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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
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deswegen sei es sicherer, derartige Aktionen von anderen und routinierteren Leuten ausführen zu lassen.
    Eine halbe Stunde später erdröhnte die Schlucht von der
Explosion, doch der donnernde Nachhall wurde bald vom Toben des Unwetters geschluckt, das sich immer noch zu steigern schien. Drei Bulldozer schoben sich oben vorsichtig bis zur Steilkante vor und beförderten alles, was locker war, nach unten. Nach so genauer Überprüfung, wie es unter den gegebenen Umständen möglich war, gab das dreiköpfige Team von Ingenieuren zusammen mit Ásmundur und dem Sicherheitsbeauftragten von Impregilo grünes Licht, dass unten auf dem Grunde der Schlucht weitergearbeitet werden durfte.
    Valdimar setzte sich ins Führerhaus des einen Baggers und sein jüngerer Sohn Birgir in den anderen. Sie machten sich zügig ans Werk, und die riesigen Baggerausleger, die in das grelle Licht der Scheinwerfer getaucht waren, wirkten beim Ausschwenken wie vorsintflutliche Fabeltiere mit langen Hälsen, die nach etwas Fressbarem scharrten. Valdimar und sein Sohn räumten die riesigen Brocken einen nach dem anderen weg wie Spielklötze. Als sie aber bis zu der Stelle des ursprünglichen Bergsturzes vorgedrungen waren, verlangsamten sie das Tempo, stellten die Arbeit ein und fuhren die Schaufeln hoch. Etwa dreißig Männer und zwei Hunde sprangen aus zwei großen, spezialausgerüsteten Trucks der Rettungsmannschaft heraus, die nach einer schwierigen Fahrt von Egilsstaðir endlich vor Ort eingetroffen war. Die Männer setzten sich Helme auf und nahmen im Gegensatz zu den Leuten, die sich einige Stunden zuvor hier abgemüht hatten, den Erdrutsch sehr gezielt in Angriff. Die meisten warteten mit Schaufeln in der Hand ab, und vier von ihnen kletterten in den Felsbrocken herum, während weitere vier den Fuß des Bergsturzes abschritten. Zwei von der Mitte aus und zwei von den Seiten. Sie leuchteten mit starken Handstrahlern zwischen die Felsbrocken. Die vier Männer auf dem Bergsturz gingen genauso vor, fanden aber ebenfalls nichts, genauso wenig die Hunde, die aufgeregt hin und her rannten. Valdimar
und sein Sohn begannen, die äußeren Blöcke wegzuräumen, und die Präzision, die sie dabei an den Tag legten, hätte einem Chirurgen alle Ehre gemacht.
    Ihnen folgten die Männer mit den Schaufeln, sie entfernten größere Steine mit der Hand und schaufelten dann das kleine Geröll weg, bis sie auf festen Grund stießen. Diese Prozedur wiederholte sich dreimal, bevor sie auf ein menschliches Bein stießen und schließlich auf den Rest der vierten Leiche.
    Valdimar kletterte aus der Führerkabine heraus. Der Tote war schlimm zugerichtet, vor allem der Kopf, doch weder Haare noch Körperbau kamen ihm bekannt vor. Er hastete zum Bagger zurück, griff zu seinem Handy und versuchte ein weiteres Mal, Verbindung zu bekommen. Aber auch dieses Mal meldete sich nach langem Klingeln nur die automatische Voice-Mail. Er steckte den Apparat wieder in die Tasche und wartete ungeduldig auf das Zeichen zum Weitermachen.
     
    Als Árni den sechsten Stuhl schon fast fertig hatte, stand er auf, zündete sich eine Zigarette an und kramte in einem Haufen von CDs, der neben der Stereoanlage lag. Kurze Zeit später fand er das, was er suchte, und Steve Harleys faszinierende Stimme erklang aus den Boxen. Drei Minuten und zwölf Sekunden später kam die Passage, auf die Árni wartete, und er sang mit, aus vollem Hals und total falsch, während er sich abmühte, die letzte Schraube ins letzte Loch zu drehen.
     
    Then she flicked the back of her neck,
    defiantly,
    and for such gestures one could fall hopelessly
    in love
    for a lifetime …

    Ásta lächelte zwar einen Moment, als sie das Lied hörte, aber wenig später runzelte sie die Stirn. Das war ja alles gut und schön, aber weshalb zum Kuckuck hatte Árni diese Esszimmergarnitur gekauft? Weshalb hatte er nicht widersprochen, als sie ihm das vorschlug, und sie stattdessen gebeten, ihre eigene hierher zu schaffen? Als er sich vor einigen Tagen den Kopf über diese Essenseinladung zerbrach, hatte sie überlegt, ob sie ihm das von sich aus anbieten sollte, es dann aber gelassen. Das wäre zu deutlich gewesen. Und zu viel Drängelei. Und sie wollte ihn nicht drängen. Der erste Anruf, die erste Verabredung waren seine Initiative gewesen. In den anderthalb Jahren seitdem war es immer sie gewesen, die die Initiative ergreifen musste, und jetzt reichte es ihr irgendwie. Nicht, dass sie den Eindruck hatte, als hätte er etwas
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