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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich
Autoren: Carter Brown
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positive Identifizierung kann ich nicht vornehmen .«
    Er sah mich fassungslos an.
»Sie sind mir ein schöner Detektiv! Man gibt Ihnen den Auftrag, dieses Mädchen
zu suchen, und Sie wissen nicht einmal, wie die edle Dame aussieht ?«
    »Ja, es hört sich blöd an, das
weiß ich. Aber das ist nicht meine Schuld. Sie können höchstens der Familie
Morgan Vorwürfe machen, Leutnant! Tyler Morgan hat mir gesagt, daß seine ganze
Sippe fotoscheu war. Vielleicht ist eine der Tanten einmal in einer
kompromittierenden Lage von einer Kamera überrascht worden. Solche Vorurteile
vererben sich manchmal. Jedenfalls gibt es weder von Linda noch von Tyler
Morgan Fotografien. Er konnte mir also nur eine genaue Beschreibung geben. Und
danach scheint die Leiche Linda Morgan zu sein. Aber so genau, wie Sie es für
Ihr Polizeiprotokoll wünschen, kann ich sie nicht identifizieren .«
    »Also muß Tyler Morgan her«,
sagte Schell halblaut. »Ich fürchte, der ist ebenso verrückt wie Sie !«
    »Das macht das Klima in New
York, Leutnant«, erläuterte ich. »Nicht so sehr die Hitze als...«
    »Ich weiß«, knurrte er. »Ich
hab’ selber mal einen Sommer dort verbracht. Es war, um aus der Haut zu fahren !« Er setzte seinen Hut auf und betrachtete mich, als wäre
ich eine Küchenschabe. »Entfernen Sie sich nicht zu weit, Boyd, bis Morgan hier
ankommt. Ich möchte Sie nicht gern verlieren — es sei denn, ich wüßte Sie in
einem Kühlfach in der Leichenhalle gut aufgehoben .«
     
     
     

2
     
    Zehn Minuten, bevor die
Maschine aus San Francisco mit Tyler an Bord eintraf, standen wir auf dem
Flugplatz. Inzwischen erzählte ich Leutnant Schell ausführlich, wie ich Linda
Morgans Spur von New York bis an die Westküste verfolgt 18 hatte, von Sutton
Place bis Santo Bahia. Ich hatte dazu fast eine Woche gebraucht, und eine
gehörige Portion Glück war mir zu Hilfe gekommen. Glück — oder das Boyd-Profil,
das Lindas beste Freundin zu dem Geständnis bewegt hatte, daß Linda unter dem
Decknamen Joan Morton an die Westküste geflüchtet war.
    Diese schöne Geschichte machte
wenig Eindruck auf Schell. Das hatte ich auch nicht erwartet, aber wenigstens
hatten wir damit die Wartezeit totgeschlagen. Endlich setzte das Flugzeug zur
Landung an und rollte aus. In dem Grüppchen der Passagiere, die sich auf das
Abfertigungsgebäude zubewegten, konnte ich den langen, hageren Tyler deutlich
unterscheiden. Zusammen mit Schell ging ich zu der gläsernen Pendeltür, um ihn zu
begrüßen.
    In diesem Augenblick drängte
sich ein Mann an uns vorbei und schob mich mit der Unverfrorenheit eines Manhattener Kellners beiseite, dem man nur die üblichen
fünfzehn Prozent Trinkgeld gegeben hat. Er war groß, hatte breite Schultern und
einen dicken Nacken — der typische Geschäftsmann, der nicht nur seiner eigenen
Macht gewiß ist, sondern auch weiß, daß eine Firma mit einem Kapital von
fünfzig Millionen ihm den Rücken stärkt. Er hatte dunkelbraunes Haar und einen
kleinen Schnurrbart. Er sah aus wie das erhörte Gebet einer Jungfrau. Als
Morgan den ersten Schritt in die Empfangshalle tat, war der Breitschultrige
schon bei ihm und schüttelte ausgiebig seine Hand.
    »Ich freue mich wirklich, Sie
zu sehen, Tyler«, sagte er laut. »Ich habe natürlich Ihr Telegramm bekommen.
Weshalb die Eile?«
    Das Neonlicht spiegelte sich
auf Tylers Glatze, als er den Kopf wandte und seine kalten grauen Augen
vorübergehend auf mich heftete.
    »Schön, daß du da bist,
George«, sagte er ein wenig abwesend. »Es handelt sich um meine Nichte — Linda.
Ich erwarte leider sehr schlechte Nachrichten .«
    Ich trat auf die beiden zu.
Schell wich mir nicht von der Seite.
    »Guten Morgen, Boyd«, sagte
Morgan ohne jede Herzlichkeit.
    »Mr. Morgan«, sagte ich, »das
ist Leutnant Schell von der hiesigen Polizei .«
    »Leutnant.« Morgan schloß einen
Augenblick die Augen und öffnete sie langsam wieder. »Sie glauben, daß das
ermordete Mädchen meine Nichte ist ?«
    »Boyd glaubt es«, sagte Schell
gelassen, »aber er konnte sie nicht positiv identifizieren. Es tut mir leid,
daß Sie diese lange Reise machen mußten, aber...«
    »Schon in Ordnung«, Morgan
zuckte die Achseln. »Es blieb Ihnen ja nichts anderes übrig .«
    »Mord ?« ließ sich der schnurrbärtige Geschäftsmann plötzlich laut vernehmen. »Ihre
Nichte, Mr. Morgan? Das ist doch lächerlich !«
    »Seit wann mischt sich ein
Chauffeur ungefragt in die Unterhaltung ein ?« fragte
ich sanft.
    »Chauffeur?« Er wurde
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