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Blitz der schwarze Hengst

Blitz der schwarze Hengst

Titel: Blitz der schwarze Hengst
Autoren: Walter Farley
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sich
die aufgeregten Fahrgäste. Alec erschrak jetzt wirklich; noch nie hatte er ein
solches Gewitter erlebt!
    Es kam ihm vor, als vergingen Stunden, während
die »Drake« durch die Wellenberge pflügte; sie rollte schwerer, und der ganze
Rumpf ächzte; doch irgendwie gelang es ihr, sich in dem Wellengang zu halten.
Die langen Blitze hörten nicht auf; sie zickzackten über den Himmel, und das
Krachen der ihnen rasch folgenden Donnerschläge widerhallte auf dem Wasser.
    Von seinem Standort im Gang aus sah Alec einen
Matrosen über das Deck auf sich zukommen; verzweifelt bemühte sich der Mann,
sich an der Reling festzuhalten. Die »Drake« neigte sich, und eine besonders
große Woge überschwemmte das Deck. Als sie sich verzogen hatte, war der Matrose
nicht mehr da. Der Knabe schloß die Augen und betete.
    Der Sturm begann etwas nachzulassen, und Alec
schöpfte neue Hoffnung. Dann schienen die dunklen Wolken plötzlich
auseinanderzureißen; eine wahre Feuergarbe schoß vom Himmel hernieder. Ein
scharfer Knall ertönte, dem das Krachen des Donners folgte. Das Schiff hob sich
förmlich aus dem Wasser und fiel dann wieder zurück. Alec wurde zu Boden
geschleudert und blieb betäubt liegen. Allmählich kam er zu Bewußtsein. Er lag
auf dem Bauch; sein Gesicht fühlte sich heiß und klebrig an. Er hob die Hand
und zog sie blutbedeckt zurück. Dann merkte er, daß er getreten wurde. Laut
schreiend kletterten die Fahrgäste über ihn hinweg. Die »Drake« machte keine
Fahrt mehr — ihre Maschine stand still — Dampf zischte aus geborstenen Rohren.
    Mühsam kroch Alec auf das schräg liegende Deck
hinaus. Erschrocken gewahrte er das Bild, das sich seinen Augen bot. Der
schwere Blitzschlag hatte die »Drake« getroffen. An der einen Seite klaffte ein
riesiges Leck, das bis zur Mitte des Decks reichte. Das Schiff sank! Seltsam,
obwohl das Ende so nahe war, blieb Alec ganz kühl. Er richtete sich auf und
blickte sich um. Die Mannschaft befand sich bei den Rettungsbooten, und Kapitän
Wilson gab dort Befehle. Gerade wurde das eine Boot ins Wasser
hinuntergelassen. Eine große Welle stürzte sich von der Seite darauf und kippte
es um — die Insassen verschwanden im Meer. Er ging zu den Rettungsbooten
hinüber und wartete.
    Das zweite Boot füllte sich. Als Alec an die
Reihe kam, war das Boot besetzt.
    »Warte aufs nächste, Junge«, sagte Kapitän
Watson ernst und legte ihm den Arm um die Schultern. Alec zwang sich zu einem
Lächeln.
    Als sie zusahen, wie sich das zweite
Rettungsboot hinabsenkte, erschien der dunkelhäutige Mann und rannte auf den
Kapitän zu, wobei er mit den Armen fuchtelte und erregte Worte ausstieß.
    »Unter dem Bett! Unter dem Bett!« rief ihm der
Kapitän zu.
    Da bemerkte Alec, daß der Mann keine
Schwimmweste trug. Mit entsetztem Blick schaute er von dem Kapitän auf Alec.
Wie ein Wahnsinniger stürzte er sich auf den Knaben und versuchte ihm die
Schwimmweste vom Rücken zu reißen. Alec wehrte sich; aber er konnte es mit dem
Halbverrückten nicht aufnehmen. Im nächsten Augenblick wurde der Mann von
Kapitän Watson gepackt und an die Reling geschleudert.
    Alec sah die Augen des Mannes zu dem
Rettungsboot gehen, das soeben hinuntergelassen wurde. Ehe der Kapitän ihn
hindern konnte, kletterte er über die Reling, um in das Boot zu springen!
Plötzlich neigte sich die »Drake« stark zur Seite. Der Dunkelhäutige verlor das
Gleichgewicht und fiel schreiend ins Wasser. Er tauchte nicht mehr auf.
    Der Dunkelhäutige war ertrunken. Sofort fiel
Alec der Rappe ein. Wie erging es ihm? Befand er sich noch in seinem Stall? Von
einem unwiderstehlichen Drang getrieben, rannte Alec zum Heck des Schiffes.
Wenn der Hengst noch am Leben war, wollte er ihn befreien und ihm die
Möglichkeit geben, um sein Leben zu kämpfen.
    Der Stall war noch vorhanden. Alec hörte das
schrille Wiehern und die Hufschläge gegen die Tür, die den Sturm übertönten. Er
lief zu der Tür, schob die schwere Stange beiseite, die sie festhielt, und
machte die Tür weit auf. Sogleich verstummte das Gestampfe der starken Hufe,
und das Pferd schwieg. Alec wich langsam zurück.
    Jetzt sah er den Rappen, der den Kopf hochwarf
und erregt die Nüstern blähte. Plötzlich schnaubte er und sprengte geradewegs
auf die Reling und auf Alec zu. Alec war wie gelähmt; er vermochte sich nicht
zu rühren. Seine eine Hand ruhte auf der Reling, die dicht daneben zerbrochen
war, so daß hier nichts den Abgrund zwischen dem Deck und dem offenen
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