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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
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anzuhören. Alle vier saßen geraume Zeit da, ohne ein Wort zu sagen. Dann fischte Guðni einen Stumpen aus der Brusttasche, biss das Ende ab und spuckte in Richtung des Abfalleimers, traf aber nicht.
    »Der Kerl lügt doch wie gedruckt«, erklärte er, »das ist doch klar wie Kloßbrühe. Ich meine, das hört man doch gleich, das hat er geübt, richtiggehend einstudiert.«
    »Ganz deiner Meinung«, sagte Árni. »Auf jeden Fall, was Ásmundur betrifft. Es war mit sehr großer Sicherheit Birgir, der ihn umgebracht hat.«
    »Vielleicht«, sagte Stefán seufzend. »Vielleicht war es Birgir, der sich aufmachte, um seinen Bruder zu rächen, und nicht Valdimar, um seinen Sohn zu rächen. Vielleicht ist es ja auch
gar nicht komisch, dass es einstudiert klingt, das ist ihm wahrscheinlich unablässig im Kopf herumgegangen, seitdem er herausfand, was er getan hatte. Am meisten wundert mich - genau wie ihn selbst auch -, dass er es so lange ausgehalten hat, bevor er seinem Herzen Luft machte. Er wollte aber unbedingt zu der Beerdigung, das ist jedenfalls keine Lüge.«
    »Aber was ist mit Ásmundur?«, beharrte Árni. »Kaufst du ihm das ab? Valdimar ist zwar kein Schwächling, aber ich sehe einfach nicht, wie er Ásmundur ohne Hilfe einfach so aufhängen konnte. Für Birgir wäre es ein Kinderspiel gewesen. Sollen wir wirklich glauben, dass der Alte solche Kräfte hat? Kann man nicht beweisen, dass er das einfach nicht geschafft haben kann?«
    »Nein«, sagte Katrín, »das glaube ich nicht. Mir ging gerade genau das Gleiche durch den Kopf. Wir können eventuell mit irgendwelchen Versuchen nachweisen, dass er gar nicht imstande ist, ein solches Gewicht in dieser Höhe zu halten, während die andere Hand die Schlinge knüpft, aber wir können nicht beweisen, dass er das nicht vor einigen Tagen geschafft hätte, noch dazu im Affekt. Wir können nicht präzise dieselben Umstände rekonstruieren, und er kann immer behaupten, dass er nach den Strapazen der letzten Tage geschwächt ist.«
    »Aber die Fingerabdrücke?«, bohrte Árni weiter. »Was ist mit den Fingerabdrücken?
    Katrín schüttelte den Kopf. »Die bringen uns wenig. Der Alte hat die an der Schranktür erklärt, und Birgir hat genau dasselbe ausgesagt - sie haben da manchmal mit Ásmundur Karten gespielt. Und übrigens, die an der Krawatte, die Friðjón hervorzaubern wollte, sind absolut unbrauchbar, sie reichen nicht als schlüssiger Beweis aus, wir können noch nicht einmal die von Ásmundur festmachen. Wir haben also nichts Konkretes an der Hand, was Valdimars Version widerlegen würde.«

    Sie überlegten noch eine ganze Weile hin und her, aber trotz angestrengter Versuche gelang es ihnen nicht, einen brauchbaren Schwachpunkt in der Geschichte zu finden.
    »Man kann es natürlich auch irgendwie verstehen«, sagte Árni schließlich. »Valdimar ist sowieso wegen sechsfachen Totschlags auf dem Weg in den Knast und hat zudem seinen eigenen Sohn umgebracht - natürlich möchte er, dass sein anderer Sohn nicht auch noch verurteilt wird, wenn es irgendwie zu vermeiden ist. Einfach nur wegen seiner Frau oder wegen des Unternehmens …«
    »Es ist aber trotzdem Scheiße«, schnaubte Guðni, »und sogar verdammte Scheiße, wenn wir einen Mörder laufen lassen müssen, weil ein anderer Mörder ihn deckt.«
    »Wenn du glaubst, dass du einen von denen oder sogar beide dazu bringen kannst, ihre Aussage zu ändern, kannst du es gern versuchen«, erklärte Stefán schroff. »Ich würde mir natürlich sehr wünschen, dass es dir gelingt, habe aber meine Zweifel daran, selbst wenn du die Sache in die Hände nimmst. Valdimar ist ein geradliniger Kerl der alten Schule, dem seine Ehre über alles geht. Er ist kein Krimineller, und er ist ein guter Vater. Oder richtiger gesagt, das hat er zumindest sein wollen, der arme Kerl, auch wenn er mit seinen Bemühungen darum nicht viel Erfolg gehabt hat. Wie gesagt, sehr erstaunlich, wie lange er das alles mit sich herumgetragen hat, das muss schrecklich gewesen sein. Falls er in Bezug auf Ásmundur gelogen hat, wird er das auch weiterhin tun, egal, was passiert. Birgir dagegen hat keine Probleme damit, die Schnauze zu halten, egal, was er auf dem Gewissen hat. Leider.«
    Er lüftete den Schirm seiner Kappe und sah alle der Reihe nach an.
    »Ich hab euch schon am Freitag gesagt, dass der Cognac verfrüht ist, und ich sehe auch jetzt keinen Grund, ihn hervorzuholen. Wir sehen uns morgen früh, es gibt genug zu tun.
Zwei Fälle von
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