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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew
Autoren: Stephen King
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Farbfernseher …«
    »Schscht«, sagte ich. »Geh schlafen.«
    »Ich kann nicht«, sagte sie, aber fünf Minuten später schlief sie doch.
    Ich blieb noch eine halbe Stunde mit einer brennenden Kerze als Gesellschaft wach und lauschte dem Murmeln und Grollen des Donners draußen. Ich hatte das Gefühl, als würden viele Bewohner der Ortschaften am See am nächsten Morgen ihre Versicherungsvertreter anrufen, viele Motorsägen brummen, wenn Hausbesitzer die Bäume zersägten, die auf ihre Dächer gefallen waren und ihre Fenster zerschmettert hatten, und viele orangefarbene Lastwagen der Elektrizitätswerke auf den Straßen unterwegs sein.
    Der Sturm ließ nach, es gab keine Anzeichen für eine neue Bö. Ich ging nach oben, ließ Steff und Billy auf dem Bett liegen und warf einen Blick ins Wohnzimmer. Die Schiebetür aus Glas hatte standgehalten. Aber wo das Verandafenster gewesen war, gähnte jetzt ein ausgezacktes Loch, das teilweise mit Birkenblättern gefüllt war. Es war die Spitze des alten Baumes, der, solange ich mich erinnern konnte, neben dem Kellereingang gestanden hatte. Während ich seine Spitze betrachtete, die jetzt unserem Wohnzimmer einen Besuch abstattete, verstand ich, was Steff gemeint hatte, als sie sagte, die Versicherung würde auch nichts besser machen. Ich hatte diesen Baum geliebt. Er war ein stolzer Veteran vieler Winter gewesen, der einzige Baum auf der Seeseite des Hauses, der von meiner Kreissäge verschont worden war. Große Glasstücke auf dem Teppich reflektierten meine Kerzenflamme hundertfach. Ich durfte nicht vergessen, Steff und Billy zu warnen. Sie mussten hier oben Schuhe anziehen. Beide liefen morgens gern barfuß herum.
    Ich ging wieder nach unten. Wir schliefen zu dritt im Gästebett, Billy zwischen Steff und mir. Im Traum sah ich Gott durch Harrison auf der anderen Seite des Sees gehen, einen Gott, der so riesig war, dass Er von der Taille aufwärts in einem klaren blauen Himmel verschwand. Im Traum hörte ich das Splittern und Krachen von Bäumen, die unter Seinen Schritten wie Grashalme umknickten. Er umkreiste den See und kam auf die Bridgton-Seite zu, Er kam auf uns zu, und alle Häuser und Sommerhäuschen gingen blitzartig in purpur-weißen Flammen auf, und bald verhüllte der Rauch alles. Der Rauch verhüllte alles – wie Nebel.
     
     
    2. Nach dem Sturm. Norton.
Eine Fahrt in die Stadt
     
    »Herrje!«, rief Billy.
    Er stand am Zaun, der unser Anwesen von Nortons trennt und blickte auf unsere Auffahrt, die eine Viertelmeile lang ist und auf einen Feldweg führt, der seinerseits nach einer Dreiviertelmeile in eine zweispurige Asphaltstraße namens Kansas Road einmündet. Auf der Kansas Road kann man überall hinkommen, jedenfalls bei Bridgton.
    Ich sah, was Billy betrachtete, und mir blieb fast das Herz stehen.
    »Geh nicht näher ran, Freundchen.«
    Billy erhob keine Einwände.
    Der Morgen war hell und klar wie ein Glockenton. Der Himmel, der während der Hitzewelle dunstig gewesen war, hatte wieder eine frische tiefblaue Farbe angenommen, die fast herbstlich anmutete. Es ging eine leichte Brise, die fröhliche Sonnenflecken über die Auffahrt tanzen ließ. Nicht weit von Billys Standort entfernt war ein anhaltendes Zischen zu hören, und im Gras lag etwas, was man auf den ersten Blick für ein zuckendes Schlangenbündel halten konnte. Die zu unserem Haus führenden Stromleitungen waren etwa sechs Meter davon entfernt heruntergefallen und lagen in einem unordentlichen Knäuel auf einem verbrannten Grasstreifen. Sie bewegten sich träge und zischten. Wenn die Bäume und das Gras vom wolkenbruchartigen Regen nicht so durchtränkt gewesen wären, hätte das Haus in Flammen aufgehen können. So aber gab es nur diesen schwarzen Streifen, da wo die Leitungen direkten Bodenkontakt gehabt hatten.
    »Könnte das einen Menschen töten, Daddy?«
    »Ja, das könnte es.«
    »Was machen wir jetzt damit?«
    »Nichts. Wir müssen auf die Männer vom E-Werk warten.«
    »Wann werden sie kommen?«
    »Das weiß ich nicht.« Fünfjährige können einem richtig Löcher in den Bauch fragen. »Ich kann mir vorstellen, dass sie heute Morgen schwer beschäftigt sind. Willst du mit mir einen Spaziergang bis zum Ende der Auffahrt machen?«
    Er machte einige Schritte auf mich zu, blieb stehen und sah ängstlich auf die Leitungen. Eine davon machte gerade einen kleinen Buckel und drehte sich etwas, so als wollte sie uns zuwinken.
    »Daddy, kann Lektrizität durch den Boden schießen?«
    Eine
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