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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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spielen werde. Deshalb muß ich auch
so lange hier bleiben. Um zu proben. Ich muß sehr gut sein, sehr professionell,
wenn der Unfall passiert.»
    «Welcher Unfall?» Spraggue
hatte beinahe Angst, ihr zu soufflieren. Die Frau platzte mit ihren geheimsten
Gedanken in einem einzigen sprudelnden Schwall heraus. Sie sah ihn kaum an. Sie
schien mit jemand Unsichtbarem zu sprechen. Nicht zu einem Publikum, sondern zu
einer bestimmten Person. Vielleicht die Schwingungen des verstorbenen Mr.
Phelps...
    «Unfall», raunte sie. «Nicht
das richtige Wort. So schwer, das richtige Wort zu finden. Zwischenfall. Einer unserer Schauspieler ist bereits wegen eines Zwischenfalles gegangen...»
    «Frank Hodges», sagte Spraggue.
Entweder war Darien weniger diskret gewesen, als er behauptet hatte, oder...
    «Und ich glaube kaum, daß Greg
diesen Zwischenfall heute besonders lustig fand. Ich hatte
schreckliche Angst.»
    Jetzt wirkte sie eher entzückt
als entsetzt, dachte Spraggue. «Gab es noch andere ‹Zwischenfälle›, Deirdre?»
fragte er.
    Sie lächelte. «Nichts wirklich
Beunruhigendes. Ich meine, es war kein Voodoo oder so. Keine Haare, keine
abgeschnittenen Fingernägel...»
    «Ich komme nicht mehr mit.»
    «Die Puppe in meinem
Hotelzimmer. Ich glaube, Gina hat auch eine bekommen.»
    Wenigstens einer nannte die
Blondine «Gina».
    «Sie lag auf meinem Bett», fuhr
sie fort. «Vor ungefähr drei Wochen. Vielleicht am zweiten oder dritten Tag der
Proben. Setz dich, und ich erzähle dir alles. Den anderen habe ich noch nichts
davon gesagt.»
    «Warum nicht?»
    «Es war weder lustig genug für
einen Streich noch gruselig genug für eine Drohung. Es war einfach nur komisch... Und irgendwie hat sich auch nie der richtige Augenblick ergeben, weißt du. Für
eine Geschichte wie diese muß man in der richtigen Stimmung sein...»
    «Wie nachts in einem leeren
Theater?»
    «Genau!» Sie machte es sich auf
dem Stuhl bequem. Wieviel Wahrheit werde ich hören, fragte sich Spraggue.
Wieviel wird nur Ausschmückung sein?
    «Ich war nach der Probe noch
essen gegangen, daher war ich nicht vor neun auf meinem Zimmer. Es hätte mir
überhaupt keine Angst gemacht, wenn ich vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause
gekommen wäre.»
    «Ja?» sagte Spraggue. Deirdre
schien ihn völlig vergessen zu haben. War sie wirklich Schauspielerin, oder
hatte Darien sie für diese Rolle aus dem hiesigen Hexenzirkel rekrutiert?
    «Das Licht war aus. Ich knipste
den Schalter an, aber nichts passierte. Kennst du das Emory Hotel ?»
    «Nein.»
    «Es ist billig. Ich bin nur
ungern dort ausgezogen. Im Emory sind kaputte Lichtschalter de rigueur. Also versuchte ich es mit der Lampe in der Ecke. Die funktionierte auch nicht.
Zumindest waren die beiden unteren Glühbirnen kaputt. Die obere Glühbirne war
irgendwie anders. Jemand hatte sich daran zu schaffen gemacht, mit einer Blende
und Farbe — Mitternachtsblau. Das Licht fiel genau auf die Puppe in meinem
Bett.»
    Sie schwieg einen Augenblick.
«Da war eine gewisse Ähnlichkeit. Die Puppe hatte langes, dunkles Haar,
helle Hautfarbe. Aber zwischen ihrem Kopf und dem Körper war auch eine fünf
Zentimeter breite Lücke.»
    Enthauptung. Da hat unser
Schelm aber wirklich eine nette kleine Fixierung, dachte Spraggue. Die
Fledermaus, Gregs Maske und jetzt enthauptete Puppen. «Daraufhin hast du das
Hotel gewechselt?» fragte er.
    «Ja.»
    «Was an der Puppe hat dir angst
gemacht?»
    «Ihr Mund war mit Knoblauch
ausgestopft. Auf dem Hals befanden sich zwei kleine Male, weiß mit roten
Punkten in der Mitte, genau wie im Manuskript. Ein feiner Blutfaden lief aus
dem Mundwinkel. Theaterblut, genau wie heute... Ach ja, und die Puppe lag in
einer ziemlich unanständigen Haltung da, den Rock hochgeschoben, die Beine
gespreizt, und mit großer Sorgfalt waren anatomische Einzelheiten aufgemalt...
Mit einem Zahnstocher oder so war ein kleiner Zettel auf die Brust der Puppe
gespießt. Ein Pflock direkt durchs Herz.»
    «Was hat auf dem Zettel
gestanden?»
    «Nur Zahlen, glaube ich. Drei
oder vier verschiedene Zahlen. Nicht mal Dreien und Siebenen und mystische
Zahlen. Einfach nur ganz normale Zahlen.»
    «Vielleicht eine Telefonnummer?
Hast du den Zettel noch?»
    «Nein.» In diesem Punkt war sie
sehr entschieden. «Zuwenig Zahlen.» Sie schaute auf. Die Geschichte war zu
Ende. «Wie spät ist es?»
    «Viertel nach neun. Bist du zu
spät?»
    «Ja, ich vermute. Ich trage nie
eine Uhr. Die Zeit ist etwas so Aufdringliches, weißt du. Aber

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