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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst
Autoren: Walter Farley
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er seine Taschen damit; dann zog
er sein Hemd aus und benutzte es als Beutel. Er kletterte wieder hinauf und
eilte zum Lager zurück. Dort breitete er das Moos neben der Quelle auf dem
Boden aus. Die nächste Viertelstunde verbrachte er damit, es zu waschen, und
hernach legte er es zum Trocknen an die Sonne. Hungrig kostete er es abermals.
Es schmeckte jetzt viel besser — und es war ein Nahrungsmittel!
    Als er fertig gegessen hatte, versank die Sonne
im Meer, und der Himmel wurde rasch dunkel. In der Ferne sah Alec den Hengst
zur Quelle kommen. Schnell ergriff er etwas Moos für sich selbst und ließ den
Rest bei der Quelle am Boden liegen. Ob der Schwarze es wohl fressen würde?
Alec lief zu seiner Hütte und nahm dort seinen Beobachtungsposten ein.
    Der Hengst sprengte herbei, schüttelte den
langen Hals und vergrub das Maul im Wasser. Er trank lange. Als er fertig war,
schaute er zu dem Knaben hinüber und wieherte. Er senkte die Nase zum Boden und
schritt zu dem Moos, das Alec zurückgelassen hatte. Er schnupperte daran. Dann
nahm er etwas davon auf und begann zu fressen. Er kaute lange und sorgfältig.
Er holte sich mehr.
    In dieser Nacht schlief Alec besser als bisher.
Er hatte ein Nahrungsmittel gefunden, von dem er und der Schwarze eine ganze
Weile leben konnten!
     
     
     
    VIERTES KAPITEL

Kameraden
     
    Am folgenden Tage machte sich Alec auf, noch
mehr Irländisches Moos zu holen. Als er sich den Klippen näherte, sah er den
Hengst still neben einem großen Felsblock stehen. Kein Muskel zuckte an seinem
schwarzen Leib — es war, als hätte ein Künstler den Schwarzen auf weißen Stein
gemalt.
    Alec kletterte in eine kleine Vertiefung hinunter
und hielt inne, um die Felsen unten zu betrachten. Plötzlich hörte er das
Wiehern des Pferdes, durchdringender, haarsträubender als je zuvor. Er blickte
auf.
    Der Schwarze war auf den Hinterbeinen; er
bleckte die Zähne. Dann schoß er mit einem mächtigen Satz weg von dem
Felsblock, auf Alec zu. Schnell kam er heran, immer schneller mit jedem
ausgreifenden Schritt. Er war fast über Alec, als er donnernd haltmachte und
sich abermals bäumte. Alec sprang zur Seite, rutschte auf einem Stein aus und
fiel zu Boden. Hoch über ihm schlugen die Beine des Schwarzen in die Luft, und
dann kamen sie drei Meter von Alec entfernt herunter. Abermals bäumte er sich,
und immer wieder stampfte er. Der Boden, auf dem Alec lag, erbebte unter der
Gewalt der Hufe. Das Maul des Pferdes schäumte, und seine Augen wichen nicht
von dem Boden vor ihm.
    Allmählich ließ das Stampfen nach, und endlich
hörte es ganz auf. Der Schwarze hob den Kopf in die Höhe, und sein Wiehern
schrillte durch die Luft. Er schüttelte den Kopf und schritt mit bebenden
Nüstern langsam davon.
    Alec erhob sich und ging vorsichtig zu der
zerstampften Stelle. Verwirrung überfiel ihn. Vor ihm lagen die verstreuten
Teile eines langen, gelblichschwarzen Leibes und der dreieckige Kopf einer
Schlange, zerdrückt und leblos. Er stand reglos. Es nahm ihm den Atem, so
plötzlich ein Lebewesen auf der Insel zu entdecken, noch dazu ein gefährliches,
denn der dreieckige Kopf deutete auf eine Giftschlange hin. Der Schweiß brach
ihm aus, als er sich klarmachte, was ein Schlangenbiß bedeuten würde —
Körperqualen und vielleicht Tod! Benommen blickte er zu dem etwas entfernt
stehenden Hengst hinüber. Hatte das Pferd die Schlange getötet, um ihn zu
retten? Begann der Schwarze zu verstehen, daß sie einander brauchten, um sich
am Leben zu erhalten?
    Langsam ging der Knabe auf den Hengst zu. Die
Mähne des Pferdes wehte im Winde, seine Muskeln zuckten, seine Augen bewegten
sich rastlos; aber es blieb stehen, als der Knabe herankam. Alec wollte ihm
verständlich machen, daß er nichts Böses im Schilde führte. Behutsam streckte
er die Hand nach dem Kopf des Schwarzen aus. Das Pferd legte ihn so weit
zurück, wie es ihm möglich war, ohne sich vom Fleck zu rühren. Alec trat näher
und an seine Seite. Sachte legte er einen Augenblick die Hand auf das schwarze
Fell. Der Hengst blieb still. Wieder versuchte Alec den wilden Kopf zu
berühren. Der Schwarze bäumte sich und schüttelte sich ein wenig. Alec sagte
beschwichtigend: »Ruhig, Schwarzer, ich tue dir nichts.« Der Hengst zitterte,
bäumte sich abermals und sprengte weg. Etwa hundert Meter entfernt verharrte er
unvermittelt und drehte sich um.
    Alec betrachtete ihn, wie er dort ganz still und
mit hoch erhobenem Kopf stand. »Wir werden uns irgendwie helfen,
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