Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
gefüllten Höhle, die er am Vormittag an einer felsigen Stelle des
Ufers entdeckt hatte. Unter dem klaren Wasser glitzerte der weiße Sand. Er
setzte sich auf die Felsbank und spähte gespannt ins Wasser. Er hatte von
Menschen gelesen, die auf diese Weise Fische fingen. Nach einer Weile sah er,
daß sich das Wasser an einer Stelle bewegte. Ein dunkler Schatten kam unter den
Felsen hervor. Vorsichtig hob er seinen selbstgebastelten Speer. Mit aller
Kraft schleuderte er ihn hinunter; der lange Stab schwirrte ins Wasser und
bohrte sich in den weißen Sand. Er hatte daneben getroffen!
    Er zog den Speer heraus und ging zu einer
anderen Stelle. Wieder wartete er geduldig. Es dauerte lange, bis er abermals
einen Fisch gewahrte. Eine lange, schlanke Gestalt bewegte sich in dem seichten
Wasser unter ihm. Er hob den Speer, zielte und stach zu. Er sah das Messer
treffen! Da er befürchtete, daß das Messer herausschlüpfen würde, wenn er den
Speer heraufzog, sprang er in das seichte Wasser und tastete sich mit den
Händen an dem Stecken entlang, um den Fisch zu greifen. Er fand das Ende; aber
seine Finger fühlten nur die blanke Klinge. Der Fisch war weg!
    Den ganzen übrigen Nachmittag versuchte Alec
einen Fisch zu fangen. Als es dunkelte, stand er müde auf und ging langsam zu
seinem neuen »Heim«. Die Augen schmerzten ihn von dem stundenlangen
angespannten Suchen im Wasser. Beute war ihm versagt geblieben.
    Unterwegs machte er bei einem Beerenstrauch halt
und aß hungrig. Als er bei der Quelle anlangte, sah er den schwarzen Hengst
nicht weit entfernt. Das Pferd schaute auf, nahm den Knaben wahr und weidete
weiter. Es bewegte sich von einem Fleck zum andern und rupfte alle kleinen
Grasbüschel ab, die es finden konnte. Ich wette, es hat genauso großen Hunger
wie ich, dachte Alec. Er ließ sich bei der Quelle fallen und trank.
    Die Dunkelheit kam schnell. Auf einmal empfand
Alec die Stille der Insel — keine Vögel, kein sonstiges Getier, kein Laut. Es
war, als ob er und der Rappe die einzigen Geschöpfe in der Welt wären. Millionen
Sterne schimmerten droben und schienen ganz nahe zu sein. Der Vollmond stieg
immer höher und ließ den kleinen Teich glänzen.
    Der Schwar2e hörte auf zu weiden. Auch er schien
den Mond zu betrachten. Alec pfiff, zuerst leise, dann lauter und verebbend. Einen
Augenblick herrschte Stille. Dann drang das schrille Wiehern des Hengstes durch
die Nacht. Alec sah ihn herüberblicken und nach einer Weile die Suche nach Gras
fortsetzen. Er lächelte und kroch in seine Schutzhütte. Das Tagewerk hatte ihn
müde gemacht, und er schlief bald ein.
    Am folgenden Morgen saß Alec wieder mit seinem
Speer bei der kleinen Höhle; er war fest entschlossen, sich einen Fisch zum
Frühstück zu fangen. Aber er mußte sich mit Beeren begnügen, auch zum
Mittagessen. Am Nachmittag fühlte er sich matt und elend; der Kopf wirbelte
ihm, und er vermochte kaum die Augen offenzuhalten. Der Hunger bewog ihn,
trotzdem auszuharren. Auf einmal erschien ein kleiner Wirbel an der Oberfläche
des Wassers. Alec ergriff den neben ihm liegenden Speer und kniete sich hin. Er
sah unten im Wasser eine graue Gestalt. Er hob den Speer und bewegte ihn längs
mit dem Fisch. Dann stieß er zu! Die Bewegung im Wasser zeigte ihm, daß er
getroffen hatte! Er sprang ins Wasser und preßte den Speer gegen den Boden.
Diesen Fisch durfte er nicht verlieren! Seine Hand erreichte das Messer. Der
Fisch war da — er wand sich und zappelte. Nun hatte er ihn. Flink hob er den
Fisch aus dem Wasser und warf ihn mitsamt dem Speer auf die Felsbank. Müde
kletterte er hinauf und betrachtete mit hungrigen Augen seine Beute. Er zog den
Speer heraus, hob den Fisch auf, tötete ihn durch einen Schlag auf den Kopf und
begab sich zu seinem Lagerplatz.
    Er wusch den Fisch in dem Quellwasser. Dann
legte er ihn auf ein Stück Holz und putzte ihn. Wie konnte er nun bloß Feuer
machen? Er dachte an einen Inder, dem er öfters beim Feuermachen ohne
Streichhölzer zugesehen hatte. Vielleicht gelang es ihm...
    Er sammelte kleine Rindenstücke, ein wenig
trockenes Gras und ein paar dürre Äste, ergriff einen ziemlich dicken, ganz
trockenen Ast, brach ein Stück ab und höhlte ihn an einer Stelle mit seinem
Messer halb aus. Dann zerschnitt er das trockene Gras und stopfte ein wenig in
das Loch — das Gras sollte als Zunder dienen und Feuer fangen. Hierauf holte er
sich von einem Baum einen starken, elastischen Zweig, kürzte ihn auf ungefähr
vierzig Zentimeter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher