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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich
Autoren: Carter Brown
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gab Gas.
    »Sollte es sich aber
herausstellen«, fuhr er im gleichen sachlichen Ton fort, »daß Sie versuchen, mich
zum Narren zu halten, werde ich dafür sorgen, daß Sie Ihre Lizenz verlieren.
Dann werde ich alles daransetzen, um Sie zu ruinieren, Boyd, und wenn es mich
ein Vermögen an Zeit, Geld und Energie kostet. Ich hoffe, wir verstehen uns !«
    »Wie zwei Taubstumme in einem
Tunnel !« erwiderte ich. Ein zündenderer Witz war mir in der Eile nicht eingefallen.
    Er warf mir einen scharfen
Blick zu und lehnte sich dann aufseufzend in die weichen Polster zurück. »Na,
dann ist ja alles in Ordnung .«
    Als wir vor der dunklen Bayside Tavern parkten, hatten
wir einen atemberaubenden Blick auf das mondbeschienene Meer und den Strand.
Nichts geht über die reine, unverdorbene Natur, dachte ich philosophisch — bis
mir bei dem Stichwort Natur die Kurvenlandschaft eines Mädchens namens Dawn
Damon einfiel. Die philosophische Stimmung verflüchtigte sich umgehend.
    Ich ging zu dem Hintereingang,
der zu Obisters Schlupfwinkel führte. Morgan hielt sich dicht hinter mir.
Schweigend stiegen wir die Treppe hinauf. Oben blieb ich kurz auf dem Gang
stehen und betrat dann als erster das Zimmer.
    George Obister stand mitten im
Raum, ein Glas in der Hand. Mit der Spannung, die von ihm ausging, hätte man
die Stromversorgung einer mittelgroßen Stadt gut gerechnet eine Woche lang
sichern können.
    »Höchste Zeit, daß Sie kommen,
Boyd !« fuhr er mich gereizt an. »Jetzt können Sie mir
endlich erklären, was Sie mit Ihrem dummen Gerede eigentlich bezwecken !« Als er Morgan hinter mir sah, machte er große Augen.
»Tyler! Aber was zum Teufel...«
    »Boyd hat mich aufgefordert,
mitzukommen«, sagte Morgan ruhig. »Ich weiß auch noch nicht, was er vorhat .« Er setzte sich auf die breite Couch und stellte seine
Aktentasche auf die Knie. Er betrachtete Obister mit väterlichem Wohlwollen.
»Wie du siehst, George«, sagte er freundlich, »bin ich nur ein Zuschauer .«
    Obister strich sich mit einer
Hand über sein glänzendes, schwarzes Haar und kaute dann nervös an seinem
Schnurrbart herum. »Verdammt noch mal, Boyd !« explodierte er plötzlich, »wenn Sie mir hier was anhängen wollen...«
    »Wenn Sie sich, statt hier den
wilden Mann zu spielen, setzen würden, könnte ich Ihnen in aller Ruhe einiges
erklären. Zum Reden haben Sie später Zeit — wenn Sie dann noch Lust dazu haben .«
    Er betrachtete mich einen Augenblick
ungewiß, dann wandte er sich um und ließ sich schwer in einen der
überdimensionalen Klubsessel fallen. Ich zündete mir schnell eine Zigarette an,
denn ich hörte schon leichte Schritte die Treppe heraufkommen.
    »Das wird das vierte Mitglied
unseres kleinen Ausschusses sein«, verkündete ich erfreut und wandte mich zur
Tür.
    Annettes Haltung war untadelig
wie stets. Sie trug ein schlichtes, aber raffiniert geschnittenes, sehr
figurbetontes schwarzes Kleid und dazu eine kleine Wildlederhandtasche. Ihr glänzendes,
schwarzes Haar war aus der Stirn zurückgekämmt. Ihr Gesicht wirkte sehr blaß in
diesem Rahmen. Sie trug, soweit ich sehen konnte, kein Make-up. Ihre großen,
grauen Augen sprühten — das einzig Lebende in dem starren Gesicht.
    »Ich hab’ mich ein bißchen
verspätet, Danny«, sagte sie mit leiser klarer Stimme. »Entschuldige bitte !«
    »Macht nichts«, sagte ich.
»Darf ich vorstellen: Mr. Morgan, Mr. Obister — das ist Annette .«
    Die drei murmelten die üblichen
Höflichkeitsfloskeln und starrten mich an wie hypnotisiert. »Setz dich doch,
Schatz .« Ich steuerte Annette gewandt zu dem leeren
Sessel. Ich selbst stellte mich hinter die Bar, weil das der strategisch
günstigste Beobachtungspunkt war und weil ich beim Reden gern die Ellbogen
irgendwo aufstütze.
    »Wenn Sie mit Ihrem
theatralischen Gehabe fertig sind, Boyd«, sagte Obister giftig, »lassen Sie
sich vielleicht zu einer Erklärung herab, weshalb Sie uns mitten in der Nacht hierherzitiert haben .«
    »Gern!« Ich nahm den .38er aus
dem Halfter und legte ihn vor mich hin. Dabei mußte ich an meine Begegnung mit
Gus denken. »Hauptsächlich sind wir Ihretwegen hier, George«, meinte ich
gelassen. »Ich fürchte, daß Sie keine große Freude an der Erklärung haben
werden, nach der Sie jetzt so laut schreien .«
    »Ich hätte mir denken können,
daß Sie mich reinlegen wollen«, fauchte er wütend. »Bilden Sie sich bloß nicht
ein, daß ich...«
    »Halt den Mund, George !« fuhr Morgan ihm in die Parade. »Zur
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