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Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani

Titel: Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
Autoren: Maria Masella Birgitta Hoepken
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gehen wir hinein. Andernfalls … das werden wir dann sehen.
    Es macht niemand auf. »Hoffen wir, dass sie nicht die Kette vorgelegt hat.«
    »Es gibt keine Kette. Die Signora hat höllische Angst, dass sie umkippt und dann niemand in die Wohnung kann. Das geht vielen so.«
    Man sieht, dass er mit den Örtlichkeiten vertraut ist.
    Das Schloss klickt, doch die Tür geht nicht auf. Wir drücken.
    Da ist sie. Ein Körper liegt auf dem Boden und blockiert die Tür. Ja, wir werden alle Spuren verwischen, doch wenn wir ihn nicht wegschieben, kommen wir nicht hinein.
    Der Kopf steckt in einer mit einem Klebeband gut verschlossenen Plastiktüte. In der einen Hand hat sie Kamelienblüten und in der anderen das berühmte Foto.
    Eine anständige, wohlerzogene Person, auch noch im Tod.
    Nur die Hand mit den Kamelien liegt nicht ganz parallel zum Körper.
    Auch durch die Plastiktüte hindurch und trotz der durch den Erstickungstod aufgequollenen Gesichtszüge erkenne ich sie.
    Auf den erkennungsdienstlichen Fotos und auf denen in den Unterlagen war sie nur eine Fremde.
    Hier erkenne ich sie.
    Bei Ninì. Ich verlasse die Wohnung. Erfüllt und befriedigt, hoffe, dass Fran nicht riechen wird, dass ich bei einer anderen Frau war. Da kommt sie herein. Eine zierliche, einfache Frau, die lächelt.
    Ich schaue sie an. Ninì sagt flüchtig: »Eine Angestellte meiner Frisöse, sie kommt, um mir die Haare zu machen.«
    Ja, Dora Margarita, du hattest Recht. Wenn ich gesehen hätte, wenn ich gehört hätte … dann hätte ich gewusst, dass du ehrbar warst.
    Stattdessen wurde dein Leben zerstört.
    Und es wurde nicht vom Zufall zerstört. Ich habe es zerstört.
    »Was tust du denn da?« Francesca rüttelt mich. Ohne es zu merken, habe ich mich neben die Margarita gehockt und habe ihr eine Hand auf die Schulter gelegt. »Manu. Wir müssen sie finden.«
    Manu.
    Meine Leute schwärmen schon durch die Wohnung, die als einzige das ganze obere Stockwerk des Hauses einnimmt. Eine große Bibliothek. Ob sie die Bücher, die sie mir geschickt hat, wohl hierher hat? Auf dem Tisch eine Olivetti und ein Stapel Papier. Alles wirklich und doch so unwirklich.
    Ein kleines Zimmer. Wenige persönliche Gegenstände. Hier hat sie bestimmt gewohnt, als wir ihre Spur verloren haben. Ihre Verkleidungen sind schön zusammengefaltet, als wolle sie, dass wir sie in Ordnung vorfinden.
    Keine Manu.
    Sie kann sie überallhin gebracht haben.
    Wie ist ihre Tochter gestorben? Ertrunken in einem Becken.
    Ich müsste alle Hügel um die Stadt absuchen lassen.
    Becken.
    Ich frage den Gärtner neben mir: »Gibt es hier ein Regenwasserbecken?«
    »Ja, eines auf dem Balkon, es ist eigentlich für das Regenwasser gedacht, hängt aber auch an den Wasserleitungen des Hauses. Wir nutzen es selten, die Nachbarn darunter wollen das nicht.«
    »Gehen wir.«
    Wir gehen durch den Hängegarten. Er befindet sich hinter einem Gitter, das in der richtigen Jahreszeit sicher mit Rankpflanzen bedeckt ist.
    Und nun höre ich ihre durch das Rauschen des Wassers und durch die Müdigkeit dumpf gewordene Stimme: »… fünfundsiebzig, sechsundsiebzig, siebenundsiebzig, achtundsiebzig …«
    Manu, die zählen übt.
    Das Becken ist hoch, fast zwei Meter, grau und aufgrund der Feuchtigkeit geädert. Auf dem Boden ein verrosteter Wasserhahn. Ich sehe, wie der Gärtner sich hinunterbeugt und ihn zudreht. Ich schaue über den Rand des Beckens.
    Sie steht im Wasser, das ihr bis zu den Schultern reicht.
    »Ich bin hier, Papa.«
    Ich beuge mich über den Rand und schiebe ihr meine Hände unter die Achseln. Das Wasser ist eisig.
    Ich hebe sie hoch.
    Erst als ich sie Francesca in den Arm gedrückt habe, kann ich wieder sehen.
    Ich höre Manus Stimme: »Ich bin nicht an den Wasserhahn gekommen. Und das Rohr ist so schwer gewesen, und das Wasser ist immer höher gekommen. Aber ich habe einen Legostein druntergeschoben.«
    Ja, dieses Stück Plastik hat bewirkt, dass das Überlaufrohr ein wenig schräg stand und so ein Teil des Wassers, das aus dem weiter oben befindlichen Hahn wie ein Wasserfall herabrauschte, abfließen konnte. Genau wie bei den alten Brunnen, die Manu in den Bergen gesehen hat. Wenn das Rohr senkrecht in den Ablauf eingesetzt wird, läuft das Becken bis zum Rand voll, wenn das Rohr herausgenommen ist, kann das Wasser abfließen.
    Manu hat diese Brunnen in den Bergen gesehen, sie hat gefragt und eine erschöpfende Antwort und ein Modell erhalten.
    Ich drehe mich um.
    Frans und mein Blick kreuzen
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