachlich. »Die Spuren von Petter Bulls Vandalismus müssen gesichert werden. Es sollte doch möglich sein, die Techniker zu bitten, gleichzeitig nach einer Festplatte zu suchen, wenn sie die Tür und das Schlafzimmerfenster und –«
    »Sagen Sie mir nicht, was hier möglich ist und was nicht«, unterbrach sie Rindal mit diesem schwermütigen Gesichtsausdruck, den er jedes Mal aufsetzte, wenn er sich anschickte, einen seiner weisen Sprüche loszulassen. »Es gibt zwei Sorten von Reisen, Vibeke, die einen enden am Ziel, die anderen hören nie auf. Es gibt auch zwei Sorten von Fällen, nämlich solche, die sich lösen lassen, und solche, die keine Lösung haben.«
    »Eine Sachinformation«, warf Gunnarstranda ein.
    Die beiden wandten sich ihm zu. Starum ahnte Schlimmes und versuchte, eine Katastrophe zu
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