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Blond und gefährlich

Blond und gefährlich

Titel: Blond und gefährlich
Autoren: Carter Brown
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meinem Unterbewußtsein beunruhigte mich. Eine
durchaus vernünftige Frage — und das können die schlimmsten sein — wie zum
Beispiel die: Wie war Thorpe auf seine spezielle Methode der Erpressung
gekommen? Soweit ich wußte, war sie einmalig. Der Gedanke, eine in ihn
vernarrte Frau dazu zu überreden, ihm nackt Modell zu stehen, ihr dann zu
drohen, das Porträt an ihren Ehemann zu verkaufen, falls sie nicht zahlte — das
konnte sich doch nicht einfach so ergeben haben. Eines Tages mußte ihm die Idee
aus dem blauen Himmel heraus gekommen sein, und er hatte sie in die Tat
umgesetzt. Oder vielleicht war das Ganze auch anders herum gewesen. Er hatte
bereits ein Nacktporträt von einer in ihn vernarrten Frau gemalt und saß
bewundernd davor, als ihm die darin enthaltene Erpressungsmöglichkeiten
plötzlich aufgingen. Angenommen, ein anderer habe neben ihm gesessen — ebenfalls
den Akt bewundernd — und dieser Betreffende war zuerst auf den Gedanken
gekommen?
    Diese letzte Möglichkeit gefiel
mir am besten, denn sie eröffnete eine neue Kette faszinierender Kombinationen.
Der gesichtslose Organisator hinter Thorpe, der jeden Schachzug plante. Ich
lehnte den Kopf zurück und lachte laut auf, hielt aber nach ein paar Sekunden
abrupt inne, als ich innerlich etwas wie einen leichten Krampf verspürte. Im
nächsten Augenblick fügten sich achtzig Prozent des Puzzle-Spiels fein
säuberlich ineinander.
    Es dauerte rund fünf Minuten,
um das Ende der Old Canyon Road zu erreichen und dann in den rauhen , von Furchen durchzogenen Fahrweg einzubiegen. Das
Haus lag im Dunklen da, was nicht verwunderlich war, und ich hoffte, daß Polnik
sich nicht die Mühe gemacht hatte, es abzuschließen, als er es am Nachmittag
zuvor verließ. Ich ließ die Scheinwerfer eingeschaltet, um auf meinem Weg zur
vorderen Veranda etwas zu sehen. Die Haustür schwang auf, als ich die
Handfläche dagegen preßte. Ich tastete nach dem Lichtschalter. Das Licht
funktionierte, und so kehrte ich zum Healey zurück, um die Scheinwerfer
auszuschalten. Der Sergeant mußte allzusehr damit
beschäftigt gewesen sein, sich wegen des Muttermals an Iris Mercers
Oberschenkel den Kopf zu zerbrechen, um sich auf profane Dinge wie Schlösser und
Lichtschalter zu konzentrieren.
    Als ich ins Haus zurückkehrte,
verspürte ich innerlich einen scharfen Stich, bevor ich den Telefonhörer
ergriff und dann das beruhigende Freizeichen hörte. Ich wählte Liz Nialls
Nummer, und sie meldete sich beim dritten Läuten. »Al Wheeler«, sagte ich.
    »Al, Lieber!« Sie seufzte tief.
»Bist du heute auch durch eine unverfälschte Hölle gegangen, so wie ich?«
    »Hie und da«, erwiderte ich.
    »Ich glaube, ich bin nicht mehr
in der Verfassung für eine weitere Nacht der Konfrontationen«, wimmerte sie.
»Macht dich das völlig verzweifelt und zerstört es dich am Boden?«
    »Ich habe wohl nicht mehr alle
Tassen im Schrank«, sagte ich. »Weißt du was? Ich rufe wegen etwas ganz anderem
an.«
    »Jetzt bringst du mich völlig
durcheinander; ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder beleidigt sein soll!«
Sie lachte leise. »Was hast du also auf dem Herzen?«
    »Als ich um die Mittagszeit
dein Büro verlassen habe«, sagte ich, »habe ich versprochen, mich zu melden,
falls sich im Fall Thorpe etwas Wichtiges ereignete. Und so ist es jetzt.«
    »Al!« Ihre volle Altstimme
bebte in mein Ohr. »Aber das ist wundervoll! Erzähl mir, was los ist.«
    »Nicht am Telefon«, sagte ich
scharf. »Ich bin im Augenblick in Thorpes Haus. Wenn du mit Gil Lane sofort
hierherkommen würdest, können wir vielleicht innerhalb von ein paar Stunden die
Sache aufklären. Um Lloyd kümmere ich mich, um ihn brauchst du dir also keine
Gedanken machen.«
    »Du nimmst mir meinen ganzen
Enthusiasmus, Lieber, bei dem Gedanken, dort hinausfahren zu müssen, von der
Rückfahrt ganz zu schweigen! Das soll doch nicht etwa ein Gag sein, Al? Meinst
du das wirklich ernst?«
    »Wenn ich mich so
springlebendig fühlte, um mich mit solchen Gags abzugeben, Liz, Schätzchen«,
sagte ich düster, »dann wäre ich in diesem Augenblick auf dem Weg zu deinem
Apartment auf der Suche nach neuen Konfrontationen.«
    »Du überzeugst mich«, sagte sie
lachend. »Ich weiß, daß Gil zu Hause ist, denn niemand hat nach dem Tag, den
wir hinter uns gebracht haben, noch Lust, auszugehen. Wir kommen so schnell wie
möglich.«
    »Ausgezeichnet!« sagte ich und
legte auf.
    Ich rief Herman Lloyd an, sagte
zu ihm dasselbe wie eben zu Liz und bat
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