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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
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besorgt aus, und jetzt fiel Árni das Lächeln leichter. Klüterig . Er fand es irgendwie nett, wenn sie so redete. Vielleicht war es eine Art von Rassismus, aber daran war nichts zu ändern.
    »Ach, es ist doch immer dasselbe mit diesem Ikea-Schrott«, log er. »Ich hab mich nur selbst bemitleidet, weil ich noch nicht weiter bin. Ich hasse diese verdammte Zusammenschrauberei.« Ásta lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen. Ihre besorgte Miene war gewichen, nun hatte sie die vollen Lippen aufgeworfen, und in den dunklen, fast schwarzen Augen blitzte es.
    »Ach, du armes Kerlchen«, sagte sie spöttisch, »ist das vielleicht zu kompliziert für dich? Oder zu schweißtreibend? Soll ich das nicht am besten für dich machen?«
    Árni schüttelte den Kopf. »Nein.« Er knüllte das Klebeband zusammen, das er ganz unbewusst von der Verpackung des Tischs abgepult hatte, und griff nach der Whiskyflasche, die in Reichweite auf dem Bücherregal stand. »Das krieg ich schon hin. Ich brauche aber etwas Whisky in den Kaffee.«
    »Nimm aber nicht zu viel davon«, sagte Ásta, als er an ihr vorbeiging. »Ich brauche etwas für die Sauce.«

    »Ich lass einen Schluck übrig.« Er gab einen Daumen breit in seinen Kaffeebecher, bevor er Ásta die Flasche reichte. Sie spritzte einen ordentlichen Schuss auf die Keule, die in der Pfanne brutzelte, und hielt ein brennendes Streichholz daran. Auch wenn beide darauf gefasst waren und die Flamme fast unsichtbar war, zuckten sie unwillkürlich zurück, als es zischte und die Hitze ihnen entgegenschlug.
    »Ich hab noch nie kapiert, wozu das gut sein soll«, erklärte Árni und füllte seinen Becher mit Kaffee auf. »Ändert das irgendwas? Ist das nicht nur Show, um bei Essensgästen in feinen Restaurants Eindruck zu schinden?«
    »Vielleicht. Aber Mama macht das auch immer, und ich sehe keinen Grund, das Risiko einzugehen, damit aufzuhören. Tut es dir vielleicht leid um den Whisky?«
    »Natürlich«, gab Árni zu. »Der ist gut in der Sauce, aber das da …« Er zuckte mit den Achseln, gab etwas Milch und Zucker in den Kaffee und rührte um. »Das verdampft doch einfach. Pure Verschwendung.«
    Ásta ruckte mit dem Kopf, sodass die bunten Perlen in den unzähligen Zöpfchen auf und ab wippten.
    »Meinst du wirklich?«
    »Nein«, sagte Árni. Er trank einen Schluck. »Mach das noch mal.«
    »Was? Flambieren?«
    »Nein, das mit dem Kopf.«
    Ásta sah ihn einen Augenblick verständnislos an. Dann überführte sie die Keule in den Brattopf, salzte und pfefferte und gab einen ordentlichen Schuss Weißwein über die Knoblauchzehen.
    »So«, sagte sie, legte den Deckel auf, setzte den Topf in den Ofen und stellte die Temperatur auf knapp hundert Grad ein. »Jetzt lassen wir das bis zum Abend schmurgeln.«
    »Aber es ist doch gerade erst zwölf …«

    »Das habe ich dir doch gesagt, sieben Stunden. Anbraten, flambieren, vierzig Knoblauchzehen, Salz und Pfeffer, Weißwein und sieben Stunden bei ganz schwacher Hitze im Backofen. Hast du jemals schlecht bei mir gegessen?«
    »Nein, nein, aber …«
    »Dann hör auf zu mosern, Junge. Sieh zu, dass du in die Klamotten kommst und diese Möbel da zusammenbaust.«
     
    Es war nicht schwierig, die Entscheidung zu begründen, dass alles, was noch von dem Grat übrig war, abgesprengt werden musste, eine andere Lösung gab es einfach nicht. Die Vernunft sagte ihnen auch, dass es nur Wunschdenken war, sich an die Hoffnung zu klammern, dass der- oder diejenigen, die man noch nicht gefunden hatte, am Leben sein könnten. Die Kälte, die Größe der Felsbrocken und der Zustand der drei Männer, die man gefunden hatte, gaben nicht den geringsten Anlass zu glauben, dass so etwas im Bereich des Möglichen lag. Die Entscheidung war trotzdem nicht einfach gewesen, denn sie bedeutete im gewissen Sinne eine Kapitulation, ein Eingeständnis, dass keine Hoffnung mehr bestand; Vernunft konnte jedoch niemals Hoffnung ersetzen. Zudem war diese Maßnahme auch nicht ungefährlich, denn das, was noch von diesem Grat übriggeblieben war, konnte auch jeden Moment einstürzen. Es war also ziemlich riskant, die Sprengladung anzubringen, nicht zuletzt deswegen, weil man wegen des unaufhörlichen Schneetreibens nicht die Hand vor Augen sehen konnte. Ásmundur erklärte sich bereit, das zu tun, doch sein Angebot wurde sofort abgelehnt und er höflich darauf hingewiesen, dass es mindestens zwanzig Jahre her war, seit er sich zuletzt mit so etwas abgegeben hatte, und
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