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Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani

Titel: Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
Autoren: Maria Masella Birgitta Hoepken
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Maura Gualtieri. Sie hat gesagt, sie würde wegen der Aussage kommen.« Er starrt über meine Schulter hinweg den Flur entlang.
    Ich drehe mich um: Eine Frau Ende dreißig, vom Leben mitgenommen. Kamelfarbener Mantel, schwarze Handtasche. Als sie näher kommt, sehe ich, dass ihre Augen rot und geschwollen sind.
    Ich gehe ihr entgegen. »Signora Gualtieri?« Sie nickt, und ich spreche weiter: »Commissario Mariani, ich leite die Ermittlungen.« Wir schütteln uns die Hände, der Druck ist zögerlich und kraftlos, ihre Hände sind kalt. Vielleicht hat sie Angst. Doch Angst ist auch bei Unschuldigen, wenn es sie denn gibt, eine häufige Reaktion. Ich gehe ihr voraus in mein Büro und zeige auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch. Mit den Augen bedeute ich Anselmi, sich hinter sie zu setzen.
    »Ich bin gekommen, sobald ich konnte.«
    »Ich danke Ihnen, Signora Gualtieri.«
    »Mein Name, seit ich verheiratet bin, ist Pongiu. Gualtieri benutze ich praktisch nicht mehr.«
    Meine Frau heißt überall Francesca Lucas, sie führt immer nur ihren Mädchennamen. »Alle kennen mich unter dem Namen Pongiu«, sie sieht mich an, ihr Blick ist verloren. »Ich habe alles schon den Polizeibeamten gesagt, die zu mir gekommen sind. Dass sie nicht ans Telefon gegangen ist und dass ich mir Sorgen gemacht habe.« Sie sieht zu Boden. »Die Zeitungen … Na ja, für sie ist es ja jetzt egal, die arme Ginetta!«
    »Welches Verhältnis hatten Sie zu Ihrer Schwester?«
    »Verhältnis?«
    »Ja, haben Sie sich häufig gesehen?«
    »Ich hatte meine Schwester gern. Aber wir haben uns selten gesehen. Wir haben telefoniert. Frühnachmittags habe entweder ich sie angerufen oder sie mich. Nur so, um zu wissen, wie es der anderen ging.«
    »Frühnachmittags?«
    »Da war ich immer allein.«
    Natürlich. Allein, um ungehindert die Schwester anrufen zu können. Das ist der richtige Aufhänger. »Was wussten Sie von Ihrer Schwester?«, frage ich.
    Maura Pongiu sieht mich an, sie hat die Frage verstanden. Sie hat erkannt, dass ich Bescheid weiß und dass es sinnlos ist, die Unwissende zu spielen. »Ich wusste es«, gesteht sie, öffnet ihre Handtasche und holt ein bereits benutztes Papiertaschentuch heraus. »Wie oft habe ich sie angefleht, damit aufzuhören. Du hast doch noch Zeit, um dir ein neues Leben aufzubauen, Ginetta, habe ich ihr gesagt. Ich kann dir helfen, ich schwimme zwar auch nicht im Geld, aber ich kann dir helfen. Aber sie wollte nichts davon wissen. So ein Leben wie du und wie Mama. Als Sklavin von Mann und Kindern. Keine Befriedigung, gar nichts. Nein, nicht mit mir. Ich lege mir ein bisschen was zur Seite, und dann mache ich einen Laden auf.« Die Pongiu sieht mich an und wird rot: »Ich habe sie gefragt: Wie kannst du nur so leben, Ginetta, wie? Ich würde sterben. Und sie: Wenn du es mit Salvatore tust, hast du dann immer Lust? Nein, aber du tust es trotzdem. Aber er ist doch mein Mann! Dein Mann sorgt für deinen Unterhalt. Die Männer, die zu mir kommen, sorgen eben auch für meinen Unterhalt. Aber was ist mit den Krankheiten? Sei doch nicht blöd, ich treffe natürlich meine Vorkehrungen. Da habe ich es aufgegeben. Ich hätte hartnäckiger sein sollen.« Sie schaut mich an. Auch so eine, die sich, ließe man sie, alle Schuld der Welt auf ihre Schultern laden würde.
    Den Worten Maura Pongius folgt ein langes Schweigen, es ist sinnlos, ihr zu sagen, dass sie mehr als ihre Pflicht getan hat. Ihre Schwester war eine erwachsene, freie und selbstständig denkende Frau. Ich tausche einen Blick mit Anselmi. Ich weiß, dass er die Befragung anders aufziehen würde und dass er deswegen ganz kribbelig ist.
    »War Ihr Mann über alles im Bilde?«
    »Lassen Sie ihn bitte aus dem Spiel.« Die Stimme der Frau schwillt an, und zum ersten Mal gleicht sie nicht mehr einem waidwunden Reh.
    »Ich habe Sie nur gefragt, damit ich Ihren Mann nicht vernehmen muss.«
    »Ja, er hat es gewusst. Als diese schlimme Geschichte passiert ist, hat er es herausgefunden, und von da an wollte er sie nicht mehr sehen, und ich durfte nicht mehr zu ihr. Er wusste, dass wir immer telefoniert haben, das ja, aber ich musste es tun, wenn er nicht da war. Als täte ich es heimlich.«
    »Diese schlimme Geschichte …?«
    Sie fragt sich jetzt, was ich schon alles über die Vergangenheit ihrer Schwester weiß oder was ich noch herausfinden kann. Soll sie es sagen oder nicht?
    »Ein Massagesalon.« Sie stockt.
    »Massagen?«
    »Na ja, man hat es Massagen genannt. Das heißt dort so.
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