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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich
Autoren: Carter Brown
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in Amerikas
Transportwesen — und er war ihr Onkel.
    Endlich gab sie sich
geschlagen. »Wie wär’s mit einem Drink, Mr. Boyd, bevor wir uns auf den
geschäftlichen Teil der Angelegenheit stürzen ?«
    »Großartig«, sagte ich und
hoffte, daß meine Stimme Vertrauen und Zuversicht ausströmte. »Wir werden uns
schon verstehen, Linda, nicht wahr ?«
    »Ja — doch, sicher.« Sehr
überzeugt klang das nicht.
    Sie ging mit wiegenden Hüften
hinüber zur Hausbar. Ich habe schon immer gesagt, daß kein Stoff weiblichen
Kurven so gut steht wie Seide! Plötzlich schwenkte sie nach rechts ab. Ich sah,
daß dort eine Tür vom Wohnzimmer abging. Mit ein paar Schritten war ich hinter
ihr, um notfalls zupacken zu können. Aber dann schloß sie nur die Tür, die halb
offengestanden hatte, und ging weiter, als sei nichts geschehen.
    Aber meine Neugier war geweckt.
    Gibt es weibliche Wesen, die
ein Paar Beine zum Wechseln im Schlafzimmer aufzubewahren pflegen? Entweder
hatte mich meine blonde Superfee mit ihren Zweifeln
an meinem Geisteszustand angesteckt oder... Bei meinem kurzen Blick über ihre
Schulter, bevor sie so energisch die Tür zuklappte, hatte ich nämlich in ihrem
Schlafzimmer zwei wohlgeformte Frauenbeine gesehen. Eins war mit einem dünnen
Nylonstrumpf und einem hochhackigen Schuh bekleidet, das andere war nackt.
    »Scotch und Wasser«, sagte die
Blondine und wandte sich mit einem Glas in jeder Hand zu mir um. »Ich hoffe,
das genügt Ihnen — etwas Edleres habe ich leider nicht auf Lager .«
    Ich war ihr sehr viel näher auf
die Pelle gerückt, als sie erwartet hatte. Sie fuhr heftig zusammen, und der
gute Scotch kippte auf den Teppich.
    »Was ist los mit Ihnen,
Herzblatt ?« fragte ich besorgt. »Man könnte ja auf den
Gedanken kommen, daß Sie etwas zu verbergen hätten !«
    »Zu verbergen ?« wiederholte sie mit verdächtig schwankender Stimme. »Sie haben mich gefunden.
Genügt Ihnen das nicht? Sie bringen mich wieder zurück zu meinem Onkel, und
alles ist in schönster Ordnung !«
    »Vorausgesetzt, daß Sie Linda
Morgan sind«, ergänzte ich.
    »Das habe ich Ihnen doch schon
gesagt«, fuhr sie mir über den Mund. »Was verlangen Sie denn noch? Daß ich Ihnen
das unverwechselbare Muttermal zeige oder was ?«
    »Vorhin haben Sie mit der
gleichen Bestimmtheit erklärt, Sie wären nicht Linda Morgan«,
widersprach ich sanft. »Da müssen Sie schon Verständnis dafür haben, daß ich
jetzt ein bißchen mißtrauisch geworden bin. Vielleicht sind das sogar Lindas
Beine, die ich eben im Schlafzimmer gesehen habe ?«
    Ich riß die Schlafzimmertür
auf, und die Blondine spurtete zur Wohnungstür. Ich holte sie mit ein paar
Sätzen ein. An der Schwelle stießen wir zusammen, und sie fuhr mir mit ihren
Fingernägeln ins Gesicht. Es war kein angenehmes Gefühl. Ich schrie auf, dann
packte ich sie an der Bluse und hielt sie ein Stück von mir weg. Sie zappelte
wie ein Fisch auf dem Trockenen und machte sich los. Dabei zerriß die dünne
Seide unter meinen Händen. Sie war so in Schwung, daß sie nur mit Mühe das
Gleichgewicht bewahrte.
    Ohne die cremefarbene
Seidenhülle stand sie sozusagen im Freien da. Zu jeder anderen Zeit hätte ich
dieses Bild bewundernd in mich aufgenommen — ich treibe nämlich sehr gern
Naturstudien. Aber in diesem Augenblick siegte meine berufliche Neugier über
die private.
    Als ich es wagte, mich in
Richtung Schlafzimmer zu bewegen, zeigte sie wieder die Krallen. Es blieb mir
nichts anderes übrig — ich packte ihre Handgelenke, verdrehte ihr die Arme auf
den Rücken und schob sie ins Badezimmer. Was für ein Segen sind doch Türen mit
altmodischen Schlössern! Ich nahm den Schlüssel heraus und trat zurück ins
Wohnzimmer.
    »Ich würde zu einer kalten
Dusche raten, Schatz, das gibt einen klaren Kopf .« Damit knallte ich die Tür zu und verschloß sie von außen.
    Fünf Sekunden später versenkte
ich mich im Schlafzimmer in die Betrachtung jener Gehwerkzeuge, die meine
Neugierde gereizt hatten. Sie gehörten auch einer Blondine. Sie trug ein
buntgeblümtes Sommerkleid aus Cotton und lag mit dem Gesicht nach unten auf dem
Bett. Als ich näher hinsah, begriff ich, weshalb das eine Bein nackt war. Der
dazugehörige Nylonstrumpf lag um ihren Hals. Sie mußte schon einige Zeit tot
sein.
    Ich richtete mich auf und
zündete mir eine Zigarette an, während das Sonnenlicht, das durch die Jalousien
fiel, helle Kringel auf das buntgeblümte Kleid malte. Da war ich in eine schöne
Geschichte
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