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Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani

Titel: Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
Autoren: Maria Masella Birgitta Hoepken
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bringe ich ein »Wo?« hervor.
    »Am Spielplatz. Ich saß mit deiner Mutter auf einer Bank gleich daneben, und wir konnten sehen, wie sie immer wieder die Rutsche hinuntergerutscht ist. Dann hat sie mit den anderen Kindern Verstecken gespielt«, Fran unterbricht sich.
    »Und als das Spiel vorbei war, war sie nicht mehr da.«
    »Wir haben uns erst nichts dabei gedacht. Du weißt ja, wie stur Manu ist. Sie versucht immer, bis zum Schluss versteckt zu bleiben und dann alle freizuschlagen. Als sie dann nicht kam, haben auch wir angefangen, sie zu suchen.«
    »Wann habt ihr sie zuletzt gesehen, bevor sie verschwunden ist?«
    Ich höre, wie sie mit meiner Mutter spricht. »Um drei, es hat drei geschlagen. Jetzt ist es halb vier. Wenn ich es bloß gleich gemerkt hätte …«
    »Man merkt das nie sofort. Wie ist sie angezogen?«
    »Jeans, blauer Pulli, roter Dufflecoat.«
    Ich werde also aus meiner Schreibtischschublade ein aktuelles Foto holen, vielleicht das von Weihnachten, und zusammen mit der Beschreibung … Anselmi hat über den Lautsprecher mitgehört, auch er ist blass. Er macht mir ein Zeichen, dass er sich um ein Einsatzkommando kümmern will und darum, dass die Leute die Informationen für die Fahndung bekommen.
    »Wo seid ihr?«, frage ich Fran.
    »Beim Spielplatz. Wir haben gedacht, wir bleiben hier. Ich rufe dich vom Handy an.« Pause. »Wir haben die anderen Kinder und die Eltern gefragt, aber nichts. Nur ein Kind hatte ein Buch, das es der Mama von Manu geben soll.«
    »Ich schicke jemanden, der es abholt. Mach es nicht auf.«
    »Ich habe es schon aufgemacht. Und sag mir jetzt nicht, dass ich Spuren verwischt habe.« Zum ersten Mal höre ich einen Unterton von Hysterie heraus. Weinen würde ihr helfen. Mir auch. Aber nicht Manu.
    » Der Meister und Margarita . Sie hat eine Kamelie wie die, die mit Marianna Ucria kam, und eine Ähre zwischen die Seiten gelegt. Und einen verschlossenen Umschlag, der an dich adressiert ist. Ich habe ihn nicht aufgemacht.«
    »Ich muss wissen, was drinsteht.«
    »Ich habe noch nie einen an dich adressierten verschlossenen Brief geöffnet und gelesen.«
    Im Hintergrund seltsame Geräusche, dann meine Mutter: »Ich habe den Umschlag, wenn du willst, mache ich ihn auf und lese den Brief. Ich habe schon viele Briefe an dich gelesen.«
    »Ja«, antworte ich.
    Ein Rascheln. »Er ist mit der Hand geschrieben. Eine große, kindliche Schrift, das ist niemand, der häufig schreibt. Margarita wird dem Meister folgen. Ich werde sterben, das Leben interessiert mich nicht mehr. Ich habe getan, was ich tun wollte. Und du bist blind, taub und gefühllos, und Manu wird sterben. Nicht Margarita wird töten, das wird der Meister tun. Das war die letzte Botschaft. Ende.«
    Ich höre Francescas Stimme: »Sag ihm, dass seine Kollegen gekommen sind.«
    »Gebt ihnen die Personenbeschreibung, und dann lasst ihr euch nach Hause bringen …«
    Was tut man, wenn jemand die eigene Tochter entführt hat? Nein, es hilft nicht, dass du ein Kommissar bist. Wen bittest du um Hilfe?
    Francesca sagt gerade: »Deine Mutter fährt zu uns nach Hause. Wenn ich in die Questura kommen würde? Um Anzeige zu erstatten …«
    Das entspricht nicht gerade den Vorschriften.
    »Ich will nicht allein hier bleiben mit dieser Verzweiflung.«
    Ich gebe auf: »Gib mir mal den Polizisten.« Ich erkläre ihm die Situation. Eine Gruppe wird dort bleiben, um die Parks zu durchkämmen und die Kinder und Mütter zu befragen. Einer begleitet meine Mutter nach Hause …
    »Ich fahre alleine mit Francescas Auto, Nino. Sie gibt mir das Handy, und ich lasse es angeschaltet. Wenn etwas geschieht …«
    »Nein, du fährst mit einem Beamten zusammen. Es könnte sein, dass sie eine Nachricht nach Hause schickt.« Aber eigentlich sage ich das, weil ich sie nicht in dieser Situation am Steuer wissen will.
     
    Fran steht vor dem Fenster, ich habe sie gebeten, sich zu setzen, doch sie hat mit den Schultern gezuckt. Ich habe sie gefragt, ob sie einen Kaffee will. Sie hat ihn mechanisch ausgetrunken.
    Als Anselmi angedeutet hat, dass er uns allein lassen will, habe ich ihn zurückgehalten.
    Wir wissen nicht, was wir tun sollen.
    Fran wiederholt die letzten Zeilen des Briefes.
    »Sie wird Manu nicht töten …«
    Ich raufe mir die Haare, so gerne würde ich sie umarmen, sie an mich drücken, ich würde gerne getröstet werden. »Sie wird sie sterben lassen … Ich muss sie finden.«
    Anselmi fühlt sich unwohl, das spüre ich, ich kenne ihn gut genug.
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