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Blutbeichte

Blutbeichte

Titel: Blutbeichte
Autoren: Alex Barclay
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und stellte ihn vor.
    »Das ist Dr. Graff, Ihr Anästhesist.«
    »Guten Tag.« Dr. Graff begrüßte Joe. »Dann tun Sie heute also den ersten Schritt zu größerem Wohlbefinden, hm?« Er lächelte. »Aber wenn Sie es schon bis hierher geschafft haben, sage ich Ihnen sicher nichts Neues.« Er lächelte wieder.»Okay. Ich gebe Ihnen jetzt etwas, und ehe Sie von zehn bis eins heruntergezählt haben, werden Sie spüren, dass Sie langsam wegtreten.«
    Nackt und hilflos lag Joe auf dem Rücken, als bei ihm plötzlich der Groschen fiel. Es gab einen Menschen, mit dem er unbedingt reden musste …
    Mühsam rappelte er sich auf.
    »Es ist alles in Ordnung«, versicherte die Krankenschwester ihm. »Sie sind bei uns in den besten Händen.«
    »Tut mir leid«, sagte Joe. »Ich muss weg.«
    Martinez stellte zwei Tassen Kaffee auf Dannys Schreibtisch und reichte ihm eine.
    »Milch, zwei Stück Zucker, nicht wahr?« Er schaute Danny fragend an.
    »Gott segne dein gutes Gedächtnis.« Danny stieß einen leisen Pfiff aus und schaute auf die Uhr. »Wahrscheinlich ist Joe jetzt schon im Reich der Träume.«
    Martinez setzte sich auf die Schreibtischkante.
    »Wie lange fällt er aus?«, fragte er.
    »Nur ein paar Tage.«
    »Mir würde es gar nicht gefallen, wenn ich mir im Gesicht herumschnippeln lassen müsste.« Martinez strich sich über die Wange. »Ich kapiere nicht, dass alle sich jetzt die Augen lasern lassen. Ich krieg schon Schiss, wenn ich nur daran denke.«
    »Ich glaube, Joe ist verzweifelt.« Dannys Handy klingelte. »Ja?«, meldete er sich.
    »Komm sofort ins Krankenhaus«, erklang Joes Stimme.
    »Joe? Meine Güte! Du bist doch nicht etwa abgehauen? Wo steckst du?«
    »Ich hab nicht genug an, um auf einem Krankenhausflur an einem öffentlichen Telefon zu stehen.«
    »Hast du schon Medikamente bekommen?«
    »Beeil dich, verdammt.«
    »Hast du deine Sachen da?«
    »Nein. Ich bin nackt hergekommen.« Joe seufzte. »Natürlich habe ich meine Sachen hier, Blödmann. Du musst nur mein Zimmer finden.«
    »Bin schon unterwegs«, sagte Danny.
    Die Fahrt durch Westchester war Joe vertraut, denn nach ihrer Rückkehr aus Irland hatte er mit Shaun bei seinem Vater in Rye gewohnt. Heute fuhren sie durch ein ruhiges Vorortviertel, sieben Meilen von der Stadt entfernt, das sich für den Bau der zweiten Colt-Embry-Klinik geradezu anbot. Sie folgten der Asphaltstraße, die sich durch Gärten schlängelte, die hier angelegt wurden, und zum Haupthaus führte. Joe und Danny gingen an der unbesetzten Rezeption vorbei und blieben vor einem Stapel Schilder stehen, die an einer Wand lehnten und deren Ecken mit Pappe geschützt waren. Die Schilder mussten noch montiert werden, doch eines wies ihnen mit einem eleganten schwarzen Pfeil den Weg zu Julia Embrys Büro. Joe klopfte an und riss die Tür auf, ohne auf Antwort zu warten. Julia zuckte zusammen und fuhr vom Stuhl hoch.
    »Wo ist Mary?«, fragte Joe scharf.
    Julia nickte. Sie war leichenblass. »Ja … ja, Sie haben recht, Mary ist hier. Sie ist in Sicherheit.«
    »Wissen Sie, wie viele Menschen sie suchen?«, fragte Joe. »Sind Sie verrückt?«
    Danny legte eine Hand auf Joes Arm. Joe schüttelte sie ab.
    »Was ist hier los?«, fragte er.
    Julia brach in Tränen aus.
    »Hören Sie mit dem Geplärre auf!«
    »He, Joe«, sagte Danny. »Beruhig dich.« Er wandte sich Julia zu. »Wir sind froh, dass Mary in Sicherheit ist, Mrs Embry.«
    »Danke.«
    »Wo ist sie?«
    »In einer Wohnung im neuen Gebäude. Ich habe sie sofort hierher bringen lassen. Ich konnte nicht mit ansehen, dass sie noch mehr durchmachen musste. Ich wusste, dass Mary Sie angerufen hatte und dass Sie freundlich zu ihr waren. Aber ihr Leben war völlig auf den Kopf gestellt, und ich wollte ihr weitere Unannehmlichkeiten ersparen. Sie hat mir schrecklich leidgetan.«
    »Ist Stan auch hier?«
    »Ja.«
    »Mein Gott«, murmelte Joe.
    Julia setzte sich wieder. »Ihre Familie ist durch enge Bande miteinander verbunden, Detective. Das habe ich gelesen. Bei wem es nicht so ist, bei dem entwickelt sich eine andere Dynamik. Stan und Mary können verschwinden, ohne dass es jemanden interessiert. Sie haben keine Familie, die sich Sorgen macht, wenn sie plötzlich nicht mehr da sind. Wie oft werden Vermisstenmeldungen ausgefüllt und …«
    »Ich muss Sie unterbrechen«, sagte Joe. »Sagen Sie mal, schätzen Sie mich so ein, als hätte ein Menschenleben keinen Wert für mich?«
    Julia errötete und wich seinem Blick aus. »Nein, das tue ich
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