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Blumen fuer Zoë

Blumen fuer Zoë

Titel: Blumen fuer Zoë
Autoren: Antonia Kerr
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los!«
    Â»Marihuana ist dort an einigen Orten legal ...«
    Sie hielt ihren Joint zwischen Daumen und Zeigefinger und hatte in ihrem großen Sessel eine Haltung angenommen, die groteskerweise an einen Mafiaboss erinnerte – ich bemerkte ihren Sinn für Theatralik.
    Â»Das Problem ist bloß«, fuhr sie in dramatischem Ton fort, »dass ich nicht Auto fahren kann.«
    Â»Du könntest dich um die Route kümmern, Karten lesen.«
    Â»Karten lesen kann ich auch nicht.«
    Ich hatte begriffen, und sie ebenfalls, dass wir so taten, als ginge es nicht ums Verführen. Für sie hieß das, sich zu widersetzen, zu zeigen, dass sie nicht überzeugt war, und ich sollte mein Interesse bekunden und trotz ihrer Absage hartnäckig bleiben. Dennoch wussten wir beide, dass sie der Flucht an meiner Seite am Ende zustimmen würde, denn, so überraschend das Phänomen auch sein mochte, ich gefiel ihr und sie gefiel mir. Merkwürdig war allerdings nicht so sehr die Tatsache, dass sie mir gefiel, da sie wohl bei der Hälfte der Menschheit Anklang finden dürfte. Nein, das Erstaunlichste war, dass ich bei ihr, von den Mundwinkeln bis hin zu den Fältchen ihrer glücklich strahlenden Augen, ein echtes Interesse an meiner Person ausmachte.
    Nach einer zweitägigen Fahrt kamen wir in Alabama an. Das wäre nicht der Rede wert, wenn ich nicht dieser Gegend gegenüber eine gewisse Zuneigung gehegt hätte, die mit meiner Kindheit zusammenhing. Ich kündigte Zoë an, dass ich bei meiner Mutter vorbeischauen würde, was sie mit einer vagen Kopfbewegung quittierte, um sich dann noch ein wenig tiefer in den Sitz des Cadillacs zu drücken und einzuschlafen, mit entblößter weißer Unterhose. Dieser wunderbare Anblick löste Zuckungen in meinem Unterleib aus, denn wir hielten noch immer die Illusion aufrecht, bloß ein ungleiches Freundespaar zu sein.
    Seit Vaters Tod hatte das Haus viel von seiner Pracht verloren; der Garten war ein einziges Chaos aus leeren Benzinkanistern, Resten von Schlangenhäuten und zur Hälfte abgenagten Knochen, den letzten Überbleibseln meines treuen Freundes Cash, eines australischen Schäferhundes, der nach dem Verzehr einer Hummel gestorben war – dieser Idiot verschlang einfach alles, was vorbeikam. Außerdem gab es noch einen Wurf Kätzchen, die Mama aufgenommen hatte, um sie zu verschenken, die sie letztlich aber doch behalten hatte.
    Ich durchquerte den Garten und klingelte. Meine Mutter erschien auf der Türschwelle, alt und verbraucht.
    Â»Ich wusste, dass du kommen würdest«, sagte sie. »Ich habe gebacken.«
    Sie verschwand und tauchte mit einer Ladung heißer Cookies wieder auf. Im Wohnzimmer stand alles noch am alten Platz wie auf einem Stillleben. Das bekommen nur ältere Leute hin.
    Â»Es fällt mir echt schwer zu glauben, dass du mich erwartet hast.«
    Â»Du weißt doch, dass Mütter einen sechsten Sinn haben.«
    Â»Die Bärinnen in den Bergen vielleicht ...«
    Â»Sei’s drum! Ich habe dich jedenfalls gespürt.«
    Ich ließ es dabei bewenden; schließlich ist meine Mutter ein ehemaliger Hippie und sie leidet bestimmt noch unter psychedelischen Spätfolgen. Wir aßen schweigend ihre Cookies, als sie plötzlich sagte:
    Â»Ich muss dir etwas gestehen. Erinnerst du dich noch, wie du dich als Kind manchmal so merkwürdig leicht gefühlt hast?«
    Â»Ja.«
    Â»Na ja, manchmal habe ich das Cookie-Rezept ein wenig abgewandelt.«
    Â»Was willst du damit sagen?«
    Â»Sagen wir mal so, mitunter habe ich sie etwas schärfer gewürzt.«
    Sie lächelte.
    Â»Willst du etwa sagen, es waren
Space Cakes
? Aber warum erzählst du mir das erst jetzt?«
    Â»Ich wollte das Geheimnis nicht mit ins Grab nehmen; man weiß ja nie, was noch so kommt. Ich bin ja nicht mehr die Jüngste. Ich habe das gemacht, damit du ein bisschen lockerer wirst, mein Junge, weißt du; zeitweise warst du ganz schön verklemmt!«
    Â»In die hier hast du aber nichts getan, oder?«
    Â»Nein, keine Sorge, ich habe schon lange mit meinen Kulturen aufgehört.«
    Â»Du hast sie selbst angepflanzt?«
    Â»Marihuana hatte einen positiven Effekt auf deinen Vater; im Bett wurde er kühn wie ein König.«
    Â»So genau wollte ich das gar nicht wissen.«
    Â»Oh, entschuldige, mein Junge, ich wusste gar nicht, dass du so prüde bist!«
    Ich schaute mich um, auf
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