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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen
Autoren: John Saul
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auch herausgefunden hatte, wie nahe Maybelle
Swinney der Wahrheit gekommen war, als sie ihren Witz
machen wollte?
Vermutlich; im Gegensatz zu Maybelle Swinney konnte
Anne logisch denken.
Wohin war sie wohl gegangen?
Zu Mark Blakemoor wahrscheinlich. Wenn sie jetzt noch
nicht dort war, dann würde sie aber binnen kurzem bei ihm
eintreffen.
Doch weder er noch sie kannten bis jetzt die Wahrheit. Und
am Ende, wenn er diesen Körper verloren hatte so wie er seinen verloren hatte, wäre zumindest sein Ruf wieder hergestellt.
An allem würde man nämlich Glen Jeffers die Schuld geben.
Denn der sollte auf frischer Tag ertappt werden – so hatte es
Richard Kraven entschieden. Das einzige, worüber er seine
Meinung geändert hatte, betraf das Versuchsobjekt, das er für
sein letztes Experiment ausgewählt hatte.
Natürlich war Anne ursprünglich seine erste Wahl gewesen.
Doch nun hatte er einen neuen Entschluß gefaßt.
Einen erstklassigen Entschluß. Einen, der einem Mann mit
seinen Geistesgaben würdig war.
Anne sollte am Leben bleiben.
Und in seiner eigenen letzten Sekunde – oder zumindest in
dem Moment, in dem er diesen Körper verlassen würde, um
einen neuen zu finden – wollte er ihren Gesichtsausdruck
sehen, wenn sie dabei zuschauen mußte, wie ihr eigener Ehemann das Herz ihrer Tochter packte und es ihr aus dem Leib
riß.
Mit dieser Erinnerung würde Anne dann ihr restliches Leben
verbringen müssen.
Richard Kravens Ruf wäre vollständig wiederhergestellt –
und Anne Jeffers Leben wäre für alle Zeiten zerstört.
Damit wäre der Gerechtigkeit Genüge getan.
Richard Kraven setzte sich an Annes Pult, um seine letzte
Nachricht zu hinterlassen. Diesmal gab er sich keine Mühe
mehr, Glens Fingerabdrücke abzuwischen. Nachdem er die
Nachricht dort hinterlassen hatte, wo Anne sie mit Sicherheit
finden mußte, verließ er das Haus. Er mußte die Vorbereitungen für das letzte Experiment treffen.
Für das Experiment, das er mit Heather Jeffers ausführen
wollte.
64. Kapitel
    Der schlimmste Teil der Gewitterfront hatte sich nach Osten
verzogen, und das trostlose Grau des Nachmittags war
schimmernder Dunkelheit gewichen. Das nasse Pflaster glitzerte unter dem Licht der Straßenlaternen. Als Anne wieder in
die 16. Straße einbog, bremste sie ein wenig zu scharf, und das
Heck des Wagens driftete leicht nach rechts. Erst nach diesem
kurzen Schleudern bemerkte sie, daß der Parkplatz, den vor
zwei Stunden noch das Wohnmobil belegt hatte, frei war.
Wenigstens mußte sie bei dem Platzregen nicht weit laufen. Sie
schloß das Auto ab und eilte Kevin hinterher, der schon die
Haustür öffnete. »Glen?« rief sie. »Heather? Ist jemand von
euch…« Ihr Ruf erstarb ihr auf den Lippen, als sie die Leere im
Haus spürte. Es war eine ähnliche Leere wie die, die sie
empfunden hatte, als Glen im Krankenhaus gewesen war.
    Allerdings kam ihr heute etwas anders vor. Immer wenn sie
sonst allein im Haus gewesen war, war es noch von der
Ausstrahlung ihrer Familie erfüllt gewesen. Heute abend
jedoch spürte sie nichts davon; das Haus war von derselben
Totenstille erfüllt wie an dem Tag, an dem sie eingezogen
waren.
    Anne versuchte, ihre Beklommenheit zu unterdrücken und
eilte in die Küche. Sie konnte keine Nachricht entdecken, und
auch das Licht des Anrufbeantworters flackerte nicht. Doch die
Tür zum Keller stand offen. Sie war nicht ganz sicher, warum
ihr die offene Tür als böses Omen erschien, ging zur Treppe
und schaute hinunter. Im weißen Lichtschein sah sie die sauber
geputzte Werkbank. Stirnrunzelnd stieg sie langsam die Stufen
hinab. Erst als sie auf der untersten Treppe angekommen war,
sah sie, was hier alles getan worden war.
Die peinlich genau sortierten Behälter mit den Eisenwaren.
Der gesaugte Fußboden.
    Seit nahezu zwei Jahrzehnten hatten sich weder sie und Glen
über die Unordnung dort unten aufgeregt, geschweige denn
Anstalten gemacht, gründlich zu putzen.
    Und jetzt sah es hier so reinlich aus wie in einem Operationssaal.
Anne stieg wieder die Treppe hinauf, schaute sich noch
einmal nach einer Nachricht von Glen um und ging dann in ihr
Arbeitszimmer. Vielleicht hatte Glen ja eine Mitteilung auf
dem Computer hinterlassen. Doch ihr erster Blick fiel auf einen
Briefumschlag, der mit ihrem Namen beschriftet war.
Die Schrift kam ihr sofort bekannt vor.
Sie schreckte vor dem Umschlag zurück, als wäre er eine
Viper, die nach ihr zu schnappen drohte. Anne griff zum
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