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Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan
Autoren: Walter Farley
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herum und über sich. Kraftlos fiel er in seinen Sitz zurück und barg, von Schluchzen geschüttelt, sein Gesicht in den Händen.
    Alec duckte seinen Kopf in die Mähne des Hengstes, der ihn forttrug. Der Funkenflug und die Hitze waren kaum mehr zu ertragen. Er hielt Blitz nur so lange auf dem Weg, bis er in Schwung gekommen war; dann lenkte er ihn auf den Zaun des Weidelands zu. Der Hengst widerstrebte Alecs führender Hand nicht mehr; er sah den Zaun und streckte sich willig. Der Zaun war hoch, aber Alec wußte, daß Blitz ihn nehmen konnte. Er munterte ihn noch einmal auf, dann überließ er ihm das Tempo. Die mächtigen Muskeln spannten sich, er nahm einen Anlauf; Alec paßte seinen Körper der Bewegung des Hengstes an, und sie flogen über das Hindernis.
    Blitz landete sicher auf der anderen Seite und fiel sofort wieder in Galopp, noch ehe Alec sich aufgerichtet hatte. Jetzt waren sie auf der Weide, und das Feuer war hinter ihnen! Der Gedanke, der Alec plötzlich gekommen war, hatte ihm eine Möglichkeit zur Rettung der Pferde gezeigt. Alles kam darauf an, ob Blitz schneller sein würde als die Flammen!
    Alec sah Napoleon an der Krümmung der Weide stehen, aber er hielt nicht auf ihn zu, sondern lenkte Blitz an den Zaun, der die Weide vom Wald abgrenzte. Hier irgendwo hatte er damals das von Schlingpflanzen überwucherte Gattertor entdeckt, hinter dem eine breite Schneise durch den Wald führte. Das war es, was ihm plötzlich in den Sinn gekommen war, als er sah, daß es keinen Ausweg mehr für die vom Feuer eingekreisten Pferde gab. Das verborgene Tor hatte ihn zu dem Wagnis veranlaßt, umzukehren!
    Da war das Tor, dicht vor der Krümmung der Weide. Er verlor kostbare Sekunden damit, die Latten von dem dichten Gewirr der Schlingpflanzen zu befreien, aber er schaffte es. Dann warf er Blitz’ gewaltigen Körper gegen das Tor. Latten splitterten, das Tor sprang auf; die breite Schneise lag vor ihnen! Wie sehr wünschte er jetzt zu wissen, wohin sie führte, ob ins Tal, ob auf die Fahrstraße, oder ob es eine Sackgasse war? Er bedauerte bitter, nicht ein einziges Mal dort entlang gegangen zu sein, denn jetzt hing ihrer aller Leben — das seine wie das der Pferde! — davon ab, wo diese im Augenblick noch nicht von den Flammen erfaßte Gasse durch den brennenden Wald mündete.
    Doch das würde sich zeigen. Nun mußte gehandelt werden. Er wendete Blitz auf Napoleon zu, der aufwieherte, als er seinen großen Freund kommen sah. Aber er blieb verängstigt auf der Stelle stehen. Alec hielt Blitz neben dem Wallach an, griff nach dessen Halfter und führte ihn zum Tor. Der Graue wehrte sich gegen Alecs Griff, als die Hitze schlimmer wurde, denn jetzt hatte auch das dürre Gras nur hundert Meter von dem Tor entfernt Feuer gefangen. Es gelang Alec, Napoleon festzuhalten, bis sie das Tor erreicht hatten, dann trieb er ihn mit einem festen Klaps auf die Keulen an, vorwärts zu laufen. Es war jedoch nicht mehr nötig, den Alten zur Eile anzuspornen, denn als er die Schneise sah, lief er sogleich darauf zu und in ihr weiter. Blitz wollte ihm folgen, und den Bruchteil einer Sekunde zögerte Alec, denn auch in der Schneise flogen bereits Funken und brennende Holzteilchen, die Vorboten des Feuers, und hinter ihm schwoll das grauenhafte Brausen der Flammen an. Er brauchte sich nicht umzusehen, denn seine Ohren verrieten ihm, daß das Feuer unaufhaltsam näher kam. Nur noch wenige Minuten, und die Schneise würde ebenfalls ein Flammenmeer und nicht mehr passierbar sein. Würde ihm noch Zeit genug bleiben?
    Im gleichen Augenblick, da er sich die Frage stellte, warf er Blitz entschlossen herum, denn — Vulkan war bei den anderen. Und Vulkan war sein Pferd — er wollte, nein, er konnte es nicht hilflos dem Flammentod preisgeben!
    Er stachelte Blitz zu größerer Schnelligkeit in Richtung der Krümmung, hinter der die anderen Hengste waren. Sobald Blitz sie erspäht hatte, brauchte Alec ihn nicht mehr anzutreiben: er raste auf Vulkan los, der am äußersten Ende des Feldes ziellos umherrannte. Vor ihm her liefen die anderen, zitternd vor Furcht, in kurzen, irren Anläufen erst in der einen, dann in der anderen Richtung vergeblich einen Ausweg suchend.
    Im vollen Galopp stieß Blitz sein herausforderndes Wiehern aus, erfüllt von Trotz. Alec spürte, daß er beim Anblick der Hengste das Feuer fast vergessen hatte. Er lenkte den Wutschnaubenden auf Vulkan zu in die entfernte Ecke, denn sein Plan war, alle am Zaun entlang bis zu dem
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