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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
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Spalten ausleuchteten und sich etwas auf Isländisch, Chinesisch, Italienisch, Portugiesisch und Englisch zuschrien. Völlig planlos und unkoordiniert, aber umso emsiger. Manchmal rutschten sie aus und fielen hin, richteten sich aber sofort wieder auf und machten notfalls auf allen vieren weiter; sie bissen die Zähne zusammen und kämpften sich vor. Trotz der bitteren Kälte und des Schnees, der ihnen ins Gesicht peitschte, waren sie in ihren gefütterten Overalls nassgeschwitzt. Manchmal begegneten sich zwei mit Taschenlampen bewaffnete Gestalten auf einem der Felsbrocken, brüllten sich in dem tobenden Sturm etwas zu und schüttelten den Kopf, um dann jeder in seiner Richtung weiterzumachen. Ab und zu polterte oben aus der Schluchtwand über ihnen etwas herunter, kleine und größere Steine, die auf den Bergsturz prallten und in alle Richtungen weitergeschleudert wurden. Trotzdem machten die Männer weiter, genau wie die beiden Bagger, die am Rande des Bergsturzes arbeiteten und unter dem Poltern und Quietschen der zugreifenden Schaufeln einen Felsklotz nach dem anderen
wegräumten. Als Erstes kamen die beiden Autowracks zum Vorschein, in denen sich aber anscheinend niemand befunden hatte. Gegen neun fanden sie die beiden ersten Leichen. Die eine hatte zwar noch ein halbes Gesicht, aber das war dann auch beinahe alles, was an einen Menschen erinnerte. Vielleicht noch der Overall, der das wenige, was übrig geblieben war, umschloss. Der andere Tote hatte einen heilen Arm und Schuhe an beiden Füßen. Eine halbe Stunde später fanden sie die dritte Leiche. Sie schien noch relativ unversehrt zu sein, sogar der Helm befand sich noch auf dem Kopf, und alle Extremitäten waren an ihrem Platz. Doch als sie den Geröllhaufen auf dem Bauch entfernt hatten und den leblosen Körper bei den Schultern packten, um ihn aus der Senke herauszuziehen, stellte sich heraus, dass diese Leiche in zwei Teilen transportiert werden musste. In diesem Augenblick löste sich ein mächtiger Brocken oben vom Rand der Schlucht, und die beiden Männer, die den Oberkörper zwischen sich trugen, waren gezwungen, ihre Bürde fallen zu lassen und sich flach auf den Boden zu werfen. Der dritte Mann, der die Beine hinter sich herzog, war so beschäftigt damit, sein Frühstück bei sich zu behalten, dass er auf nichts geachtet hatte. Der Felsbrocken zerschmetterte ihm das linke Bein unterhalb des Knies. Er wurde zusammen mit seiner Last im Krankenwagen abtransportiert, und die anderen setzten entgegen anderslautenden Anordnungen und trotz des tobenden Unwetters die Suche fort, und weitere Helfer stießen hinzu. Sie wussten, dass sich hier an dieser Stelle noch mehr Menschen befunden hatten, und auch wenn im Grunde genommen alles dagegen sprach, bestand immer noch Hoffnung. Keine große zwar, aber immerhin eine Hoffnung, dass da irgendwo zwischen oder unter den Felsen noch jemand am Leben war. Sie gaben erst auf, als sich ein Überhang aus der senkrechten Felswand hoch über
ihren Köpfen löste und ein Geschosshagel von faustgroßen Steinen mit solcher Wucht herunterprasselte, dass einer von ihnen, spitz und scharfkantig wie all die anderen, halb in die Scheibe des Führerhauses auf dem Bagger eindrang, während die anderen mit Getöse und fliegenden Funken gegen die gegenüberliegende Schluchtwand donnerten. Erst dann gaben sie sich geschlagen, gehorchten ihren Vorgesetzten, die ihnen immer wieder befohlen hatten, sich in Sicherheit zu bringen, und zogen sich zurück. Das Gelände wurde geräumt und die Bagger zurückbeordert. Jetzt waren die Ingenieure am Zug. Man konnte nichts anderes tun als abwarten. Die Zähne zusammenbeißen und abwarten. Und hoffen, selbstverständlich.
     
    Man kann zu wenig Knoblauch verwenden, man kann genug Knoblauch verwenden, aber es ist theoretisch unmöglich, zu viel davon zu nehmen. So lautet das erste Gebot des Knoblauchglaubens, und diesbezüglich sind sich seine sämtlichen Anhänger in allen Teilen der Welt vollkommen und uneingeschränkt einig. Árni, der als junger Mann auf einer Italienreise zum Knoblauchglauben bekehrt worden war, hatte nie daran gezweifelt. Er war ihm immer treu geblieben. Bis jetzt. Er saß in lachsrosa Boxershorts und Rokkland-T-Shirt an dem kleinen Küchentisch in seiner Wohnung im Pingholt-Viertel, mit einem Messer in der Hand und einem ansehnlichen Häufchen geschälter Knoblauchzehen vor sich auf einem Brett. Und er zweifelte.
    »Bist du sicher, dass es vierzig sein müssen?«, fragte
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