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Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani

Titel: Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
Autoren: Maria Masella Birgitta Hoepken
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Und deshalb ist sie in die Zeitung gekommen, als … als ihr gekommen seid und sie mit einem Mann erwischt habt.«
    »Wussten Sie damals schon, was für ein Leben Ihre Schwester führte?«
    »Vermutungen, nur Vermutungen.«
    Sie hatte es gewusst und wollte es nicht wissen. Klassisch. »Wissen Sie, ob Ihre Schwester eine rote Lockenperücke trug?«
    »Sie war dunkelhaarig.«
    »Vielleicht …«, sage ich und sehe sie an, »wenn sie Männer bei sich hatte?«
    »Ich weiß nicht, ich glaube nicht. Als ich sie angefleht habe aufzuhören, da sagte sie, dass ihr Typ - sie war eine aparte Dunkelhaarige - noch ihr Ruin sein würde, denn ihr - sie nannte es mediterraner - Typ würde den Männern gefallen.«
    Also keine Gewissheit, weder ja noch nein.
    »Hatte sie einen richtigen Freund? Hat sie je mit Ihnen über einen Mann geredet, über einen Freund?«
    »Nein. Sie hatte kein Vertrauen zu Männern. Die seien für sie nur Arbeit, sagte sie.«
    »Eine Frau, eine spezielle Freundin?«
    »Sie war gerne allein.«
    Da ist nicht mehr herauszuholen. Ich verabschiede Signora Pongiu und bleibe mit Anselmi allein. »Fragen Sie bitte bei der Sitte nach, vielleicht wissen die was.«
    Als er zurückkommt, hat er die Mappe mit den Fotos. Die Leiche auf dem Boden der Diele, mit dem Gesicht nach oben, über dem Kopf noch die durchsichtige Plastiktüte. Eine Detailaufnahme der rechten Hand mit dem nicht allzu blutverschmierten Fingerstumpf. Die rote Perücke - auf dem Foto ist gut zu erkennen, dass es sich um einen Massenartikel aus dem Kaufhaus handelt.
    Und dann etwas, von dem mir niemand erzählt hat und das auch nicht im Bericht steht: In der anderen, fast zur Faust geballten Hand steckt eine weiße Blüte, die herabzufallen droht.
    Genauso eine Blüte wie die in meinem Päckchen.
    »Warum stand im Bericht nichts von der Blüte?«
    »Das war Ravazzi, Commissario. Ravazzi hat ihn geschrieben.«
    Ich verstehe: Ravazzi ist der Neue, geradezu manisch übereifrig und gewissenhaft, wobei die Länge seiner Berichte immer gegen Unendlich tendiert. Noch vorgestern habe ich ihn deswegen zurechtgewiesen und ihm gesagt: Wenn der nächste Bericht länger als zwei Seiten ist, dann lasse ich dich alles immer wieder schreiben, bis deine Finger blutig sind. Prima, seine Schlussfolgerung war offenbar: weglassen. Was er sonst noch alles weggelassen haben mag? »Sagen Sie ihm, dass er zu mir kommen soll, sobald er kann.«
    »Er ist weg.«
    »Wie, weg?«
    »Sie haben ihm höchstpersönlich zwei Tage Urlaub gegeben, Commissario.«
    »Ist er erreichbar?«
    »Seine Mutter ist krank, er wollte zu ihr fahren, in sein Heimatdorf.«
    »Man kann vielleicht bei der Mutter anrufen. Hat er die Telefonnummer hinterlassen?«, frage ich.
    Anselmi nickt.
    »Also, dann rufen Sie ihn an.«
    Während ich warte, schaue ich zum Fenster hinaus. Es ist schon nicht mehr hell. Francesca hat Manu vermutlich bereits von der Schule, einer Ganztagsschule, abgeholt, und die beiden sind jetzt zu Hause.
    Ich bin müde. Am liebsten würde ich alles hinschmeißen.
    »Man hat mir gesagt, dass er noch gar nicht angekommen ist, wenn er da ist, ruft er an, doch das wird vermutlich kaum vor morgen Vormittag sein. Soll ich ihn von der Verkehrspolizei suchen lassen?«
    Ich schüttle den Kopf: »Nein, nicht nötig. Das kann bis morgen warten.« Ich stehe auf. »Ich gehe nach Hause, wenn man mich braucht …« Der Satz bleibt offen, ich nehme meinen Regenmantel und verlasse das Büro.
    Es ist dunkel. Ein feuchter Frühlingsabend, der Schirokko 28 zaust die Fahnen auf dem Piazzale delle Americhe in Richtung Hügel.
    Der übliche Freitagabendstau. »Schwarzer Freitag« wird Il Secolo XIX schreiben, wie jeden Samstag.
    Freitag. Morgen ist Samstag. Francesca geht samstags normalerweise nicht in ihr Büro in der Consulting-Agentur. Ich könnte mir ja einen Tag frei nehmen und ihn mit ihr verbringen.
    Und mit Streiten. Nein danke.
    Stau auf der Via Tomaso Invrea, Stau auf dem Corso Gastaldi, Stau auf dem Corso Europa. Eine Dreiviertelstunde von Foce nach Quinto.
    Wenn ich nach Hause komme, hat Manu bestimmt schon gegessen und spielt schon wieder. Francesca hat mich wahrscheinlich nicht erwartet, sie weiß ja auch nie, ob ich komme oder nicht. Und wenn ja, wann.
    Manu spielt im Gästebad. Sie ist sehr beschäftigt und will sich nach den üblichen Umarmungen und Küssen gleich wieder an die Arbeit machen. Vor einigen Monaten hat sie bei meiner Mutter zu Hause einem Klempner zugesehen, und das war Liebe auf
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