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Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan
Autoren: Walter Farley
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Leuten aus dem Stall. Zurückblickend sah Alec bereits die Flammen aus dem Dach züngeln. Hinter dem Gebäude war alles, so weit man blicken konnte, ein die Augen blendendes Meer weißer, gelber und roter Flammen. Viele hundert Meilen weit war der Wald vom Feuer verschlungen worden, und jetzt trieb der Wind das Flammenmeer auf die Männer zu. Die ihnen entgegenwogende Luft war glühend heiß und trug Funken und brennende Holzteilchen mit sich. Alecs Gesicht stach und schmerzte, als er neben Blitz auf Jim Nevilles Wagen zurannte. Das Auto des Veterinärs schoß an ihnen vorbei, und die Insassen schrien ihnen zu, sich um Gottes willen zu beeilen. Plötzlich bäumte sich Blitz und stieß sein wildes Wiehern voll Haß und Drohung aus. Alec drehte sich um und sah die Rennpferde im Rudel um die Krümmung des Weidestreifens zurückgerast kommen. Einen Augenblick lang stieg ihm die Hoffnung auf, sie würden das Tor finden und den Weg erreichen, aber da wendeten sie in ihrer Todesangst wieder um und stürmten in der entgegengesetzten Richtung kopflos von dannen. Alec brüllte wie rasend: „Vulkan! Vulkan!“ Doch der schwarze Hengst folgte den anderen.
    Blitz wieherte wieder, und diesmal antwortete ein klägliches Angstwiehem seiner Herausforderung. Alec sah Napoleon von den anderen wegstreben und dann unentschlossen stehenbleiben. Seinen zerzausten Kopf schüttelnd, wieherte Blitz erneut.
    Henry hielt ihn eisern fest und versuchte, ihn auf den Weg zu dirigieren. „Sieh zu, daß du ihn von hier wegbekommst, Alec! Uns bleiben nur noch wenige Minuten, bis das Feuer den Weg erreicht. Dann sind wir geliefert!“
    Alec zog mit aller Kraft, um Blitz von der Stelle zu bringen. Aber Blitz rührte sich nicht. Er starrte Napoleon an. Plötzlich tauchte Vulkan an der Krümmung des Feldstreifens auf — allein, ohne die anderen. Seine riesige schwarze Gestalt bewegte sich unsicher, er schwenkte nach rechts, dann nach links, offensichtlich verzweifelnd einen Ausweg suchend. „Vulkan! Vulkan!“ schrie Alec neuerdings, außer sich vor Qual. Wenn Vulkan doch nur das Tor finden und Napoleon ihm nachkom-men würde! Jetzt war noch Zeit, das Feuer war noch nicht auf den Weg übergesprungen!
    Doch Vulkan wich zurück, als er sich dem Tor näherte. Die furchtbare Hitze schlug ihm entgegen. Aufschreiend stürzte er in der Richtung Napoleons fort, und als er an ihm vorüberjagte, folgte ihm der alte Wallach. „Nein! Nein! Nein!“ schrie Alec schluchzend.
    „Großer Gott! Komm Alec, komm! Wir können ihnen nicht mehr helfen!“ Henry zog und schob den Jungen und versuchte, ihn um Nevilles Auto herum zu bugsieren. „Laß Blitz vor dem Auto her galoppieren, wir kommen nach.“
    Alec wandte sich noch einmal der riesigen Flammenfront zu. Der Stall sank gerade in sich zusammen, das ausgetrocknete Gras davor hatte bereits Feuer gefangen. Es konnte nur noch Sekunden dauern, dann war der Weg durch das Tor auf den noch passierbaren Fußweg für die Pferde endgültig verschlossen. Dann würden die Pferde vom Feuer eingekreist und dem Feuertod überantwortet sein...
    War dieses grauenhafte Schicksal tatsächlich unausweichlich allen bestimmt, außer Blitz? Konnte er denn gar nichts für sie tun? Für Vulkan? Für den armen alten Napoleon?
    Auf einmal kam ihm ein Gedanke. Gerade stieß Blitz wieder einen seiner furchtbaren Schreie aus, denn jetzt wurden die Baumkronen zu beiden Seiten des Weges von den Flammen erfaßt. Als flögen abertausend Feuerfliegen durch die Luft, stob ein Funkenregen hernieder. Die brennende Hölle streckte die Fänge nach ihnen aus und kam mit großen Sprüngen auf sie zu.
    Schreiend bäumte sich der Hengst und zog Alec von Henry fort; dabei wendete er sich um, dem offenen Weideland zu. Außer sich griff Henry nach dem Jungen und jammerte: „Alec! Alec!“ Aber Alec rannte neben dem Hengst her, packte die Mähne und schwang sich auf seinen Rücken. Blitz galoppierte davon, den anderen nach...
    Henry rannte hinterher, stolperte und stürzte zu Boden. Da er aus eigener Kraft nicht wieder hochkam, packte ihn Jim Neville am Arm und schleifte ihn mit Gewalt zu seinem Wagen. Er redete auf ihn ein, aber das Heulen der Flammen war so laut, daß kein Wort zu verstehen war. Die Luft um sie herum schien ein einziges Flammenmeer, als sich Henry im Wagen neben Neville wiederfand. Er versuchte, die Tür zu öffnen, um hinauszuspringen, aber der Reporter hielt ihn fest und fuhr an. Als Jim ihn losließ, sah Henry nur noch Flammen um sich
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