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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst
Autoren: Walter Farley
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Schwarzer,
wenn wir Zusammenhalten«, sagte er entschieden.
    Alec kehrte zum Gipfel der Klippen zurück und
nahm den Abstieg in Angriff. Vorsichtig kletterte er zum Wasserrand hinunter;
bei jedem Schritt sah er sich aufmerksam um, ehe er auftrat — wo eine Schlange
gewesen war, konnten gut noch mehr sein. Unten angekommen, füllte er wieder
sein Hemd mit Moos und kletterte dann hinauf. Hoch über sich sah er den
Schwarzen über die Klippen blicken; seine Mähne flatterte im Winde. Als er oben
anlangte, war das Pferd immer noch da. Es folgte ihm in kurzem Abstand, als er
zur Quelle ging.
    Während die Tage verstrichen, wuchs die
Freundschaft zwischen Alec und dem Hengst allmählich. Das Pferd kam jetzt auf
den Ruf des Knaben herbei und ließ sich von ihm streicheln, wobei es ihn mit
verwunderten Augen betrachtete. Eines Abend saß Alec beim warmen Schein des
Feuers und sah zu, wie das Pferd von dem Irländischen Moos neben dem kleinen
Teich fraß. Er hätte gern gewußt, ob der Schwarze der Algen ebenso überdrüssig
war wie er selbst. Er hatte festgestellt, daß sie etwas besser schmeckten, wenn
er sie in dem gefundenen Schildkrötenpanzer mit wenig Wasser kochte. Die
Abkochung erstarrte nach dem Erkalten zu einer ziemlich bitteren Gallerte. Ein
Fisch bedeutete für ihn eine seltene Delikatesse.
    Die Schatten der aufflackernden Flammen
zeichneten ein gespenstisches Muster auf das Fell des Hengstes. Alecs Augen
funkelten, und seine Miene wurde ernst, während ihm die Gedanken durch den Kopf
fuhren. Sollte er es morgen versuchen? Durfte er es wagen, den Schwarzen zu
reiten? Sollte er lieber noch ein paar Tage warten? Los, morgen! Tu’s nicht!
Doch, los!
    Das Feuer brannte hinunter und schwelte. Alec
legte Holz nach und setzte sich dann wieder; seine Augen hafteten an der
pechschwarzen Gestalt bei der Quelle.
    Am folgenden Morgen erwachte er aus einem
unruhigen Schlummer, als die Sonne schon hoch stand. Hastig nahm er etwas von
dem Irländischen Moos zu sich. Dann schaute er sich nach dem Hengst um; aber
das Pferd war nirgends zu sehen. Alec pfiff, bekam jedoch keine Antwort. Er
ging zu dem Sandhügel. Die Sonne flammte hernieder, und der Schweiß rann ihm
über den Körper. Wenn es doch nur regnen würde! In der letzten Woche war es auf
der Insel wie in einem Backofen gewesen.
    Als er auf dem Gipfel des Hügels anlangte,
gewahrte er den Hengst an dem einen Ende des Strandes. Wieder pfiff er, und
diesmal ertönte ein antwortendes Wiehern, während das Pferd den Kopf wandte.
Alec stieg hinab und ging mit entschlossener Miene auf den Schwarzen zu.
    Das Pferd blieb still stehen, während er näher
kam. Vorsichtig trat Alec zu ihm und legte ihm die Hand auf den Hals. »Ruhig,
Schwarzer«, murmelte er, als das warme Fleisch unter seiner Hand leicht zuckte.
Der Hengst zeigte keine Furcht mehr, aber er sah ihn auch nicht an; seine
großen Augen ruhten immer noch auf dem Meer.
    Eine Weile blieb Alec mit der Hand auf dem Hals
des Pferdes stehen. Dann ging er auf eine nicht sehr weit entfernte Sanddüne
zu. Das Pferd folgte ihm. Er stellte sich auf die Düne und griff mit der Linken
in die dichte Mähne des Tieres. Der Hengst spitzte die Ohren; seine Augen, in
die etwas von der alten Wildheit zurückkehrte, betrachteten den Knaben, und
seine Muskeln zuckten. Sekundenlang war Alec unschlüssig, was er tun sollte.
Dann faßte er mit beiden Händen die Mähne fester und schwang sich auf den
Rücken des Pferdes. Zuerst stand der Hengst regungslos; dann schnaubte er und
schlug aus. Der Sand flog auf, als das Pferd bockte. Alec fühlte, wie sich die
kräftigen Muskeln wölbten; er wurde durch die Luft geschleudert und landete mit
schwerem Prall auf dem Rücken.
    Als der Knabe wieder zu sich kam, spürte er
etwas Warmes an der Wange. Er schlug die Augen auf. Der Hengst stieß ihn mit
dem Kopf an. Alec bewegte die Arme und Beine und stellte fest, daß er
Schürfwunden erlitten, aber nichts gebrochen hatte. Schwerfällig stand er auf.
Das Wilde in den Augen des Hengstes war verschwunden; er sah aus, als ob nichts
geschehen wäre.
    Alec wartete ein paar Minuten, dann führte er
den Hengst abermals zu der Sanddüne. Seine Hand packte die Mähne; aber diesmal
legte er sich nur mit dem Oberkörper auf den Rücken des Pferdes, während er ihm
beschwichtigend zusprach. Die Ohren des Tieres zuckten vor und zurück, es
drehte den Kopf und betrachtete den Knaben.
    »Siehst du, ich tu’ dir nichts, Schwarzer«,
murmelte Alec, klopfte ihm den
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