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Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani

Titel: Blumen fuer die Toten - Ein Fall fuer Commissario Mariani
Autoren: Maria Masella Birgitta Hoepken
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den ersten Blick: Jetzt will sie Klempnerin werden. Daher übt sie schon mal und schraubt an Wasserhähnen und Duscharmaturen herum.
    Francesca, in grauem Hausanzug und Turnschuhen, hat mich tatsächlich nicht erwartet. »Hast du schon gegessen?«, fragt sie. Ich bin versucht, Ja zu sagen, doch bei solch unbedeutenden Kleinigkeiten lüge ich sie nicht an: »Nein.«
    »Kotelett?« Sie holt es schon aus dem Kühlschrank.
    »Ich kann es mir auch selbst machen.«
    »Lass nur.« Also gehe ich mich umziehen. Als ich in die Küche zurückkomme, lässt sie gerade das Kotelett auf den Teller gleiten und deutet auf die Salatschüssel. »Ist schon angemacht.«
    Sie hat sogar den Tisch gedeckt. Als ich mich setze, bleibt sie in der Küche, was schon lange nicht mehr vorgekommen ist, schon seit Jahren nicht mehr. Sie sitzt da und sieht mir beim Essen zu. Sie fragt nicht, wie es mir geht, so weit treibt sie das Spiel der liebenden Ehefrau doch nicht.
    Dann räumt sie den leeren Teller weg und stellt mir den Nachtisch hin. Es scheint wirklich ein besonderer Tag zu sein, ich muss, ohne es zu wissen, etwas Wunderbares getan haben, da ich mir offenbar eine Torta di Panarello verdient habe, eine Genueser Mandeltorte, die nur aus Butter und Cholesterin besteht. Doch ich sage und frage lieber nichts.
    Sie schenkt mir einen Espresso ein und nimmt sich auch eine Tasse.
    Als ich mir eine meiner drei täglichen Zigaretten anstecke, holt sie sich auch eine aus meinem Päckchen und zündet sie an. Wenn das kein offizielles Waffenstillstandsangebot ist, dann weiß ich auch nicht …
    Sie steht auf, um den Aschenbecher zu holen, und als sie zurückkommt, legt sie auch ein Buch auf den Tisch. » Eine Privatsache , ist schon lange her, dass ich das gelesen habe.«
    »Ich habe es als Junge gelesen.«
    »Gehörte die Fingerkuppe der Toten?«, fragt sie unvermittelt.
    Sie weiß eigentlich, dass ich zu Hause nicht gerne über meine Arbeit rede, in diesem Punkt waren wir uns immer einig, denn auch sie wollte nie etwas davon wissen. Warum gerade jetzt? »Ich habe keine Lust, darüber zu reden.«
    »Sie haben das Päckchen zu uns nach Hause geschickt, Anto, nicht in dein verdammtes Scheißbüro. Zu uns nach Hause, und da wohnst nicht nur du, verehrter Commissario, sondern auch die hier anwesende Francesca Lucas und Manuela Mariani, sechs Jahre alt.«
    »Toll, bravo, Zugabe.« Auch wenn Anto, diese Koseform aus unseren glücklichen Zeiten, mich durcheinanderbringt.
    Sie nimmt meine Hand. »Heb dir deine dumme Ironie für deine Kollegen auf, ich habe nämlich ein Gehirn, das wirklich denken kann.«
    »Jahrgangsbeste in Informatik, das ist allseits bekannt.«
    Sie haut mir eine runter, und zwar richtig. »Hör auf, das Arschloch zu spielen, Anto. Es ist wegen Manu. Ihretwegen muss ich das wissen. Wenn sie in Gefahr ist …« Ich habe Francesca vorher nur zweimal weinen sehen: Als ihr Vater starb - die Mutter ist gestorben, bevor wir uns kennen lernten - und als sie herausfand, dass ich mit einer anderen im Bett gewesen war (beim ersten Mal, die anderen Male hat sie dann nicht mehr geweint). Und jetzt sitzt sie vor mir am Küchentisch und weint. Die Zigarette verglüht zwischen ihren Fingern, sie hat sie nur aus Solidarität angesteckt. Sie raucht eigentlich nie, nur früher nach dem Sex …
    Tränen laufen ihr übers Gesicht, das Gesicht einer Filmdiva, hinter dem sich ein messerscharfer Verstand verbirgt. Sie wischt sich mit der Handfläche über die Wangen. »Du kannst mich nicht einfach abwimmeln.«
    »Ich wimmle dich doch nicht ab. Aber dieser Fall betrifft meine Arbeit. Und meine Arbeit hat nichts mit meinem Privatleben zu tun. Auf der einen Seite die Arbeit, die Verbrechen, die Ermittlungen und auf der anderen du und Manu.«
    »Genau, auf der anderen Seite und möglichst weit weg.«
    Ich merke, dass wir wieder in den üblichen Streit geraten, und dabei bin ich so müde. Dann kann man die Dinge auch gleich beschleunigen und die Waffenruhe im Keim ersticken. »Ich habe dich auf der Straße Arm in Arm mit einem Mann gesehen.«
    »Das war ein Kollege, Gabrieli.« Vielleicht hat sie auch Gabriele gesagt. In ihrem Büro redet man sich manchmal mit dem Vornamen an.
    »Aber auch ein Mann, und du hast dich eng an ihn geschmiegt.«
    Sie steht auf. »Richtig, ein Mann. Das habe ich als Erstes überprüft, als er bei uns angefangen hat. Er ist ziemlich begabt und gar nicht schlecht, was seine Leistungen angeht.« Sie wirft die Kippe in die Spüle, sie zischt
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