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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition)
Autoren: Mila Herbst
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gibt.«
    »Das mache ich. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.«
    Behring nickte und ging aus der Tür.
    Eine merkwürdige Begegnung .
    War er wirklich zufällig in der Gegend, wie er behauptete? Und warum wollte er nicht mit mir ins Büro? Ich beschloss, darüber später nachzugrübeln. Jetzt wollte ich nur noch den Ordner holen und so schnell wie möglich ins Café eilen, denn ich hatte mich mit Oliver dort um Viertel vor acht verabredet und ich brauchte mindestens fünfzehn Minuten bis ich mit dem Taxi dorthin kam.
     
    Keine fünf Sekunden vergingen, nachdem ich die Tür meines Büros aufgemacht hatte und schon überfiel mich ein Gefühl der Sprachlosigkeit, des Entsetzens, des Zorns und der Angst zugleich.
    Jemand war eingebroc hen und hatte alles durchwühlt.
    Kein Ordner, kein Schrank u nd keine Schublade waren vor der Durchsuchungswut des Eindringlings sicher geblieben. Ordner lagen auf dem Fußboden verstreut, genauso wie Hängehefter, Akten und die Papiere, die auf meinem Tisch oder in den Schubladen aufbewahrt waren. Die Polster des Sofas und der Sessel ‒ durcheinander; die Stühle ‒ gekippt. Auch die Küche hatte man durchsucht. Die Schränke standen offen, der Inhalt einfach rausgeholt und auf der Arbeitstheke verteilt. Sogar vor dem Müll hatte man keinen Halt gemacht: Man hatte ihn ausgekippt und auf dem Fußboden zerstreut.
    Behring . Deswegen wollte er nicht noch einmal hoch ins Büro. Das ganze Chaos hier hatte er angerichtet. Er war auf der Suche nach dem Heft. Was dann bedeutete, dass er der Eigentümer war, er in die Erpressungsgeschäfte verwickelt war und wahrscheinlich dann auch Natalies und Sophias Mörder ist. Aber warum dann sein Name auf der Liste? Hatte Bodo den Namen verwechselt? Und warum musste er seine Frau deswegen umbringen? Früher oder später hätte er doch auf anderem Wege in Erfahrung bringen können, wo sie das Heft versteckt hielt. All diese Gedanken gingen mir wie Schüsse eines Rattergewehrs durch den Kopf. Als ich bemerkte, dass hinter mir die Tür noch offen stand, war es schon zu spät.
     
    Mein Hinterkopf brummte. Ich war wie benebelt. Ich kam langsam aus meiner Bewusstlosigkeit wieder zu mir und wusste noch nicht, was passiert war, nur dass mein Hinterkopf unheimlich schmerzte. Bevor ich die Augen überhaupt richtig aufmachen konnte, versuchte ich mit den Händen die schmerzende Gegend abzutasten. Das ging aber nicht. Ich war gefesselt. An einen Stuhl. Meine Handgelenke und Fußknöchel waren mit einem Kabel so fest zugeschnürt, dass sie sich wie taub anfühlten. Ich versuchte meinen Kopf hochzuheben und spürte dabei einen stechenden Krampf im Nackenbereich. Obwohl mein Mund nicht geknebelt war, bekam ich kaum Luft und mein Herz fing an zu rasen. Ich befürchtete, ich würde gleich eine Panikattacke erleiden. Die letzte, die ich durchmachte, war schon lange her und hatte einen bitteren Geschmack hinterlassen. Als ich endlich meine Augen öffnete und richtig bei mir war, blickte ich in ein Gesicht, das mich mit vorwurfsvoller Miene anstarrte und dabei mit der Zunge schnalzte.
    »Warum mussten Sie sich einmischen? Reicht Ihnen Ihr richtiger Job nicht, dass Sie auch noch Detektivin spielen mussten? Hätten Sie bloß Ihre Nase nicht in fremden Angelegenheiten gesteckt! Das haben Sie jetzt davon.«
    Monika Rossmann saß direkt vor mir , auf Bodos Stuhl und mit dem Rücken zu seinem Tisch. Auf dem Bildschirm seines Computers schwammen teilnahmslos seine geliebten Goldfische.  Ich hätte die Frau beinahe nicht erkannt, wäre da nicht ihr Julia-Robert-Mund gewesen. Sie trug ihre Haare unter einer Baseballmütze versteckt, auf ihrer Nase saß eine große schwarze Sonnenbrille. Sie hatte einen dunkelblauen Jogginganzug und weiße Sneakers an. Ihre Hände hatte sie unter eng anliegenden weißen Handschuhen versteckt und sie wedelte mit dem schwarzen Heft.
    »Haben Sie davon mehr Kopien gemacht, abgesehen von diese r hier?« Sie zeigte auf die Listen, die Bodo angefertigt hatte und die auf ihrem Schoß lagen. Sie ließ mich nicht antworten. »Ich will sofort die Passwörter der Rechner. Und ich will alle USB-Sticks. Alle! Haben Sie verstanden?«
    Ich nickte. Ich muss Zeit gewinnen. Mich befreien , aber wie, verflixt noch mal? Reden. Ich muss reden.
    »Wie sind Sie überhaupt reingekommen?« Schon wieder diese dämliche Frage, ist doch egal wie. Zeit. Ich muss Zeit gewinnen.
    Meine Peinigerin nahm die Sonnenbrille ab, schaute mich entgeistert an und pfiff: »Sie
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