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Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan
Autoren: Walter Farley
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vereinigt und trieb sie zu äußerster Kraftentfaltung an.
    Rings um Alec herum züngelte und sprang die feurige Lohe von einem Baum zum anderen. Das Heulen und Brausen der Flammen war so gewaltig, daß er nichts mehr hörte, sondern wie in lautloser Stille dahinflog. Alles war unwirklich, ein Nachtmahr, ein Alptraum... Selbst die dort vorn galoppierenden Pferde wirkten wie Phantome, die durch den einem dichten Nebel gleichenden Rauchschleier sausten.
    Aber unter ihm arbeiteten die enormen Muskeln seines Hengstes. Dies alles war doch Wirklichkeit! Der Wettlauf mit dem Feuer!
    Schnaubend streckte sich Blitz in seinen gewohnten, raumgreifenden Galoppsprüngen. Vorderhand gewann er Vulkan gegenüber noch nicht an Boden. Alec spornte ihn auch nicht an. Er wußte genau, daß Blitz seine Höchstgeschwindigkeit noch nicht erreicht hatte und sie erst einsetzen würde, wenn er von sich aus seine Zeit für gekommen hielt. Das Feuer mußte niedergerannt werden, nicht Vulkan oder die anderen Pferde! Das einzige, was zählte, war, daß Blitz den Flammen entkam. Das Schicksal hatte entschieden, daß dies die Zeit und der Ort waren, das Große Internationale Rennen zwischen den besten Pferden der Welt auszutragen. Das Schicksal hatte einen furchtbaren Starter gestellt: DAS FEUER! Allein die Schnelligkeit der sieben Renner entschied über ihr Leben oder ihren Tod!
    Plötzlich zerriß ein furchtbares Krachen unmittelbar hinter ihnen die Luft. Alec hatte das Gefühl, sein Trommelfell wäre geplatzt; Blitz schoß in meterlangen Sätzen vorwärts vor Schreck. Hinter ihnen waren mehrere brennende Bäume zu Boden gestürzt. Auch die Schneise war jetzt dort zum Flammenmeer geworden.
    Alec spürte, daß Blitz sogleich sein Äußerstes einzusetzen begann. Es handelte sich nicht mehr darum, Vulkan einzuholen; sein Zorn auf die anderen Hengste war vergangen; nur die Furcht vor den Flammen, die ihn verschlingen wollten, war wach. Mit dem Wind, der ihnen das Feuer nachtrieb, lief er jetzt um die Wette. Er holte mehr und mehr auf. Als Vulkan die anderen einholte, war Blitz dicht hinter ihm. Und beide vereint rannten nun gegen den Wind, gegen das Feuer und gegen die schnellsten Rennpferde der Welt.
    Plötzlich bog die Schneise in einem so spitzen Winkel nach links, als führe sie in derselben Richtung zurück, wieder auf das Feuer zu. Die Pferde, die am weitesten vorn liefen, schrien in Todesängsten auf, als Hitze und Flammen über ihnen zusammenschlugen. Die Luft war erfüllt von brennenden Fichtenzapfen und Zweigen, die beim Niederprasseln die Pferdeleiber versenkten. Blitz schrie und wurde langsamer angesichts der Hölle vor ihnen. Aber ein Zurück gab es nicht — er folgte Vulkan.
    Von Furcht gelähmt, beobachtete Alec die an der Spitze laufenden Pferde. So lange sie weiterstürmten, war es das Zeichen, daß die Schneise vor ihnen noch passierbar war — sobald sie stoppten und wendeten, bedeutete dies das Ende für alle...
    Mit der gleichen Plötzlichkeit wie vorher bog die Schneise von neuem ab, und Alec schrie vor Schrecken auf, als er sah, daß sich die Pferde von dem in Flammen stehenden Weg entfernten. Doch als Blitz seinem Sohn um die neue Biegung folgte, lag die Schneise vor ihnen wieder frei, nur noch mit einem Baldachin von springenden Flammen über ihren Köpfen. Zu seiner Linken sah Alec die geteerte Fahrstraße parallel mit der Schneise laufen. Nun gab es keinen Zweifel mehr — sie würden bald das Tal erreichen und gerettet sein!
    Blitz schrie wieder, als ein glühender Fichtenzapfen auf seine Kruppe fiel, er vergrößerte seine Schnelligkeit. Wenige Galoppsprünge vor ihnen hatte Vulkan jetzt Cavaliere eingeholt und ließ ihn sogleich hinter sich. Blitz schob sich neben Cavaliere, aber nur eine Sekunde lang konnte der braune Hengst das Tempo halten, dann fiel er zurück. Vulkan lief jetzt auf gleicher Höhe zwischen Kashmir, Sea King und Phar Fly, während Avenger noch eine Länge Vorsprung hatte. Sein kleiner Körper flog dahin, fast als berührten seine Hufe den Boden nicht.
    Alec wandte den Kopf und sah die Flammen gleißend hinter Cavaliere aufrauschen und sich zusammenschließen; dann blickte er wieder nach vorn. Dichter und dichter schob sich Blitz an die vor ihm galoppierende Gruppe heran, und in derselben Sekunde, da er sie eingeholt hatte, schob sich Vulkan langsam an Avenger vorbei.
    Unvermittelt stieß Blitz wieder einen seiner furchterregenden Schreie aus, und Alec fühlte, wie er sich unter ihm spannte. Seine
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