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Blonde Engel sind gefährlich

Blonde Engel sind gefährlich

Titel: Blonde Engel sind gefährlich
Autoren: Carter Brown
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tiefliegende, dunkle Augen, die die
Welt voll Mißmut betrachteten.
    Er setzte sich in einen Sessel
und zündete sich umständlich eine Zigarette an, wobei er mich abfällig
musterte. »Ich höre Ihre Geschichte schon zum zweitenmal ,
Boyd«, sagte er unfreundlich, »und ich kann nicht sagen, daß sie mir jetzt
besser gefällt .«
    »Von gefallen kann gar keine
Rede sein«, antwortete ich bissig. »Sie wollten doch die Wahrheit hören. Aber
wenn Sie wollen, kann ich sie auch gern für Sie etwas ausschmücken .«
    »Verschonen Sie mich mit Ihren
Geistesblitzen! Ich habe einen schwachen Magen .«
    »Ich verstehe«, sagte ich
freundlich. »Von einem braven Bürger erwartet man lediglich, daß er die
Wahrheit sagt und die Polizei bei ihrer schweren Arbeit nach Kräften
unterstützt. Daß einem die Hüter des Gesetzes besonders sympathisch sein
müssen, wird zum Glück nicht verlangt .«
    »Ihre Behauptungen lassen sich
durch nichts beweisen«, knurrte er. »Scheußliche Kratzer haben Sie da im
Gesicht, Boyd! Das Kleid des Mädchens ist zerrissen. Sie muß sich mit der Kraft
der Verzweiflung gegen ihren Mörder gewehrt haben. Aber sie hat den Kampf
verloren — und ist mit ihrem eigenen Nylonstrumpf erwürgt worden .«
    »Ich hab’ Ihnen doch erzählt,
was geschehen ist«, sagte ich erschöpft . »Die Blondine
Jeri und ihr Freund Johnny, der den Schlüssel zu ihrer Wohnung hatte...«
    »Sie haben eine blühende
Phantasie, Boyd«, erklärte Schell mit beißendem Spott. »Sie müssen doch selber
zugeben, daß sich Ihre Geschichte reichlich unwahrscheinlich anhört .«
    »Das haben alle wahren
Geschichten so an sich«, gab ich zurück. »Ich erinnere mich, daß ich einmal...«
    »Heben Sie sich das für Ihre
Memoiren auf — falls Ihnen noch Zeit bleibt, welche zu schreiben«, fauchte er.
»Daß Sie mit dem Kopf in der Backröhre wieder zu sich gekommen sein wollen, ist
wirklich ein starkes Stück .«
    »Ich habe Ihnen aber gesagt,
daß ich diesen Johnny Sowieso für einen Profi halte, einen mit allen Wassern
gewaschenen Burschen, der sich in der Mentalität unserer verehrlichen Polizei sehr gut auskennt .«
    »Vielleicht ist dieser Johnny
in Lebensgröße Ihrer fruchtbaren Phantasie entsprungen«, meinte Schell. »Ich
hätte nicht übel Lust, Sie auf der Stelle unter Mordverdacht zu verhaften .«
    »Ich weiß, weshalb Sie so
grantig sind, Leutnant«, sagte ich tröstend. »Innerhalb der letzten beiden
Wochen sind drei Mädchen in Ihrem Bezirk erwürgt worden. Ich kann mir schon
vorstellen, daß Sie es eilig haben, den Mörder zu finden. Aber versuchen Sie
nicht, mich zum Sündenbock zu machen. Ich bin gestern abend mit der Sieben-Uhr-Maschine in Santo Bahia gelandet. Ich kann beweisen, daß ich
zu der Zeit, als die anderen Morde verübt wurden, in New York war .«
    Er zerdrückte mit einer
wütenden Bewegung seinen Zigarettenstummel in einem großen bronzenen
Aschbecher.
    »Ich weiß, daß ich Ihnen die
anderen drei Morde nicht anhängen kann, aber es ist sehr gut möglich, daß Sie
die Sache mit Absicht so gedreht haben, daß wir denken sollten, es handele sich
um ein weiteres Opfer des Nylonstrumpfmörders .«
    »Ich? Johnny und seine Biene
haben die Sache so gedreht !« verbesserte ich.
    »Vielleicht!« Er zuckte
gelassen die Achseln. »Wenn dieses saubere Pärchen wirklich existiert, werden
in der Wohnung Fingerabdrücke vorhanden sein, und meine Leute werden sie
finden. Es besteht noch ein auffälliger Unterschied zwischen diesem und den
anderen drei Morden. Alle anderen Mädchen sind im Freien, in Parks oder am
Strand ermordet worden .«
    »Ich hab’ so das Gefühl, daß
auch diese Leiche in einem Park landen sollte, aber mein Erscheinen hat den
beiden ihren schön ausgetüftelten Plan durcheinandergeworfen .«
    »Wie kommen Sie darauf ?«
    »Johnny war vor meinem
Erscheinen schon einmal in der Wohnung gewesen. Als er zurückkam, fragte Jeri
ihn nach dem Wagen .«
    »Und Sie meinen, die beiden
wollten das ermordete Mädchen in irgendeinen Park fahren ?«
    »Nach Anbruch der Dunkelheit
hätten sie die Leiche ohne weiteres über die Feuerleiter herunterschaffen
können. Aber nach meinem unerwarteten Besuch mußten sie sich etwas anderes
einfallen lassen .«
    »Möglich.« Schell stand
entschlossen auf. »Und Sie sind sicher, daß die Tote Linda Morgan ist, Boyd?
Können Sie sie identifizieren ?«
    »Nein.« Ich schüttelte
niedergeschlagen den Kopf. »Ich glaube ziemlich sicher, daß es Linda Morgan
ist, aber eine
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