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Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Blood - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Blood - Ein Alex-Cross-Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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durchaus erkennen konnte. Vielleicht könnten wir Sullivan sogar sehen, aber er würde uns ebenfalls sehen.
    Die Pattsituation bestand also weiter. Aber einer von uns würde heute Nacht sterben. Das wusste ich, und ich hoffte, dass ich es nicht war. Das hier musste jetzt zu Ende gebracht werden. Es lag einfach schon viel zu lange in der Luft.
    Ich fragte mich, wohin er wohl rannte, ob er einen Fluchtplan hatte oder ob wir in einen Hinterhalt liefen.
    Seitdem er die Baumgrenze erreicht hatte, hatten wir Sullivan nicht mehr gesehen. Vielleicht war er ja sehr schnell, oder aber er hatte einen Haken geschlagen und die Richtung geändert. Wie gut kannte er sich in den Wäldern aus?
    Beobachtete er uns im Moment? Machte er sich bereits schussklar? Würde er gleich hinter einem Baum hervorspringen?
    Schließlich sah ich eine Bewegung, vor uns war jemand in schnellem Lauf unterwegs. Das musste Sullivan sein! Es sei denn, es war der übrig gebliebene Mafioso.
    Wer immer er sein mochte, ich konnte sowieso nicht schießen. Zu viele Baumstämme, Zweige und Äste im Weg.
    Mein Atem ging in kurzen, ruckartigen Stößen. Ich war nicht außer Form, also musste es der Stress sein. Ich war hinter dem Hurensohn her, der Maria umgebracht hatte. Seit über zehn Jahren hasste ich ihn und hatte mir diesen Tag herbeigesehnt. Ich hatte sogar darum gebetet.

    Aber ich hatte nicht geschossen, als ich die Möglichkeit hatte.
    »Wo ist er?« Sampson war an meiner Seite. Weder er noch ich konnten den Schlachter sehen. Wir konnten ihn auch nicht laufen hören.
    Dann hörte ich einen Motor aufheulen − im Wald! Einen Motor? Was für einen Motor?
    Scheinwerfer flammten auf, zwei gleißende Augen, direkt auf uns gerichtet.
    Ein Auto kam herangebraust. Sullivan oder sonst jemand kauerte hinter dem Steuer. Der Wagen folgte einem Pfad, den der Fahrer sehr gut kannte.
    »Schieß doch!«, brüllte Sampson. »Alex, schieß doch!«

118
    Sullivan hatte irgendwo im Wald ein Auto versteckt, vermutlich für einen Notfall wie diesen. Ich blieb stehen und feuerte einmal, zweimal, dreimal auf die Fahrerseite der Windschutzscheibe.
    Aber der Schlachter kam immer noch näher!
    Das Auto war eine dunkle Limousine. Plötzlich wurde es langsamer. Hatte ich ihn getroffen?
    Ich rannte vorwärts, stolperte über einen Stein, fluchte lauthals. Ich überlegte nicht, was ich tun sollte, ich überlegte nicht, was ich nicht tun sollte, ich dachte nur daran, dass diese Geschichte endlich ein Ende haben musste.
    Dann sah ich, wie Sullivan sich in seinem Wagen aufrichtete, und er sah mich auf sich zu kommen. Ich hatte den Eindruck, als ob sein Mund sich zu einem spöttischen Lächeln verzog, während er seine Pistole hob. Ich duckte mich in dem Augenblick, als er schoss. Er feuerte noch einmal, aber ich befand mich um Zentimeter außerhalb seines Sichtfeldes.
    Da setzte sich der Wagen mit laut aufheulendem Motor wieder in Bewegung. Ich ließ ihn an mir vorbeischlittern, dann sprang ich mit einem Satz auf den Kofferraum. Ich hielt mich an den Seiten fest, das Gesicht an das kalte Metall gepresst.
    »Alex!«, hörte ich Sampson hinter mir rufen. »Runter da!«
    Ich wollte nicht, konnte nicht.
    Sullivan beschleunigte, aber angesichts der vielen Bäume und Steine konnte er nicht besonders schnell fahren. Jetzt überfuhr er einen Felsblock, und der Wagen sprang in die Höhe, beide Vorderräder hoben vom Boden ab. Beinahe wäre
ich nach hinten geschleudert worden, aber irgendwie konnte ich mich noch festhalten.
    Dann trat er auf die Bremse. Mit voller Kraft! Ich hob den Blick.
    Er drehte sich auf dem Vordersitz um. Einen Sekundenbruchteil starrten wir einander in die Augen, knapp zwei Meter voneinander entfernt, höchstens. Ich konnte Blutspuren seitlich an seinem Gesicht erkennen. Er war getroffen worden, vielleicht von einem meiner Schüsse durch die Windschutzscheibe.
    Wieder hob er seine Waffe. Als ich vom Hinterteil des Wagens sprang, schoss er. Ich landete auf dem harten Untergrund und rollte weiter.
    Dann kam ich auf die Knie. Zielte auf das Auto.
    Ich schoss zweimal durch das Seitenfenster. Ich schrie Sullivan an, den Schlachter, wer er auch sein mochte. Ich wollte ihn tot sehen, und ich wollte derjenige sein, der ihn umbrachte.
    Es muss zu Ende gebracht werden.
    Hier und jetzt.
    Irgendjemand wird sterben.
    Irgendjemand wird leben.

119
    Noch einmal schoss ich auf das Ungeheuer, das meine Frau und so viele andere Menschen umgebracht hatte, oftmals auf unvorstellbare Art und
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