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Blond und gefährlich

Blond und gefährlich

Titel: Blond und gefährlich
Autoren: Carter Brown
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ihn, seine Frau mitzubringen. Er schien
nicht gerade begeistert zu sein, sagte jedoch sofort zu. Nun blieb mir nichts
weiter übrig, als abzuwarten. Mein Magen erinnerte mich daran, daß ich seit
Mittag nichts gegessen hatte, und so machte ich mich auf die Suche nach etwas Eßbarem . Im Tiefkühlfach des Kühlschranks fand sich eine
Fernseh-Mahlzeit, die nach ihrer Erhitzung genauso schmeckte wie die Sorte
Essen, die sich nach der Prophezeiung der einschlägigen Wissenschaftler die
gesamte Weltbevölkerung im einundzwanzigsten Jahrhundert einverleiben wird. Ich
begann zu begreifen, warum man sich allgemein deshalb solche Sorgen zu machen
pflegt. Im hinteren Teil des Schlafzimmerschranks stand eine noch zu einem
Drittel gefüllte Scotchflasche .
    Die Stille lastete auf mir, als
ich mich in einem Sessel im Wohnzimmer niederließ und sparsam an meinem Scotch
nippte. Ich dachte an die Frauen, die Thorpe in diesem Haus empfangen hatte,
und an die vermutlich vielen anderen, von denen ich nichts wußte. Die Nacht
verwandelte die Fenster in schwarze Tafeln. Und nach einer Weile stand ich auf
und zog die Vorhänge vor. Als ich mir eine Zigarette anzündete, ließ das
plötzliche Kratzen des Streichholzes meine Nervenenden zucken. Was für ein
Trottel war das bloß, überlegte ich, der als erster gesagt hat, die Großstadt
sei ein Ort der Einsamkeit?
    Herman und Natalie Lloyd trafen
als erste ein. Die Rothaarige erschien in Sonderaufmachung — diesmal eine weiße
Seidenbluse, dazu blaßlimonenfarbige Hose, die
exquisit saß. Die beiden schoben sich verlegen ins Wohnzimmer, und Lloyd zog
plötzlich eine unangebrochene Flasche Scotch heraus.
    »Ich dachte, hier gäbe es nichts
zu trinken, Lieutenant«, murmelte er.
    »Ich fand nur eine zu zwei
Drittel leere Flasche. Sie hätte also nicht weit gereicht«, sagte ich. »Wollen
Sie nicht in die Küche hinausgehen und Ihrer Frau und sich etwas zu trinken
eingießen?«
    Ein paar Sekunden nachdem er
das Zimmer verlassen hatte, lächelte mir Natalie Lloyd listig zu. »Ich hoffe,
das bedeutet, daß das Theater so oder so vorüber ist, Lieutenant?«
    »Theater?«
    »Es ist rührend!« Ihre
saphirfarbigen Augen spiegelten ihre Enttäuschung wider. »Lloyd gibt sich die
ganze Zeit solche Mühe, so zu tun, als wisse er nichts davon, daß ich eine
Affäre mit Glenn hatte, daß er keine Ahnung von meinem Aktporträt habe oder
warum Sie mir bei Ihrem Besuch all die Fragen gestellt hatten!« Sie seufzte
tief. »Manchmal wünsche ich mir, er würde mich schlagen — irgendwas tun — irgend etwas , das alles erledigt und beendet.«
    »Ich nehme an, die Sache wird heute nacht ihr Ende finden, Mrs. Lloyd«, sagte ich.
    »Nennen Sie mich um Himmels
willen Natalie!« Sie lachte plötzlich. »Es ist absurd, Lieutenant. Was sagen
Sie eigentlich, wenn Sie abends vor dem Zubettgehen Ihre Taschen leeren? Wenn
das Foto von der pudelnackten kleinen Natalie auf die Kommode fällt? >Gute
Nacht, Mrs. Lloyd?<« Ihre Unterlippe verzog sich herausfordernd. »Ich wette,
Sie sagen etwas weit weniger Formelles, Lieutenant.«
    Lloyd kehrte mit den Drinks ins
Zimmer zurück, und die Unterhaltung erstarb mehr oder weniger, bis der zweite
Wagen ein paar Minuten später eintraf. Liz Niall kam ins Haus geeilt, ihre
Schlehenaugen glitzerten vor Erregung.
    Sie trug wieder ihren
Hausanzug; und ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, ob sie etwas darunter
trug, um sich vor der Feuchtigkeit der Bergluft zu schützen.
    »Al, mein Genie!« Ihre Lippen
trafen meine Wangen zu einem schallenden Kuß. »Ich bin so aufgeregt, ich kann
einfach nicht ruhig bleiben.«
    »Das habe ich bemerkt,
Darling«, sagte Natalie Lloyd liebenswürdig. »Für so umfangreiche Mädchen wie
dich werden doch bestimmt Spezialbüstenhalter angefertigt?«
    »Ich habe dieses ganz bestimmte
Gefühl von Verworfenheit, so ähnlich wie man bei der ersten Zusammenkunft der
örtlichen Teufelsanbeter empfindet«, sagte Gil Lane. »Wird das heute abend so was Ähnliches, Al, alter Freund?«
    »Hört mal alle zu!« Lloyds rauhe Stimme brachte die übrigen zum Schweigen. »Wir alle
wissen, was auf dem Spiel steht. Der Lieutenant war so anständig, sein Wort zu
halten, und vielleicht gibt er uns heute abend eine
Chance, als er uns hierherbestellt hat.« Er blickte mich erwartungsvoll an.
»Bitte, nun sind Sie an der Reihe, Lieutenant.«
    »Danke«, sagte ich. »Wir fanden
Hal Mercers Leiche heute abend gegen sechs Uhr
ungefähr drei Kilometer von hier weiter unten an
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