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Blütenrausch (German Edition)

Blütenrausch (German Edition)

Titel: Blütenrausch (German Edition)
Autoren: Mila Herbst
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hatten telefoniert.«
    »Ach, ja genau. Sie wollten wissen, ob ich einen gewissen Blumenstrauß verkauft habe?« Sie legte die Blumen beiseite.
    »Genau.« Ich zog mein Handy aus meiner Tasche, suchte das Bild von Natalies Wegwerfstrauß, vergrößerte es so gut es ging und zeigte es ihr. »Haben Sie so einen schon mal gemacht?«
    Die F achfrau betrachtete das Bild einige Sekunden lang, dann nickte sie. »Ja, genau so einen Strauß habe ich vor einigen Wochen zusammengebunden, nach der Kopie eines Zeitschriftenbildes, das mir vorgelegt wurde. Ich kann mich gut erinnern, denn obwohl die Auswahl der Blumen nicht außergewöhnlich war, fand ich die Art und Weise, wie das Band zusammengehalten werden sollte, etwas … sagen wir mal, nicht sehr passend. Diese Aufreihung der Perlenstecknadeln erinnern an die Knöpfe eines Männerhemdes, etwas altmodisch, wenn Sie mich fragen, aber Sie wissen schon: Der Kunde ist König.«
    Ich zeigte ihr die nächsten zwei Bilder. »Können Sie sich erinnern, ob es eine dieser Personen war, die den Strauß bestellt hat?«
    Die Frau sah sich die Fotos konzentriert an. »Ja, ich glaube es war die, nein ... ich bin mir sicher es war die.« Mit dem Zeigefinger zeigte sie auf die Person, die, sitzend am Tisch, mit einem Glas Weißwein gerade Natalie zuprostete.
     
    Im Bus roch es nach Erbrochenem. Eine Horde Jugendlicher, die zuvor eingestiegen war und es nicht erwarten konnte zu feiern und sich zu betrinken, hatte den unteren Teil des Doppeldeckers, der mich zurück zur U-Bahn fahren sollte, in Beschlag genommen und gleich unangenehme Spuren hinterlassen. Der Übeltäter, ein hagerer Junge in teurer Kleidung, vermutlich nicht älter als fünfzehn, schien gleich in Ohnmacht zu fallen. Seine Freunde fanden das alles sehr amüsant, schrien laut Dinge wie: »Ey, eklig, Mann!«, oder »Kannste nicht warten, bis wir draußen sind?«
    Ich fragte den armen Kerl , ob er Hilfe benötigte, obwohl ich eigentlich der Meinung war, dass er es verdiente, sich so schlecht zu fühlen. Warum musste er auch so trinken? Wahrscheinlich Gruppenzwang . Der Junge schüttelte dankend den Kopf, und ich war froh, dass ich schon an der nächsten Haltestelle aussteigen durfte.
     
    Während ich stoisch die schlechte Luft im Bus ertrug, nutzte ich die Zeit, um das zu rekapitulieren, was ich bisher wusste. Mehrere Teile des Puzzles lagen jetzt vor mir, ich konnte nur noch kein vollständiges Bild erkennen.
    Ich holte das schwarze Heft und Bodos Listen aus meiner Tasche. Jemand hatte dieses Heft in Natalies Wohnung liegen lassen. Sie enthielt eine Liste betuchter Hotelgäste. Alles Männer, die an verschiedenen Tagen in unterschiedlichen Hotels in Europa genächtigt hatten und die vermutlich mit irgendwelchen Frauen in Verbindung standen. Behring erschien auch auf dieser Liste. Und er wurde erpresst. Dann hatte man einen fast ähnlichen Strauß wie den Ersatzstrauß bestellt und diesen während der Hochzeit umgetauscht. Wer ihn vertauscht hatte, wusste ich nicht, aber vermutlich war es dieselbe Person, die den besagten Strauß in Bestellung gab: Monika Rossmann.
    Natalie wurde ermordet. Kurz danach Sophia, im Schrebergarten, wo vermutlich Natalie das Heft zuvor versteckt hatte. Wenn die anderen Männer auf der Liste, genau wie Behring, auch in die Falle gelockt und erpresst worden waren, hatten wir endlich ein Motiv. Jemand wollte dieses Heft unbedingt zurück. Er ging sogar sprichwörtlich über Leichen, um sein Anliegen zu erreichen.
    Vermutlich war d er Mörder selbst der Erpresser.
    H öchste Zeit, Oliver über meine Ergebnisse in Kenntnis zu setzen.
     
    Als ich aus dem Bus stieg, atmete ich erst einmal tief ein, um den aufgesaugten Gestank loszuwerden.
    Das nächste Mal ziehe ich die Notbremse, das schwöre ich.
    Plötzlich klingelte mein Handy.
    »Hallo, hier ist Uwe«, verkündete eine rauchige Stimme.
    »Wer ist da?«
    » Uwe, du weißt schon ... letztes Wochenende.«
    » Entschuldige ... es ist so viel Verkehr hier, man hört seine eigene Stimme nicht.« Der Umstand, dass ich meinen Wochenendliebhaber nicht unter seinem wirklichen Namen erkannte, war mir schon etwas peinlich. »Wie geht es dir?«
    »Gut, ich kriege aber so langsam Hunger. Hättest du vielleicht Lust, heute Abend mit mir essen zu gehen? Ich kenne da eines kleines indisches Restaurant in der Uhlandstraße.«
    » Das wäre toll, aber ich muss noch ins Büro, und dann habe ich vielleicht noch eine Verabredung. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe.« Am
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