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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich
Autoren: Carter Brown
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auf einen Fleck an der Wand etwa sechzig
Zentimeter über seinem Kopf. »Na, das haben Sie sicher nur vergessen in der
Eile .«
    Acht lange Sekunden — ich habe
genau nachgezählt — herrschte Schweigen. Was er dann zwischen den Zähnen
hervorquetschte, habe ich nicht deutlich verstanden. Ich hatte aber nicht den
Eindruck, daß er vor Dankbarkeit zerschmolz.
    »Jedenfalls habe ich mich
gefreut, Sie kennenzulernen, Leutnant«, sagte ich herzlich. »Hoffentlich sehen
wir uns bald mal wieder !«
    »Sie sind ein Sadist !« antwortete er verbittert und machte, daß er fortkam.
    Langsam betrat ich das Hotel
und ging zum Lift. Es war eine lange Nacht gewesen. Ich war müde, zerschlagen
und unrasiert. Der Lift hielt im sechsten Stock. Ich schleppte mich den Gang
hinunter zu meinem Zimmer. Mit Schaudern dachte ich, daß ich in einer Stunde
schon wieder auf dem Flugplatz sein mußte, um das Lufttaxi nach San Francisco
und dort den Anschluß nach New York zu erwischen. Vorher wollte ich noch in
Santo Bahia Morgans Scheck einlösen, bevor seine Gläubiger sein Konto sperren
lassen konnten.
    Ich öffnete die Tür zu meinem
Zimmer, gähnte genußvoll — und blieb mit weit aufgerissenem Mund wie
angewurzelt stehen. Das durfte doch nicht wahr sein! Sah ich Gespenster? Ich
hatte nie gewußt, daß Gespenster so hinreißend sein konnten. Auf meinem Bett
lag ein Rotschopf im Evaskostüm und mit erfreulichen Rundungen an strategisch
wichtigen Stellen. Was war ich doch für ein Idiot! Während ich mit allen
möglichen unerfreulichen Zeitgenossen Räuber und Gendarm spielte, hatte Dawn
Damon geduldig in meinem Bett auf mich gewartet. Das war ein so fürchterlicher
Gedanke, daß ich mich sehr zusammennehmen mußte, um nicht laut aufzustöhnen. Es
war zum Verzweifeln — aber ich hatte jetzt weder die Zeit noch die Kraft, mich
auf die einfachste Art zu überzeugen, ob meine Besucherin nur ein Gespenst oder
ein Wesen aus Fleisch und Blut war.
    Einen Augenblick spielte ich
mit dem Gedanken, auf Zehenspitzen das Zimmer zu verlassen und ihr nie zu
erzählen, was ihr entgangen war. Aber ich wußte — so leicht konnte ich es mir
nicht machen. Wenn ich in New York mal wieder Trübsal blies, würde ich mich
immer fragen müssen, ob in Santo Bahia noch immer ein schöner nackter Rotschopf
geduldig auf ihren Weltenbummler Danny Boyd wartete.
    Ich ging also hinüber zum Bett
und schüttelte sie sanft. »Hallo, Dawn!«
    Sie murmelte etwas Unverständliches
und legte sich auf den Bauch. Der Anblick war so aufregend, daß mein Blutdruck
noch um einige Striche kletterte. Ich rüttelte sie noch einmal etwas
energischer, aber sie reagierte überhaupt nicht. Endlich gab ich ihr einen
Klaps auf ihr rundes Hinterteil.
    »Laß das !« Sie kicherte schlaftrunken.
    »Was für ein Mann«, sagte sie
traumverloren. »Bekommst du denn nie genug, Elmer ?«
    »Na, im Augenblick bin ich
ziemlich bedient. Ich hab’ ja die ganze Nacht nicht... Augenblick mal. Wieso Elmer?«
    Dawn rollte sich wieder auf den
Rücken, öffnete die Augen und lächelte mich freundlich an. »Auch mal wieder im
Lande, Danny?«
    »Wer ist Elmer ?« fragte ich wütend.
    Ihre Lippen verzogen sich zu
einem schadenfrohen Lächeln. Dann schnurrte sie tief und zufrieden wie eine
Katze. »Du bist der süßeste Mann, den ich kenne, Danny«, sagte sie mit ihrer
dunkelschwingenden Stimme, »und ich werde dir ewig dafür dankbar sein .«
    »Wofür?« Ich sah sie einen
Augenblick verständnislos an. »Schatz, wofür wirst du mir dankbar sein ?« Meine Stimme kippte gefährlich über. Ich sah mich schon
heulend die Straße herunterrennen.
    »Elmer hat mir alles erzählt !« Ihre Augen strahlten. »Daß du mitten in der Nacht
zurückgekommen bist und gleich wieder fort mußtest. Daß du dir Vorwürfe gemacht
hast, die ganze Nacht ein schönes Mädchen allein in deinem Zimmer zu lassen. Es
war dir richtig peinlich, sagt Elmer. Und als du ihn dann gebeten hast, sich
ein bißchen um mich zu kümmern, damit ich mich nicht graule, konnte er es dir
einfach nicht abschlagen .«
    »So? Das hat Elmer gesagt«,
wiederholte ich wenig geistreich.
    »Ja. Du bist ein richtiger
Gentleman, hat er gesagt .« Sie drehte sich auf die
Seite. »Meine Güte! Aber jetzt bin ich wirklich müde !«
    Ich packte meinen Koffer in
einer Art Trancezustand. Als ich fertig war, schnarchte Dawn leise. Es lohnte
sich wohl kaum, sie aufzuwecken, um mich von ihr zu verabschieden. Ich
schleppte also meinen Koffer zum Lift und drückte auf den
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