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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer
Autoren: C Wilken
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Seiner Durchlaucht. Einen hübschen Fächer hast du da.«
    »Pass auf, was ich dir zu erzählen habe.« In wenigen Sätzen wiederholte sie, was Tulechow gesagt hatte, und legte ihre Vermutungen dar.
    »Ich weiß nicht, Marie. Es kann auch genau so sein, wie er sagt. Er war ehrlich erschüttert über den Tod der Gräfin und vollkommen außer sich, als er von deiner Gefangennahme erfuhr. Larding hatte die Delegation nach dem Tod seiner Frau ja vorzeitig verlassen, um ihre Leiche nach München zu überführen. Die ganze Sache brannte ihm unter den Nägeln! Remigius war krank und kam nicht so schnell vorwärts, wie er wollte. Da musste er dich als Druckmittel entführen. Ich glaube, dass Larding den Lapis so schnell wie möglich brauchte, um nach der Krönung Unruhe unter den Protestanten zu stiften und dann als großer Retter auf den Plan zu treten. Er stellte sich wohl vor, dass der Lapis ihm eine Aura von Macht verleihen würde, der sich jeder unterwerfen würde. Was genau der Lapis vollbringen kann, werden wir nie erfahren, und ich glaube, dass es so am besten ist.«
    »Hmm«, überlegte Marie.
    Ruben sah sich um, doch sie waren allein. Der Sekretär kritzelte in seinem Buch. »Marie.« Er strich ihr über die Wange, auf der die Narbe bereits zu verblassen begann. »Ich habe nach dir gesucht, sobald ich wusste, dass du entführt wurdest, aber sie hatten eine falsche Spur gelegt und mich auf Lardings Landsitz bei Dachau gelockt. So verlor ich endlose Tage, bis Bertuccio herausfand, dass Larding durch mehrere Strohmänner auch das Haus neben dem Schuhmacherhaus gekauft hatte.«
    »Ist schon gut. Ich lebe ja noch.«
    »Nein! Ich hätte mich nicht fehlleiten lassen dürfen, und vor allem hätte ich meine eigene Rache hintenanstellen müssen.«
    »Hast du etwas über deine Familie herausgefunden?«
    Er seufzte schwer. »Wenn es stimmt, was Bertuccio über einen Wärter im Falkenturm von Larding erfahren hat, dann war mein Vater ein Goldschmied mit eigener Werkstatt in Prag. Er hatte einen Gesellen mit Namen Balthasar, der ihn bestohlen hat. Als mein Vater ihn anzeigte, hat dieser sich mit Larding verbündet, der meinem Vater größere Summen für angefertigte Schmuckstücke schuldete, und sie haben behauptet, dass mein Vater dem Kaiser falsche Steine und minderwertige Goldlegierungen verkauft habe. Da mein Vater ein Zugereister war und noch dazu aus Siebenbürgen stammte, fanden sich in kurzer Zeit keine Bürgen, und er wurde hingerichtet. Aus Balthasar wurde später ein Jesuit.«
    »Balthasar Hauchegger!«, flüsterte Marie, und plötzlich fügte sich das Mosaik einer perfiden, von langer Hand geplanten Intrige zusammen.
    »Und ich werde ausgerechnet von Bernardus Sallovinus aufgelesen und zu einem halbwegs anständigen Menschen erzogen. Die verschlungenen, unergründlichen Pfade des Schicksals …«
    »Es sollte so sein, Ruben. Wir mussten uns begegnen! Wer hätte mich sonst gerettet?«
    Er lächelte traurig. »Immerhin kenne ich jetzt meinen Familiennamen: Chavilli. Nach deiner Hochzeit reise ich nach Siebenbürgen und suche nach meiner Familie.«
    Bevor Marie antworten konnte, wurde die Tür zum Audienzzimmer aufgestoßen. Sofort erhoben sich Marie und Ruben und folgten der Aufforderung des herzoglichen Privatsekretärs, sich zu einem von drei vor einem Prunkschreibtisch bereitgestellten Stühlen zu begeben. Marie fiel in einen tiefen Hofknicks, und Ruben verneigte sich.
    »Bitte, sich zu setzen«, forderte Herzog Maximilian sie auf. Trotz der Hitze saß der Herrscher Bayerns kerzengerade in seinem prachtvoll beschnitzten Sessel, das bärtige Kinn ruhte auf einer gefaltelten weißen Halskrause, und die beringten Hände trommelten ungeduldig auf die Lehnen.
    Marie wurde der mittlere Stuhl zugewiesen. Ruben nahm zu ihrer Rechten Platz, und wie bestellt erschien Tulechow und setzte sich links von ihr nieder. In einigem Abstand nahm der Sekretär an einem Pult Position, und vor der Tür stand eine Wache. Marie fuhr sich angespannt mit der Zungenspitze über die Lippen. Gelegentlich verspürte sie noch ein Frösteln und eine innere Unruhe, die sie auf das Schlafmittel zurückführte, das Berthe ihr aufgezwungen hatte, doch abgesehen davon fühlte sie sich von Tag zu Tag stärker. Vor allem wuchs ihre Wut und bestärkte sie in ihrem Beschluss. Niemand würde sie davon abbringen! Nicht einmal der Herzog!
    Maximilian wischte sich mit einem Tuch die Schweißperlen von der hohen Stirn und begann das Gespräch mit der ihm
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