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BLUFF!

BLUFF!

Titel: BLUFF!
Autoren: Manfred Lütz
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Fragestellers scheint Lichtjahre von der eigenen Welt entfernt zu sein. Wie immer man es wendet: Die Wirklichkeit, nach der soeben gefragt wurde, kommt in der eigenen Wirklichkeit einfach nicht vor. Und für einen ganz kurzen Moment kann die Frage aufblitzen: Könnte es sein, dass dieser Zustand nie mehr aufhört, dass plötzlich klar wird, dass man sich in einer Welt verlaufen hat, die gar nicht die wirkliche Welt ist? Und wenn es nur eine einzige wahre Welt geben kann, lebt man dann vielleicht selbst seit langem schon, ohne es zu bemerken – in einer grandiosen Fälschung? Ist die Welt, ist das Leben, ist mein Bewusstsein, zu existieren, ein einziger großer Bluff?
     
    Solche erschütternden Augenblicke maßlosen Entsetzens verstören für kurze Zeit unser Zutrauen zu der Welt, in der wir leben. Und weil das kein Mensch lange aushält, beeilen wir uns, das Ganze herunterzuspielen. Wir reden uns selbst beruhigend zu, wie Kindern, denen man mit eindringlicher Stimme erklärt, dass es den bösen Wolf in Wirklichkeit gar nicht gibt. Was bekanntlich weder wirklich noch metaphorisch die Wahrheit ist, aber dem Kind den Schlaf und uns das ruhige Gewissen zurückgibt, das Kind nicht unnötig geängstigt zu haben. Das Valium, mit dem wir unser Erschrecken in solchen Momenten der Irritation wegschaffen, um schleunigst unser inneres Gleichgewicht wiederherzustellen, ist entweder Arroganz oder Bescheidenheit. Entweder wir erklären den Fragesteller für irgendwie verrückt, oder wir geben zu, dass wir die richtige Antwort gewusst hätten, wenn wir uns nur besser vorbereitet hätten. Und damit scheint die Kuh fürs Erste vom Eis. Unsere Welt ist wieder in Ordnung, eine Welt, in der es unumstößliche Wahrheiten gibt, die alle kennen und über die alle also selbstverständlich miteinander reden können. Oder etwa nicht?
    Doch wer tiefer nachdenkt, den beginnt es bei dem Gedanken zu frösteln, dass es auch ganz anders sein könnte, dass nämlich das erschreckende Gefühl, in einem völlig anderen Film zu leben, die Wahrheit sein könnte. Es beschleicht ihn die Furcht, dass die Welt, in der er und nur er lebt, möglicherweise gar nicht die wahre Welt ist. Und dass es irgendwann einmal eine Frage, ein Erlebnis oder einfach einen Knall geben könnte, der den ganzen Schwindel entlarvt und klarmacht, dass die Welt ein gigantisches Theaterspiel ist, eine aufwendige Inszenierung, die einem die tröstende Illusion vermittelt, von anderen verstanden zu werden und selber andere zu verstehen, obwohl in Wahrheit niemand, absolut niemand, so denkt und so fühlt wie man selbst. Also noch einmal die Frage: Könnte es nicht sein, dass die Welt, in der wir zu leben meinen, nichts anderes ist als eine einzige spektakuläre Fälschung?
    Nichts spricht dafür, werden Sie vielleicht sagen. Bisher sind Sie ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass Sie aus Erfahrung im Großen und Ganzen wissen, was und wie die Welt wirklich ist, und Sie haben diese Erfahrung ganz problemlos an andere weitergegeben. Doch auch da gibt es einen beunruhigenden Gedanken. Kein Mensch hat schon einmal im nächsten Jahr gelebt, im nächsten Monat, am nächsten Tag, ja noch nicht einmal in der nächsten Minute. Daher kann auch niemand mit Sicherheit sagen, dass nicht in der nächsten Minute etwas ganz Außerordentliches, nie Dagewesenes passieren wird, das alles in Frage stellen wird, von dem wir bisher ausgegangen sind. Und wenn bis jetzt der Eindruck von der Welt, die uns umgibt, völlig unproblematisch war und es keine Hinweise auf eine Fälschung gab, so kann das in der nächsten Minute, so kann das schon beim Umblättern dieser Seite, nach Lektüre dieses Buches oder wenn Sie jetzt gleich das Zimmer verlassen, völlig anders sein. Dass es immer so weitergehen wird, weil es bisher immer so weitergegangen ist, ist nichts anderes als ein beruhigender Irrtum.

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    I. Auftakt
       

1. Anti-Aging im Mittelalter –
Ein Mönch irrt
    E ine alte, unheimliche Geschichte, erzählt vom Mönch von Heisterbach. Es war im Mittelalter. Trutzig ragten die Burgen am Rhein empor, die Ritterkultur stand in voller Blüte, und die spannendsten geistlichen Abenteuer hatte der Zisterzienserorden zu bieten. Zu Tausenden hatten sich die Söhne der edelsten Familien, aber auch einfache Leute von den Predigten des Bernhard von Clairvaux begeistern lassen und waren in diesen Orden eingetreten, der doch nichts anderes sein wollte als eine Erneuerung des Benediktinerordens. Strenger
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